Die Buddelei für die Deichsanierung hat bereits historische Gemäuer aus dem 17. Jahrhundert ans Tageslicht gebracht. Jetzt machten die Arbeiter am Herbert-Eulenberg-Weg eine erstaunliche Entdeckung.

Neben den Überresten einer gesprengten, ehemaligen Uferbefestigung stießen sie auf das Wrack eines hölzernen Schiffes direkt am Rhein. „Wir haben den Hafen von Kaiserswerth gefunden”, frohlockt Jörg Heimeshoff von der Unteren Denkmalbehörde.

Historiker hatten zwar vermutet, dass in Kaiserswerth früher eine Hafenanlage existiert hat, Aufzeichnungen darüber gibt es aber nicht. Das aus Eichenholz gefertigte Schiff ist etwa 15 Meter lang, drei Meter breit und wurde vermutlich um das 1700 herum gebaut. Wahrscheinlich hat es dazu gedient, größere Frachtschiffe mit Steinen, Holz oder Weinfässern zu be- und entladen. Denn diese konnten wegen der Kiesbänke nicht bis dicht ans Rheinufer heranschippern. „Oder solche Holzboote wurden für den Transport von Waffen genutzt. Schließlich ist die alte Festung in unmittelbarer Nähe”, orakelt Annette Fimpeler-Philippen, die Chefin des Schifffahrts-Museums.

Derweil spricht Helmut Luley vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland von einem historisch äußerst wertvollen Fund: „Vor allem, weil das Holz sehr gut erhalten ist. Solche Schiffe entdecken wir nur sehr selten.” In den verganenen 20 Jahren wurden in der Rheinschiene nur in Düsseldorf in den 90er Jahren und in Köln (2003) zwei frühneuzeitliche Wracks ausgegraben.

Die Bergung gestaltet sich allerdings schwierig. Denn die sieben Meter tief unter der Geländeoberfläche gelegene Baugrube ist mittlerweile mit Grund- und Regenwasser vollgelaufen. Nur noch zehn Prozent des Bootes sind derzeit zu sehen. Der Stadtentwässerungsbetrieb lässt deshalb ringsherum Brunnen anlegen, um das Wasser abzupumpen.

Doch die Zeit drängt. „Bis spätestens zum 13. September muss die Bergung beendet sein”, betont Claus-Henning Rolfs, der Chef des Stadtentwässerungsbetriebs. Dann rücken die Bagger unwiderruflich an.

„Denn am 1. November beginnt die Hochwasserphase. Zu diesem Zeitpunkt muss der Deich dicht sein, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Es kann also keinen Aufschub geben”, so Rolfes. Sein Abteilungsleiter Kristian Lütz weist darauf hin: „Wegen der historischen Funde und der Auswirkungen auf den Deichbau verteuern sich die Kosten um mehrere 100 000 Euro.”

Vier Archäologen beschäftigen sich derzeit mit dem Fund. Wenn das Schiff freigelegt ist, soll es zunächst in mehreren Einzelteilen zum Trocknen in ein Zwischenlager gebracht werden. Anschließend analysieren die Archäologen das hölzerne Boot. Das kann ein Jahr lang dauern.

Wo es anschließen hinkommt, ist noch nicht entschieden. Annette Fimpeler-Philippen hofft natürlich, dass ihr Schifffahrtsmuseum im Schlossturm den Zuschlag erhält.

Der Stadtentwässerungsbetrieb hat jetzt einen Sicherheitsdienst engagiert, der die Baustelle und den Fundort am Herbert-Eulenberg-Weg abends, nachts und an den Wochenenden bewacht. Damit weder Hobby-Archäologen noch Vandalen an dem historischen Schiff hantieren können.