Düsseldorf. Martin Gafert und seine Nachbarn haben nach der Explosion in Flingern eine Spendenaktion für die Bewohner gestartet. Wie das Geld verteilt wird.

Martin Gafert ist gerade am Düsseldorfer Flughafen gelandet, als sich die SMS auf seinem Handy überschlugen. „Ganz viele Freunde und Bekannte fragten mich, ob es mir gut gehe. Ich wusste gar nicht, warum sie so in Sorge waren“, erzählt Gafert. Das änderte sich, als er die ersten Schlagzeilen zur verheerenden Explosion mit drei Toten in Flingern las – denn Gafert wohnt nur 150 Meter von dem Haus entfernt.

Mit dem Taxi fuhr er vom Flughafen nach Hause, kam dabei auch an dem ausgebrannten Haus vorbei. „Das hätte auch in einem Kriegsgebiet sein können. Diese Eindrücke haben etwas mit mir gemacht“, erzählt der Düsseldorfer. Er wollte helfen, startete einen Aufruf, um Gleichgesinnte aus der Nachbarschaft zu finden. Schon einen Tag nach der Brandkatastrophe trafen sich zehn besorgte Nachbarinnen und Nachbarn – die meisten kannten sich bis dato gar nicht – und riefen die „Initiative Lichtstraße“ ins Leben. Auf der Online-Plattform „gofundme“ starteten sie eine Spendenaktion – 250.000 Euro sollen dabei zusammenkommen.

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„Wir können den Familien nicht wiederbringen, was sie verloren haben. Aber wir können Beistand, Trost und Hoffnung spenden. Jede noch so kleine Geste, jeder Beitrag hilft“, betont Martin Gafert. Jeder Cent gehe 1:1 an die Betroffenen. Nach einer Woche sind bislang rund 12.000 Euro zusammengekommen.

Geld geht über die Bürgerstiftung Düsseldorf an die Betroffenen

Die Nachbarn warten aber nicht nur darauf, dass Geld auf dem Konto eingeht: Sie sind selbst aktiv, haben bereits umliegende Firmen um Spenden gebeten, Flyer verteilt und wollen auch am Flurstraßenfest am 1. Juni ihre Initiative vorstellen. Auch Kontakt zu den Kirchengemeinden, die den betroffenen Familien Seelsorger an die Seite stellen, haben die Nachbarn aufgenommen. „Wir konzentrieren uns aber auf den monetären Aspekt. Wir sind keine Hobbyseelsorger“, stellt der Initiator klar.

Für die Mitglieder der Initiative sei es selbstverständlich zu helfen. „Die Hausbewohner stehen unfreiwillig vor einem Neuanfang. Sie haben nichts mehr, keine Kleidung, keine Kinderbilder, nichts. Das ist eine schreckliche Vorstellung“, sagt Konstanze. Nachbarin Jolanta wohnt nur wenige Häuser entfernt, hat die Explosion in der Nacht des 16. Mai selbst miterlebt. „Es war nicht nur ein Knall, sondern mindestens 20. Ich habe Schreie gehört. Diese Nacht kriege ich und die betroffenen Menschen nicht mehr aus dem Kopf.“

Weitere Spendenaktion für betroffene Hausbewohnerin

Auf der Spendenplattform „gofundme“ läuft noch eine weitere Spendenkampagne für eine Bewohnerin, die bei der Explosion alles verloren hat. Patrick Postorino möchte für seine Arbeitskollegin Aylin Kiziltan 25.000 Euro sammeln. „Ihre Wohnung ist mit der kompletten Einrichtung, der Kleidung und den persönlichen Dingen unwiederbringlich zerstört“, schreibt Postorino.

Mit knapp 8300 Euro ist ein Drittel des Spendenziels bereits erreicht. Den Umständen entsprechend gehe es Aylin ganz gut. Sie sei unglaublich dankbar für die Unterstützung, betont ihr Arbeitskollege.

Die Spendenaktion ist online unter: https://www.gofundme.com/f/arbeitskollegin-verliert-bei-brand-in-dusseldorf-alles zu finden.

Selbst werden die Nachbarn das Geld nicht an die betroffenen Familien verteilen können. „Das geht aus Datenschutzgründen nicht. Wir bekommen von der Stadt keine Kontakte“, erklärt Gafert. Daher gehen alle Spenden auf das Konto der Bürgerstiftung Düsseldorf. Diese kooperiert mit der Stadt, die der Bürgerstiftung wiederum mitteilt, was die Hausbewohner benötigen. Statt Bargeld erhalten die betroffenen Familien dann Einkaufsgutscheine, um zum Beispiel neue Möbel oder Kleidung kaufen zu können.

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Das Spendenziel ist mit einer Viertel Million Euro hochgesetzt. „Bei rund 50 Bewohnern sind das aber gerade einmal 5000 Euro pro Person. Das ist für einen Neuanfang nicht viel“, sagt Martin Gafert. Ob am Ende wirklich 250.000 Euro zusammengekommen, ist ungewiss. „Aber 25.000 Euro wären schon mal ein Anfang.“

Die Spendenaktion der Initiative Lichtstraße bei „gofundme“ läuft noch bis zum 12. Juni. Sie ist online unter: https://www.gofundme.com/f/nachbarschaftshilfe-feueropfer-lichtstr-grafenberger-allee zu finden.