Düsseldorf. .
Mit einem großen Trauermarsch von der Moschee an der Münsterstraße bis zum Tatort an der Königsallee gedachten am Dienstag in Düsseldorf rund tausend Teilnehmer dem getöteten 24-jährigen Türken, der in der Nacht zum Samstag Opfer einer Hetzjagd wurde.
Ömer H. wurde nach einem zunächst verbalen Streit in der Kö-Disco „Checkers“ auf der Straße verfolgt und brutal mit dem Kopf in eine Schaufensterscheibe an der Königsallee gestoßen. An dieser Stelle legten am Dienstag Familienangehörige und Freunde Blumen und Kränze nieder. „Wir werden dich nie vergessen“, stand auf einem Transparent. Zahlreiche Trauernde trugen das Konterfei des Getöteten auf T-Shirts oder Buttons.
Wie berichtet, wurde ein 21-jähriger verdächtiger Deutsch-Marokkaner verhaftet. Zwei mutmaßliche Komplizen, ein Deutsch-Marokkaner und ein Deutsch-Iraker, stellten sich selbst der Polizei.
Während die Kripo wegen „gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge“ ermittelt, wurde erst jetzt bekannt, dass es in der darauf folgenden Nacht, von Samstag auf Sonntag, zu einer weiteren dramatischen Auseinandersetzung gekommen war: Bei einem Streit mit einer sechsköpfigen Gruppe wurde ein 20-jähriger Deutscher mit Migrationshintergrund in der Carlstadt niedergestochen und schwer verletzt.
Staatsschutz ermittelt
Brisant: Die Ermittler vermuten Fremdenfeindlichkeit als Motiv. Deshalb hat der Polizeiliche Staatsschutz den Fall übernommen. Er verfolgt bereits eine heiße Spur: Der unbekannte Messerstecher wurde von einer Überwachungskamera der Rheinbahn gefilmt.
Nach den bisherigen Erkenntnissen waren das Opfer und sein Freund am Samstag gegen 22.45 Uhr am Mannesmannufer, Höhe Hausnummer 2, mit einer sechsköpfigen Gruppe aneinandergeraten. Plötzlich zog einer ein Messer und stach den 20-Jährigen aus Ratingen in den Oberkörper. Der Täter und die fünf Begleiter flüchteten in eine Straßenbahn der Linie 715 Richtung Oberbilk. Dabei wurde der Messerstecher von einer Videokamera aufgezeichnet.
Täter ein Neonazi?l
Aufgrund seines Aussehens geht die Polizei davon aus, dass es sich um einen Anhänger aus der rechtsextremen Szene handelt: Der Verdächtige (1,75 - 1,85 Meter groß, 20 bis 25 Jahre alt) hatte kurz geschorenes Haar, trug eine dunkle Bomberjacke (graues „Pitbull“-Emblem auf dem Rücken, weißer Schriftzug „Pitbull“ auf dem rechten Ärmel), eine schwarze Hose, eine schwere Kette um den Hals und ein „Eisernes Kreuz“ als Ohrstecker.
Die Polizei ist über die Brutalität der Gewalttaten auf offener Straße in den vergangenen Wochen und Monaten besorgt:
Am 11. September wurde ein 40-Jähriger auf der Werstener Dorfstraße bewusstlos geschlagen. Der Richter erließ Haftbefehle wegen versuchten Totschlags gegen drei 16- und 17-jährige Schüler.
Am 15. September wurde ein 16-jähriger Junge an der Haltestelle Reeser Platz niedergestochen und lebensgefährlich verletzt.
Am 28. September erlitt ein Kellner (33) bei einem Streit am Burgplatz nach schweren Tritten gegen seinen Kopf lebensbedrohliche und bleibende Hirnschäden.
Polizeisprecher Markus Niesczery: „Es ist auffällig, dass Täter selbst von Opfern, die bereits auf dem Boden liegen, nicht ablassen sondern nachtreten. Wir vermuten, dass die Hemmschwelle, brutal zuzuschlagen und auch Waffen einzusetzen, gesunken ist - und das oft aus nichtigen Anlässen.“