Düsseldorf/Pollenca. Einheimische auf Mallorca leiden immer mehr unter Massentourismus. Ärger und Verzweiflung wachsen. Wo unser Autor Parallelen zu Düsseldorf sieht.

Auf den zu Spanien gehörenden Kanaren ist die Stimmung explosiv und hat sich entladen in Demos gegen Massentourismus und zunehmende Verschandelung der Inseln mit Hotel- und Apartment-Gebäuden. Während Hotels und Restaurants immer höhere Preise aufrufen, profitieren nur wenige Einheimische vom Tourismus-Boom. Mit Mini-Löhnen wissen sie kaum zu überleben, preisgünstigen Wohnraum gibt es in Spaniens Touristen-Hochburgen nicht.

Auf den Balearen, vor allem auf der Hauptinsel Mallorca, ist es ähnlich. Von Jahr zu Jahr gibt es Rekord-Zahlen bei Flügen, Touristen- und Übernachtungszahlen. Gleichzeitig steigen die Preise. Eine deutsche Normalverdiener-Familie kann sich in den Schulferien Mallorca-Urlaub nicht mehr erlauben.

Wohnung in Palma werden überteuert verkauft

Sie teilen das Schicksal mit den Spaniern auf der Insel, die als gute Seelen in Hotels und Restaurants Urlauber verwöhnen, aber nicht wissen, wie sie selbst über die Runden kommen. Das fängt damit an, dass es keinen für Durchschnittsverdiener bezahlbaren Wohnraum gibt. In der Hauptstadt Palma und den anderen Städten der Insel werden Wohnungen und Häuser entweder für überteuerte Preise an Ausländer verkauft, die sie ein paar Wochen als Urlaubsimmobilie nutzen und Monate lang leer stehen lassen.

Oder Wohnung werden tage- oder wochenweise an Touristen vermietet. Damit machen Eigentümer mehr Kasse als mit Dauermietern. Hinzu kommen immer mehr „Computer-Heimarbeiter“, die im sonnigen Mallorca Wohnungen blockieren und im Homeoffice für ihre Firmen im nass-kalten Deutschland arbeiten.

Die Folgen: Viele Saisonkräfte kommen im Sommer nicht mehr auf die Insel, weil sie keine Unterkünfte finden. Während Restaurants und Hotels beim Personal früher freie Auswahl hatten, können sich Arbeitswillige nun aussuchen, wo sie arbeiten möchten: Wer bietet am meisten Geld, wer gute Arbeitsbedingungen, wer am meisten Freizeit. Ein Grund, warum viele Restaurants in der profitablen Sommersaison anders als früher ein oder gar zwei Ruhetage pro Woche haben.

Hola Mallorca - Post aus Mallorca

Der ehemalige NRZ-Redakteur Götz Middeldorf aus Düsseldorf lebt seit Ende August 2022 in Pollença auf Mallorca (g.middeldorf@t-online.de). Er schreibt jeden Montag in der NRZ und auf nrz.de/duesseldorf.

Mich wundert, warum es auf Mallorca noch ruhig. Zwar gibt es keinen Hass auf Touristen. Aber auch hier sind wie auf den Kanaren immer mehr Menschen verzweifelt. Denn, so Tourismus-Forscher Ivan Murray von der Universität in Palma: „Auf den Balearen erleben wir gerade eine massive Verdrängung der Bevölkerung.“

Hohe Mieten auf Mallorca: Ähnliche Situation wie in Düsseldorf

Mich erinnert das an meine Heimatstadt Düsseldorf: Auch dort wird Wohnraum in Ferien-Wohnungen für kurzfristige Ferienvermietung umgewandelt. Auch in Düsseldorf steigen die Preise für Wohnraum. Was den früheren Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) zur Aussage hinreißen ließ, wer sich Düsseldorf nicht leisten könne, solle ins Umland ziehen.

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Für Düsseldorf ist das noch möglich. Doch die Mittelmeer-Insel Mallorca hat keinen Speckgürtel wie deutsche Metropolen, in deren etwas günstigere Umland man mal eben umziehen könnte.

Hier auf Mallorca und in Düsseldorf zeigt sich für mich, dass die Politik die existentiellen Probleme der Menschen nicht angeht, nur zuschaut – und sich über Statistiken freut, wenn die Touristen-Zahlen wieder einmal gestiegen sind.

Hasta pronto...

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