Düsseldorf. Einen Fund, der es historisch in sich hatte, machten Bauarbeiter auf dem Gelände der Victoria an der Düsseldorfer Fischerstraße: Sie fanden einen über 14 000 Jahre alten Mammutzahn. Die Experten frohlocken, denn das Stück gehörte einst zu einem Wollhaarmammut.

Behäbig schleppt sich der Koloss durch die wüste Steppe. Eisig weht der Wind, während sich der tonnenschwere Riese - ein eiszeitliches Wollhaarmammut - am Schmelzwasser eines Gletschers erfrischt. Dann passiert das Unglück: Das erschöpfte Tier stürzt über einen Baumstamm, kommt nicht wieder hoch und verendet in der Strömung des Gletscherbaches.

Fast acht Monate dauerte die Konservierung

So oder ähnlich könnte es sich vor etwa 14 500 Jahren ganz in der Nähe des heutigen Düsseldorfer Stadtgebietes zugetragen haben, glaubt Ralf Lommerzheim vom Institut für Bodendenkmalpflege. Er wurde als Experte des Instituts für Denkmalschutz und Denkmalpflege sofort angerufen, als Bauarbeiter im Januar 2009 bei Grabungsarbeiten auf dem Victoria-Gelände zufällig auf ein merkwürdig gebogenes, holzartiges Etwas stießen. Schnell war dem Experten klar, dass es sich bei dem 80 Zentimeter langen und 17,5 Kilogramm schweren Gegenstand um das Mittelstück eines Mammutstoßzahnes handelt, der ursprünglich eine Gesamtlänge von drei Metern gehabt haben dürfte. Über die Jahrtausende wurde das Stück bis an den Fundort an der Fischerstraße getragen, wo es in 16 Meter Tiefe auftauchte.

Etwa acht Monate hat es gedauert, den Zahn, aus dessen Mitte noch der gut erhaltene Nervenkanal ragt, zu konservieren. „Dazu mussten wir einen sogenannten Wasseraustausch durchführen”, erklärt Lommerzheim. Schließlich habe das Elfenbeinstück Jahrtausende lang unter einem Druck von rund 20 Tonnen Erdreich gelegen. Um einen Zerfall des Zahnes zu verhindern, wechselten die Experten mittels eines komplizierten Verfahrens nach und nach das im Elfenbein enthaltene Wasser gegen einen Kunststoff aus.

2010 wird der Zahn im Neubau ausgestellt

Das Unglück des Mammuts ist letztlich ein Glück für die Wissenschaft. Denn es ist das erste Mal, dass ein Stoßzahn eines dieser Urzeit-Tiere in Düsseldorf aufgetaucht ist. Relativ gesehen handelt es sich außerdem um den Zahn eines der letzten Wollhaarmammuts Europas, die von ca. 200 000 bis 8 000 v. Chr. in den hiesigen Gefielden lebten.

Nun ist der sensationelle Fund wieder bei seinem Besitzer, der Ergo-Versicherungsgruppe, angekommen. Denn dem Konzern, auf dessen Gelände in Golzheim der Stoßzahn gelegen hat, gebührt das Fundrecht.

Allerdings will man das Stück dort nicht etwa unter Verschluss halten. 2010 soll der Zahn im Neubau des rechenzentrums der Ergo-Tochter Victoria öffentlich ausgestellt werden.