Köln/Düsseldorf. . Der Fahrer eines in Gelsenkirchen gemeldeten Opel soll einen Fortuna-Bus auf der A 3 ausgebremst haben. Der FC Schalke meldet nun, am „Angriff“ sei „kein S04-Fan beteiligt“ gewesen und beruft sich auf ein Gespräch mit der Polizei. Die weiß von nichts. Den Ermittlern liegt nicht mal die Anzeige vor.

Große Verwirrung nach der Attacke auf einen Fortuna-Fanbus auf der Autobahn 3: Vorigen Samstag hatte der Fahrer eines in Gelsenkirchen gemeldeten Opel den Bus, in dem 50 Klub-Mitarbeiter, Funktionäre und Fans saßen, nach Zeugenaussagen in Köln-Königsforst ausgebremst. Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger, der mit im Bus saß, sprach von einem „Anschlag auf unser Leben“. Am heutigen Freitag behauptete der FC Schalke 04 nun auf seiner Website: „Autobahn-Angriff auf Düsseldorf-Bus: Kein S04-Fan beteiligt“.

Die Schalker, so erklärte ein Vereinssprecher die Veröffentlichung, seien nach den Medienberichten „in die Defensive“ geraten. Boulevardmedien hätten suggeriert, ein fanatischer Anhänger der Knappen habe den mit Fortuna-Fahnen geschmückten Bus zu dem Ausweichmanöver gezwungen. Aber: „Nach unseren Erkenntnissen handelt es sich bei dem Fahrer des Pkw nicht um einen Schalke-Fan“, ließ sich Volker Fürderer, Sicherheitsbeauftragter des FC Schalke 04, daher auf www.schalke04.de zitieren. Er beruft sich auf einen „Austausch mit der Polizei“ – auf Nachfrage auf ein Gespräch mit der Polizei Gelsenkirchen.

Kein Mitglied, keine Dauerkarte – kein Schalke-Fan?

Allerdings hat die Polizei die Ermittlungen nach eigenen Angaben noch überhaupt nicht aufgenommen. Auch der Polizeiführer, der die Schalke-Einsätze der Polizei Gelsenkirchen leitet, weiß nichts von diesem „Austausch“. „In diesem Fall hat nach unserem Wissen niemand von uns mit Schalke gesprochen“, sagt Konrad Kordts, Pressesprecher im Gelsenkirchener Präsidium. Wobei er freilich nicht für jeden Gelsenkirchener Polizisten sprechen könne.

Fortuna-Finanzvorstand Paul Jäger appelliert, „Mutmaßungen einzig aufgrund des Kennzeichens zu unterlassen“. Foto: Sergej Lepke / WAZ Fotopool
Fortuna-Finanzvorstand Paul Jäger appelliert, „Mutmaßungen einzig aufgrund des Kennzeichens zu unterlassen“. Foto: Sergej Lepke / WAZ Fotopool © Sergej Lepke / WAZ Fotopool

Nach dem Tatort-Prinzip ist ohnehin die Autobahnpolizei in Köln zuständig.

Bei der aber ist der Fall noch nicht mal angekommen: Auf Initiative von Paul Jäger, der fünf weitere Zeugen benannte, hat ein szenekundiger Beamter Anfang der Woche auf dem Polizeipräsidium Düsseldorf Anzeige erstattet. Die Zeugenaussagen, etwa zum Kennzeichen des Gelsenkirchener Opels, wurden zur Verkehrsdirektion in Köln geschickt. Dort aber seien sie bis Freitag nicht angekommen, teilt eine Polizeisprecherin nach Recherchen in der Behörde mit. Heißt: Offiziell hat die Polizei den Halter des grauen Gelsenkirchener Opel noch nicht ermittelt, geschweige denn vernommen.

Als weiteres Indiz dafür, dass der mutmaßliche Täter „kein S04-Fan“ sein könne, führt der FC Schalke in der Veröffentlichung vom Freitag an, der Tatverdächtige sei beispielsweise weder Clubmitglied, noch habe er eine Dauerkarte. Wobei es freilich noch mehr Schalke-Fans gibt als die etwa 110.000 Vereinsmitglieder und die Inhaber der 43.195 Dauerkarten für die Arena. Zudem, so ein Sprecher weiter, sei der Mann auch nicht als Kunde des Fanshops registriert.

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Fortuna-Finanzchef: keine Hinweise auf Schalker Bezug

Indes sprang Paul Jäger von Fortuna Düsseldorf den Schalkern am Freitag zur Seite: „Von unserer Seite hat nie jemand behauptet, der Fahrer sei ein Schalke-Fan gewesen.“ Zumal laut Jäger am Wagen auch keine Hinweise darauf – etwa Fan-Utensilien – zu sehen gewesen seien. „Ich habe nur gesagt, dass muss einer gewesen sein, der Fortuna nicht mag.“ Jäger appellierte auch an die Medien, „Mutmaßungen einzig aufgrund des Kennzeichens zu unterlassen“. Nichtsdestotrotz, so Jäger, „war das ein schlimmer Vorfall. Und es war Absicht“.

Nach den Beobachtungen der Fanbus-Insassen sollen mehrere Menschen in dem Opel gesessen haben, so Jäger, „soweit wir erkennen konnten aber keine Kinder“.

Ob der Fahrzeughalter das gefährliche Manöver gesteht und wie er es in diesem Falle erklärt – wird wohl erst seine Befragung durch die Polizei Köln ergeben.