Düsseldorf. Bei einer Fahndung nach einer bundesweit agierenden litauischen Bande ist in der Düsseldorfer City ein Berliner Polizist angefahren worden. Sein Kollege gab daraufhin Schüsse auf das Fluchtfahrzeug ab. Das raste in ein Schaufenster.
Sie schlagen blitzschnell zu - so wie immer. Eine bundesweit agierende Bande, die sich auf den Diebstahl von Luxuskarossen spezialisiert hat, streift mitten in der Nacht durch Oberkassel. Auf der Salierstraße finden die litauischen Täter das, was sie suchen: einen wertvollen 5-er BMW. Im Schutz der Dunkelheit klemmt sich einer der Diebe ans Steuer, fährt los - vor ihm ein VW-Golf mit litauischem Kennzeichen, in dem die beiden mutmaßliche Komplizen sitzen. Was sie nicht ahnen können: Bereits ab der Hauptstadt ist ihnen ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) der Berliner Polizei auf den Fersen. Auf der Heinrich-Heine-Allee soll die Falle zuschnappen. Doch dort, heute um zwei Uhr früh, überschlagen sich die Ereignisse: Die Fahnder blockieren in Höhe Maximilian-Weyhe-Allee den Fluchtweg der beiden Wagen, die jäh stoppen. Plötzlich bricht der BMW-Fahrer aber aus, tritt auf das Gaspedal, fährt auf einen Polizisten zu, der über die Motorhaube stürzt. Ein Kollege eröffnet darauf das Feuer und gibt mehrere Schüsse auf den BMW ab. Dramatische Sekunden in der City.
Polizei umstellte demoliertes Auto
Der BMW ist viel zu schnell. Er verliert 400 Meter weiter die Kontrolle, kriegt die Rechtskurve nicht mehr, rammt eine Ampel und rast in ein Schaufenster des Boss-Modeladen im Wilhelm-Marx-Haus. Noch bevor Polizisten das völlig demolierte Fahrzeug umstellen, kann sich der junge Mann aus dem Auto befreien und zu Fuß flüchten. Ob er angeschossen worden ist, ist nicht geklärt, aber höchst unwahrscheinlich. Es gibt keinerlei Blutspuren. Eine Kugel hat den Kofferraum durchbohrt, die Heckscheibe ist zersplittert.
Durch die Schüsse aufgeschreckt, eilen die Beamten der nahegelegenen Altstadt-wache zu Hilfe. Zu diesem Zeitpunkt haben vermummte Berliner Polizisten bereits die anderen beiden Verdächtigen aus dem VW-Golf gezerrt und überwältigt. Die 28 und 34 Jahre alten Litauer leisten keinen Widerstand, sind auch nicht bewaffnet. Sie müssen sich bäuchlings auf den Boden legen legen - die Hände werden am Rücken gefesselt.
Überall zucken Blaulichter auf der sofort abgeriegelten Heinrich-Heine-Allee. Innerhalb weniger Minuten sind die ersten Rettungswagen da. Der leicht verletzte Polizist hat Glück. Er kann später nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Die Polizei hat sofort eine Großfahndung nach dem Flüchtigen ausgelöst. 14 Streifenwagen fahren eine Straße nach der anderen in der City ab. Doch der Gesuchte ist spurlos verschwunden. Wenigstens steht die Identität des Mannes fest: ein 21-jähriger Mann aus Litauen.
Spurensuche dauerte mehrere Stunden
Mehrere Stunden dauert die Spurensuche am Tatort. Auch gestern Nachmittag kann die Berliner Polizei noch keine Angaben darüber machen, wie oft geschossen worden ist. Jetzt ermitteln die Staatsanwaltschaften an der Spree und am Rhein. Der Düsseldorfer Staatsanwalt Andreas Stüve hat gegen den 21-jährigen Flüchtigen ein Verfahren wegen „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr” eingeleitet. Er lässt die näheren Umstände untersuchen, die zu den Verletzungen des Polizisten geführt haben. Von einer versuchten Tötung geht man inzwischen nicht mehr aus.
Das Landeskriminalamt Berlin scheint schon länger hinter der organisierten Bande her zu sein. Die Fahnder des LKA observierten seit mehreren Tagen drei Verdächtige. Am Dienstag machte sich das Trio plötzlich - für die Berliner Ermittler völlig unerwartet - auf dem Weg nach NRW, wo die Täter in mehreren Städten nach Beute Ausschau hielten. Über den weiteren Stand der Ermittlungen möchte die Berliner Polizei zum derzeitigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Die Fahndung läuft weiter auf Hochtouren.