Düsseldorf. . Dieser Zufallsfund ist für Archäologen ein absoluter Glückstreffer: Beim Bau der U-Bahn-Trasse für die Wehrhahnlie sind Bauarbeiter in zwölf Meter Tiefe auf das 1,2 Meter große Teilstück eines Mammut-Stoßzahns gestoßen. Der Zahn ist zwischen 10.000 und 30.000 Jahre alt.

Die großen elfenbeinfarbenen Stoßzähne ragen empor, als sich der knapp drei Meter große Mammutbulle über die gefrorene Vegetation zur nächsten Futterstelle aufmachte. Kein Bild mit Seltenheitswert vor rund 10.000 bis 30.000 Jahren in der Gegend um das heutige Düsseldorf. Selten ist allerdings, dass am vergangenen Mittwochmorgen bei Bauarbeiten an der Wehrhahnlinie ein 1,2 Meter großes Teilstück von einem solchen Mammut geborgen werden konnte. „Der Fund ist nicht nur ein Zufallsfund, sondern auch ein Glückstreffer“, freut sich Andreas Kupka, archäologischer Koordinator der neuen Bahntrasse.

Am künftigen U-Bahnhof Pempelforter Straße hatten Bauerarbeiter in zwölf Metern Tiefe Bodenarbeiten mit einem Bagger vorgenommen. Dabei stießen sie auf den Zahn, den sie zunächst für ein Baurohr hielten.

Den Mammutstoßzahn entdeckten Bauarbeiter der Wehrhahnlinie in zwölf Metern Tiefe im Bereich des künftigen U-Bahnhofes Jacobi-/Pempelforter Straße bei Ausschachtungsarbeiten.
Den Mammutstoßzahn entdeckten Bauarbeiter der Wehrhahnlinie in zwölf Metern Tiefe im Bereich des künftigen U-Bahnhofes Jacobi-/Pempelforter Straße bei Ausschachtungsarbeiten. © Stadt Düsseldorf

„Das 34 Kilogramm schwere Fundstück wurde von den Arbeitern nicht beschädigt.Sie riefen sofort in der Zentrale an und ich konnte mit einem archäologischen Team eine fachgerechte Bergung durchführen“, beschreibt der Forscher die Umstände des Fundes.

Gletscherflüsse statt Rhein

Außergewöhnlich ist dieser gleich aus mehren Gründen. Zum einen wurden an der östlichen Passage der Wehrhahnlinie bislang keinerlei archäologische Entdeckungen gemacht, anders als auf der Nord-Süd-Achse, wo bei Grabungen bereits mittelalterliche Festungsteile gefunden wurden. Zum anderen ist der gute Zustand, des mindestens 10.000 Jahren alten Mammutstoßzahns nur dem Umstand geschuldet, dass sich der Druck der Erdschichten und die feuchte Umgebung als exzellenter Konservierungsort entpuppten.

Wie der Urzeitbeißer überhaupt in eine solche Tiefe gelangen konnte, weiß Dr. Ralf Lommerzheim, Leiter der Bodendenkmalpflege: „In dieser Zeit gab es noch nicht das heutige Flussbett des Rheins. Vielmehr erstreckten sich auf der gesamten Fläche zwischen Neuss und Ratingen viele kleine Gletscherflüsse. Durch die Eisschmelze wurden Tierkadaver dann kilometerweit fortgespült. Häufige Sedimentverschiebungen haben unseren Stoßzahn dann schließlich unter zwölf Metern Schutt begraben.“

DNA-Analyse soll Details liefern

„ArcheoPoint“ ZEIGT FUNDSTÜCKE im U-Bahnhof

Nicht nur der Mammutstoßzahn, sondern auch zahlreiche weitere Artefakte wurden während der Bauarbeiten an der Wehrhahnlinie zu Tage gebracht:

So entdeckten Andreas Kupka und sein Team seit 2009 bereits Teile der Flinger Bastion, Reste einer Palisade, ein 20 Meter langes Mauerstück der Flinger Kontergarde, Kellerfundamente aus dem 16. Jahrhundert , sowie die Kontergarde des Kö-Bogens aus dem 18. Jahrhundert.

Die interessantesten Fundstücke werden mit Fertigstellung der Wehrhahntrasse im kommenden Jahr im „ArcheoPoint“ in der U-Bahnstation Heinrich-Heine-Allee ausgestellt.

Diese Verschiebung war es auch die dafür sorgte, dass die Forscher nur dieses eine Relikt finden konnten, auch wenn Andreas Kupka die nähere Umgebung der Fundstelle noch einmal genauestens untersuchte.

Nun soll der Zahn weitere interessante Informationen liefern: Mittels einer DNA-Analyse sollen Rückschlüsse auf das genau Alter des Fundstückes und des Tieres gezogen werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten an der Wehrhahnlinie, soll er dann mit anderen Exponaten im U-Bahnhof der Heinrich-Heine-Allee ausgestellt werden.