Rund um die Düsseldorfer Vergnügungsmeile zündeln ein oder mehrere Brandstifter. Die Polizei tappt im Dunkeln

Düsseldorf. Im Herzen der Düsseldorfer City jagt die Polizei seit Tagen ein Phantom. Ein oder mehrere Brandstifter zündeln rund um die Vergnügungsmeile, stecken Terrassenmöbel, Container und Inventar von Kneipen-Toiletten, ja sogar gasbetriebene Heizstrahler in Brand. Vergangene Woche wurde ein Wohn- und Geschäftshaus schwer beschädigt, eine eingeschlossene Familie musste gerettet werden. Das Polizeipräsidium hat den Schutz für die Altstadt deutlich verstärkt. Fahnder in Zivil suchen nachts nach Verdächtigen. Altstadt-König Primo Lopez, vor dessen spanischen Restaurants in der Schneider-Wibbel-Gasse bereits mehrere Brände gelegt wurden, lässt jetzt dort einen privaten Wachmann auf Streife gehen. Auch die Markthändler vom nahegelegenen Carlsplatz sind beunruhigt und überlegen, einen Security-Dienst zu engagieren.

Nach den mysteriösen Brandserien in und vor mehreren Gaststätten und Betrieben befindet sich die Altstadt im Alarmzustand. Der Hotel- und Gaststättenverband hat den Warnring der Altstadt-Wirte aktiviert, der ursprünglich dafür gedacht war, über mögliche Zusammenrottungen von Randalierern und Hooligans zu informieren. Jetzt aber geht es um einen oder gar mehrere Täter, die seit Tagen in der City Brände legen. Der Verband forderte die Gastronomen auf, besonders wachsam zu sein und verdächtige Personen sofort der Polizei zu melden.

Die Altstadtgemeinschaft hat an 400 Anwohner und Gewerbetreibende eine Rund-Mail geschickt und an die Anlieger appelliert, über Nacht nichts Brennbares in den Gassen zu lagern. So viele Brände in so kurzer Zeit mitten in der Stadt – das hat es noch nicht gegeben. In der Nacht zum 24. September hatte in der Schneider-Wibbel-Gasse ein Unbekannter Terrassen-Möbel und Heizpilze in Brand gesteckt. Die Flammen griffen auf ein mehrgeschossiges Gebäude über. Schaden: weit über eine halbe Million Euro. Nur wenig später brannten ein Container auf dem Jan-Wellem-Platz und eine Baubude an der Schadowstraße. Drei Tage danach die nächste Serie: drei Feuer in Kneipen-Toiletten an der Kurze Straße und Mertensgasse, eine brennende Mülltonne auf der Grabenstraße, der Verkaufswagen eines Hammer Gemüsehändlers auf dem Carlsplatz in Flammen, ebenso ein Pkw am Graf-Adolf-Platz. Und das, obwohl die Polizei bereits am Wochenende ihre Präsenz in der Altstadt deutlich erhöht hatte.

Doch Täter können unerkannt in der Menge leicht untertauchen. Isa Fiedler, Wirtin vom „Knoten”: „Bei uns hatte jemand Papier im WC angezündet und in den Spülkasten gesteckt. Einen Schwelbrand bemerkt man nicht so schnell. Auch unsere Toilettenfrau hatte nichts Verdächtiges gesehen.”

Isa Fiedler alarmierte den Gaststättenverband, damit alle Wirte wachsam sind und die Polizei mit Hinweisen unterstützen. Die ist darauf dringend angewiesen. Obwohl das Präsidium mitteilen lässt, dass eine vierköpfige Ermittlungskommission mit „Hochdruck an der Aufklärung der Brände” arbeitet, tappt sie bisher im Dunkeln. Auch Altstadt-Wirt Primo Lopez kann sich nicht erklären, warum es vor seinen Lokalen brannte. Auf die Frage, ob jemand etwas gegen ihn habe, zuckte er die Achseln und meinte, das müsse irgendein Verrückter gewesen sein.

Die Polizei weiß nichts über das Motiv, nichts über den oder die Täter – oder über mögliche Trittbrettfahrer. Allerdings gibt es „gewisse Parallelitäten”, aus denen „man Schlüsse ziehen kann”, so Polizeisprecher Wolfgang Rodax. Auffällig: Die Brandserien begannen im gleichen Viertel, etwa zur gleichen Zeit – in der Altstadt, deutlich nach Mitternacht.

Ein Täter-Profil gibt es nicht. So sind auch die Empfehlungen der Altstadtgemeinschaft eher vage. Gegenüber „unbekannten Personen mit kurzer Verweildauer im Lokal” sei „erhöhte Aufmerksamkeit” geboten, schrieb Vorsitzender Dirk Schaper an die Mitglieder. Konkreter ist die Forderung, keine leeren Kartons und Verpackungen draußen liegen zu lassen.

Claudia Vier, Blumenhändlerin neben dem abgebrannten Marktwagen ihres Nachbarn auf dem Carlsplatz, macht sich weiter Sorgen. „Das kann doch jederzeit wieder passieren.”