Düsseldorf. Die diesjährige „Miss Universe Germany“ wurde in Düsseldorf gekrönt. Wie der Wettbewerb lief und worauf sich die Siegerin nun freuen darf.

Statuen griechischer Göttinnen schmücken den Eingang des Luxus-Hotels „De Medici“ in der Düsseldorfer Altstadt. Im Veranstaltungssaal des Nobelhotels ist am Sonntagmittag (28. April) ein Wettbewerb zu beobachten: sechs Frauen sitzen an einem langen Tisch, die Augen auf eine jüngere Frau gerichtet, die auf einem einfachen Stuhl vor ihnen sitzt. Sie sind Jurorinnen, und ihre Gesprächspartnerin könnte schon in wenigen Stunden „Miss Universe Germany“ sein.

15 junge Frauen sind aus vielen Teilen Deutschlands für dieses „Casting“ angereist. Mehr als 70 hatten sich beworben: Aus ihnen wurde in Video-Interviews bereits eine Auswahl getroffen.

„Miss Universe Germany“: Schönheitswettbewerb soll mit der Zeit gehen

Der Titel bedeutet für die Gewinnerin, dass sie Deutschland bei der Miss Universe Wahl 2024 repräsentieren wird, die im November in Mexiko stattfindet. Ein selbstsicheres Auftreten ist also das „A und O“. Wenige Minuten hat jede Kandidatin, um die Jury von sich zu überzeugen. Danach verlässt sie den Raum und es gibt eine kurze Bedenkzeit, bevor bereits die nächste Kandidatin im Catwalk-Stil in den Saal kommt.

Dass das Casting diesmal in Düsseldorf stattfindet, hat nicht zuletzt mit der Organisatorin zu tun: „Na klar, das ist meine Stadt““, sagt Natalie Ackermann, „National Director“ des Schönheitswettbewerbs auf Nachfrage. Die gebürtige Düsseldorferin trug den Titel, um den es an diesem Tag geht, einst selbst: 2006 durfte sie als Miss Universe Germany nach Los Angeles (USA) reisen und gegen 85 junge Frauen aus aller Welt antreten.

Seit seinen Anfangstagen – los ging es 1952 – hat sich der Schönheitswettbewerb deutlich verändert, erklärt Ackermann: „Damals ging alles um die Miss-Maße 90-60-90“, sagt sie. „Früher fand die Siegerinnenehrung im Bikini statt. Heute im Abendkleid.“ Auch in den vergangenen Jahren änderte sich noch einiges: So gibt es seit 2023 keine Höchst-Altersgrenze mehr, außerdem können auch Mütter und verheiratete Frauen mitmachen. Seit 2012 können Transfrauen antreten. „Wir fallen nicht aus der Zeit. Wir gehen mit der Zeit“, sagt Ackermann.

Wir fallen nicht aus der Zeit. Wir gehen mit der Zeit.
Natalie Ackermann, „National Director“ der „Miss Universe Germany“-Wahl

Es geht dabei nicht, wie man meinen könnte, einzig um das Aussehen der Kandidatinnen. „Es ist ein Schönheitswettbewerb“, erklärt Ackermann, „aber Schönheit allein ist nicht genug.“ So sollen viele der Fragen an die Kandidatinnen ergründen, ob sie auch mit Charakter und Grips Punkten können. „Einen Körper kann man immer trainieren“, erklärt die Organisatorin. „Eine Persönlichkeit nicht.“

Kandidatinnen müssen auch mit Persönlichkeit und Engagement punkten

In der Interviewrunde am Sonntag bekommt man ein Gefühl dafür, was von den jungen Frauen erwartet wird. Die Jury fragt sie unter anderem nach ihrem sozialen Engagement und danach, wie sie Deutschland beim Miss Universe repräsentieren wollen. Aber auch ihre Meinungen zu Themen wie Inklusion oder der zunehmenden Technologisierung der Gesellschaft sollen sie erklären. Immer wieder wird ein Anspruch erklärt, bei dem sich Jury und Kandidatinnen wohl einig sind: Es gehe darum, Frauen zu „empowern“.

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Viele der Teilnehmerinnen sind Models, aber auch ungewöhnlichere Antworten bekommen die Jurorinnen auf die Berufsfrage: Eine Kandidatin ist etwa Feuerwehrfrau. Mehrere von ihnen sind außerdem Mütter und bei vielen kommt auch noch ein soziales Engagement hinzu.

Nachdem alle Frauen die Möglichkeit hatten, sich vorzustellen, gibt es für die Jury eine Bedenkzeit. Als es weiter geht, steht die zweite Disziplin an: Zu druckvoller Tanzmusik kommen die Kandidatinnen wieder in den Saal. Die jungen Frauen tragen Bademode: Mal in einem Schwimmanzug, meistens in einem Bikini, aber immer auf hohen Schuhen schreiten sie mitten durch den Raum. Mit breitem Lächeln laufen die jungen Frauen auf die Jury zu, wippen dabei leicht ihre Hüften hin und her. Hier entspricht das Casting dann doch dem Stereotyp eines Schönheitswettbewerbs.

Körperbehaarung ist jedenfalls nirgendwo zu sehen und die meisten Kandidatinnen sind gertenschlank. Aber auch nicht alle gleichermaßen. „Im Leben ist es immer gut, einen gesunden Körper zu haben“, kommentiert Ackermann. Und betont: Mit der Miss Universe Nepal 2023 trat auch schon eine Frau mit Plus-Size-Kleidergröße beim weltweiten Miss Universe-Wettbewerb an. Zum Abschluss der Runde posieren die Frauen gemeinsam vor dem Jurytisch. Nach dem Mittagessen folgt noch eine Runde im Abendkleid.

25-Jährige gewinnt Miss Universe Germany

Der etwas über 60 Stühle umfassende Zuschauer-Bereich bleibt, zumindest bis in den Nachmittag, größtenteils leer. In manchen Interviews klingt an: In anderen Erdteilen ist der Wettbewerb eine deutlich größere Nummer als in Deutschland, insbesondere in Lateinamerika. „Mehr als 600 Millionen Menschen schauen das Miss Universe Finale“, sagt Natalie Ackermann. „Das ist sowas wie die Fußball-WM der Schönheitswettbewerbe“. Dafür, warum das Thema in Deutschland auf vergleichsweise wenig Interesse stößt, hat sie eine Erklärung: „Weil es in den letzten 22 Jahren keine Kandidatin aus Deutschland in die Top-Runde geschafft hat.“ Dass das in diesem Jahr klappt, sei ihr persönliches Ziel, erklärt sie.

Die Verantwortung, und damit der Druck, den die Gewinnerinnen der nationalen Wettbewerbe erleben, sei groß, sagt die Miss Universe Germany 2006: „Wie bei Fußballspielern.“ Doch der Wettbewerb eröffne auch neue Lebenswege: Natalie Ackermann selbst ging nach ihrer Zeit als Schönheitskönigin nach Südamerika, wurde Schauspielerin und TV-Moderatorin. Möglichkeiten, die sich auch der neuen Miss Universe Germany bieten könnten. Seit Sonntagabend steht fest: Pia Theissen aus Köln kann den Titel für sich beanspruchen. Die 25-jährige Rheinländerin wird Deutschland im November bei der Miss-Universe-Wahl in Mexiko repräsentieren.

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