Düsseldorf. .
Wenige Stunden vor dem Start der größten Kirmes am Rhein ist am Freitag die historische Losbude „Glückskönig“ mitten auf dem Gelände der Oberkasseler Rheinwiesen in Flammen aufgegangen.
Die Polizei ist inzwischen davon überzeugt: Es war Brandstiftung. Der Schaden beträgt mindestens 100 000 Euro. Ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Fahrgeschäfte konnte gerade noch verhindert werden, berichtet Feuerwehr-Sprecher Heinz Engels.
Die meisten Schausteller-Familien liegen in den Betten in ihren Wohnwagen, als sie plötzlich von Schreien und Rufen aufgeweckt werden. Sie reißen die Türen auf und sind fassungslos. Vor ihren Augen brennt der „Glückskönig“ nieder - eines der ältesten Schausteller-Geschäfte der Rheinkirmes. Meterhohe Flammen schlagen hoch. Auch ein Van brennt lichterloh. Die Schausteller, von denen einer eine Rauchvergiftung erleidet, versuchen verzweifelt, selbst zu löschen, greifen zu den Gartenschläuchen, spritzen Wasser auf die 20 Meter lange Losbude und einige Wohnwagen, die schon heiß geworden sind. Aber den „Glückskönig“ können sie nicht mehr retten. Auch die Feuerwehr nicht, die um 4.40 Uhr gleich mit zwei Löschzügen und mehreren Rettungswagen ausrücken.
60 000 Liter Wasser
Zuerst ist den Rettern vom Anrufer ein falscher Ort angegeben worden, aber der Einsatzleiter kann die Löschfahrzeuge schnell zum Brandherd umdirigieren. Erst mit zwei Wasserwerfern gelingt es den 35 Männern, nach 20 Minuten das Feuer unter Kontrolle zu bringen und die Umgebung zu kühlen. Fast 60 000 Liter Wasser haben sie dafür benötigt.
Nach Sonnenaufgang beginnt das große Aufräumen. Absperrgitter werden herangeschleppt und große Plakate davor aufgestellt, um den Besuchern, die zur Eröffnung kommen, den Anblick zu ersparen. Von der Bude mit ihren bunten Dekorationen steht nur noch das Gerippe. Auf dem Boden liegt eine verrußte Registrierkasse - über Nacht ist die Existenz des Schausteller-Paares Schleinitz zerstört worden. „Ich möchte jetzt nichts sagen. Wir sind so traurig“, erklärt der Mann kurz. Andere nehmen Monika Schleinitz in den Arm, trösten sie. „Die Schausteller halten zusammen. Sie helfen, wo es nur geht“, weiß Schützenoberst Günther Pannenbecker.
Seit 50 Jahren
Er selbst ist mit den Besitzern der Losbude seit langem befreundet. Er kannte auch den Vorbesitzer Robert Weinert, der schon vor 50 Jahren dort die Lose verkaufte. „Der Glückskönig, der hat von Anfang an zu unserer Kirmes gehört“, erinnert sich Pannenbecker. Er war stolz auf diesen Stand, für ihn ein Stück Historie. Jetzt ist alles Schutt und Asche, ein Wiederaufbau zwecklos. Pannenbecker: „Der Glückskönig lässt sich nicht neu aufbauen. Den kann man nicht abkupfern.“
Kurz vor dem Kirmesstart gibt die Kripo den Brandherd frei. In der nächsten Nacht wird alles abgerissen. Morgen soll schon ein neues Fahrgeschäft dort aufgebaut werden, kündigt Kirmes-Architekt Thomas König an.
Der von der Kripo beauftragte Gutachter verlässt das Gelände. Er kommt zum selben Schluss wie die Brandexperten des Kommissariates KK 11: Das Feuer wurde gelegt. Ob fahrlässig oder absichtlich - das werden die weiteren Ermittlungen ergeben. „Wodurch der Brand letztlich ausbrach, ist noch unklar. Einen technischen Defekt können wir jedenfalls ausschließen“, teilt Polizeisprecher Markus Niesczery mit.