Düsseldorf. Nach den Fußball-Krawallen in der Altstadt vor knapp fünf Wochen hat Polizeipräsident Herbert Schenkelberg jetzt personelle Konsequenzen gezogen und den bisherigen Leiter der Fußballeinsätze, Norbert Topka, abgesetzt.

Diese Entscheidung traf der Präsident bereits am vergangenen Freitag, einen Tag nach der Sitzung des Innenausschusses, in der die Polizei Fehler eingestehen musste.

Die Einsatzleitung ließ nämlich am 23. Mai nach dem Fortuna-Aufstiegsspiel um 17.30 Uhr eine Einsatzhundertschaft abrücken, weil man davon ausging, dass die Fans weitgehend friedlich in der Altstadt feiern würden. Ein fataler Irrtum: Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehrere hundert Hooligans in der Altstadt - oder auf dem Weg dorthin. 70 Minuten später kam es zu den ersten Ausschreitungen, die dann schnell eskalierten. Polizisten und Retter wurden mit Flaschen beworfen. Eine ganze Einheit der Bereitschaftspolizei wurde durch die Rowdies regelrecht zurückgedrängt, weil keine Verstärkung da war. Die Fußballkrawalle hielten bis in die Nacht an. 22 Beamte erlitten zumeist leichtere Verletzungen. Ein Einsatzfahrzeug wurde in Brand gesteckt.

Eine Arbeitsgruppe im Präsidium hat die Abläufe bis ins Detail rekonstruiert und dabei auch eigene Versäumnisse aufgedeckt. Der größte Kritikpunkt: Bei einem derartigen „Problemspiel” hätte die Polizei deutlich mehr Präsenz zeigen müssen, um Gewaltbereite abzuschrecken.

Polizeipräsident Herbert Schenkelberg hat sich den Abschlussbericht immer wieder durchgelesen und mit seinem Führungsstab beraten. Für ihn gibt es jetzt nur einen Weg: „Wir müssen uns neu aufstellen” „Veränderungen sind unumgänglich.” „Wir brauchen einen Neuanfang.”

Konkret heißt das:

Der bisherige Chef der Inspektion Nord und damit Leiter der Fußballeinsätze, Norbert Topka, wird „im beiderseitigen Einvernehmen” zu den Polizei-Sonderdiensten versetzt. Zu seinem Nachfolger ist jetzt Polizeidirektor Hans-Joachim Kensbock-Rieso bestimmt worden auf. Auf ihn setzt der Polizeipräsident: Kensbock-Rieso, der sogar für die Polizei im Krisengebiet in Kabul tätig war, kennt die Altstadt bestens, war dort jahrelang Inspektionsleiter und hatte bereits zahlreiche Fußball-Einsätze mitgemacht.

Die Polizei wird in der neuen Saison deutlich mehr Polizisten anfordern. Schenkelberg: „Ein von vornherein höherer Kräfteansatz könnte ein geeignetes Mittel sein, um Randale erst gar nicht aufkeimen zu lassen.”

Mit starker Präsenz allein ist es aber nicht getan. Die Zahl der „szenekundigen Beamten” wird von drei auf fünf erhöht. Sie sollen zwischen rivalisierenden Fans vermitteln, um Konflikte rechtzeitig zu entschärfen. Ihre Einschätzung über die Fanszene soll aber die Polizei auch vor bösen Überraschungen bewahren.

Außerdem wird die Einsatzleitung bei problematischen Spielen künftig von Anfang bis Ende in einer Hand sein. Heißt: Wer für die Arena zuständig ist, ist nach dem Spiel auch für die Altstadt verantwortlich. Auch werde, wie bereits angekündigt, der Informationsaustausch mit den Altstadt-Wirten verbessert.

Die Polizei hat des weiteren ab heute einen Ausschuss „Sicherheit und Sport” eingerichtet. Im Gremium sitzen auch Vertreter der Stadt, der Staatsanwaltschaft des Amtsgerichtes, der Rheinbahn und von Fortuna. In diesem Aktionsbündnis will man sich künftig „durch enge Verzahnung” und „intensivere Abstimmung” besser auf Fußballspiele vorbereiten.