Düsseldorf. Der Düsseldorfer Schauspieler Moritz Führmann spricht über seine Rolle in der neuen Staffel „Charité“ und verrät, was ihn zum Weinen bringt.
Lassen Sie ihn durch, er ist Fernseh-Arzt! Moritz Führmann tritt in die Pedale, biegt schnittig um die Kurve zur Dominikanerstraße in Oberkassel und springt vom Hollandrad. Geschafft! Eine Punktlandung zum Interview über seine Hauptrolle in der neuen Staffel der ARD-Erfolgsserie „Charité“. Wir treffen und im Café Muggel. „Moritz“ steht auf der Reservierung am Tisch, das Personal wird mit herzlicher Umarmung begrüßt. Oberkassel ist sein Kiez und das Muggel gehört zu den Lieblingslokalen des Düsseldorfer Schauspielers. Er bestellt Kaffee, eine große Spezi und Linsensuppe.
Die 4. Staffel der Erfolgsserie „Charité“ startet am 9. April in der ARD
Ganz oben auf dem Spickzettel fürs Gespräch steht das Stichwort „Charité“ und die Frage, was ihm dieser Job bedeutet. Am 9. April startet die 4. Staffel offiziell in der ARD, schon jetzt sind die sechs Folgen in der ARD-Mediathek und auf Arte zu sehen. „Das war bisher eine Riesenerfolgsserie und ich bin total froh, Teil dieser neuen Staffel zu sein“, sagt der 45-Jährige. „Die Geschichte hat mich begeistert. Ich finde die Idee wahnsinnig spannend, Szenarien zu entwerfen, die in 25 Jahren medizinisch auf uns zukommen könnten.“
Die neue Staffel von „Charité“ spielt in der Zukunft im Jahr 2049.
Nach den ersten drei historisch angelegten Staffeln spielt die Handlung diesmal im Jahr 2049. Moritz Führmann ist Dr. Dylan van Boeken, ein Arzt, der im Kampf gegen ein mysteriöses Bakterium, das der Klimawandel aus dem „ewigen Eis“ gespült hat, mit seiner Vorgesetzten aneinandergerät. „Wir haben eine Pandemie erlebt. Für mich ist das in diesem Zusammenhang die Serie der Stunde.“ Er hofft, dass sich die Fans auf den Sprung in die Zukunft einlassen. „Das ist eine Serie, die Mut macht.“
Die Resonanz auf die Vorpremiere in Berlin vor 600 Angestellten der Charité war für ihn vielversprechend. „Da gab es sehr positive Reaktionen.“ Die erste Doppelfolge von Staffel 1 der Krankenhausserie erreichte 2017 übrigens mehr als acht Millionen Zuschauer. Wenn es um Feedback zu seinen TV-Rollen geht, hat der Düsseldorfer aber einen viel persönlicheren Gradmesser als Einschaltquoten: die Gespräche beim Bäcker und an der Supermarktkasse. „Ich freue mich immer auf die Rückmeldungen. Das ist das Tolle in Düsseldorf, die Menschen sind so offen und ehrlich.“
Seit 2009 lebt Moritz Führmann hier. Ein Engagement am Schauspielhaus brachte den gebürtigen Kasseler an den Rhein. Viele Jahre gehörte er fest zum Ensemble, zweimal hat er den Publikumspreis Gustaf als bester Schauspieler bekommen, zuletzt stand er kurz vor der Pandemie in „Die Entdeckung des Himmels“ auf der Bühne. Wie ist das, wenn er jetzt daran denkt? „Ich vermisse das Theater wirklich sehr und möchte auf jeden Fall wieder spielen.“ Aber als selbstständiger Schauspieler, Vater von zwei Kindern mit einer Ehefrau, die denselben Job hat, können beruflich nicht immer alle Wünsche so einfach realisiert werden.
Außerdem liebt er die Arbeit vor der Kamera ja auch. Ein Journalisten-Kollege hat über ihn geschrieben, dass er zu den „vielseitigsten Schauspielern in Deutschland“ gehört. Ist das so? „Natürlich, das kann man gar nicht anders formulieren“, scherzt er und lacht. Ein solches Lob begeistert ihn, denn er ist heilfroh, dass er nicht auf eingeschränkte Rollen abonniert ist. Er spielt den Arzt genauso wie den psychisch kranken Serienmörder, den Postboten in der Kult-Serie „Harter Brocken“ oder kürzlich den Riesen im Kinderkinofilm „Spuk unterm Riesenrad“.
Als Fünfjähriger spielte Moritz Führmann Shakespeares „Sturm“ im Hobbykeller
Die Antwort auf die Frage, wie er sich und seine Fähigkeiten beschreiben würde, klingt so: „Ich glaube, ich bin der nette Mann von nebenan, von dem man das alles nicht gedacht hat.“ Moritz Führmann schmunzelt über seine Selbstbeschreibung. Spannend ist, dass auch er all das früher von sich nicht gedacht hat. Denn obwohl er schon als Fünfjähriger im Hobbykeller Shakespeares „Sturm“ nachspielte und sein Herz seitdem für das Schauspiel schlug, ging er den Umweg über ein Jurastudium, bevor er das Vorsprechen in Leipzig wagte — und unter den glücklichen 15 war, die aus der Masse von 1300 Bewerbern an die Hochschule für Musik und Theater aufgenommen wurden.
Ehrenamtliches Engagement für das Düsseldorfer Hospiz und die Bürgerstiftung
Geht doch! Mein Gegenüber lacht und schaut auf die Uhr. Gleich muss er los. Noch flott ein Geschenk besorgen und einkaufen, denn am nächsten Tag geht es zum Krimi-Dreh in den Schwarzwald. Was ist ihm noch wichtig für diesen Schnelldurchlauf zu seiner Arbeit und Person? Sein ehrenamtliches Engagement für das Hospiz des Evangelischen Krankenhauses und für die Düsseldorfer Bürgerstiftung zum Beispiel. Als prominenter Botschafter unterstützt Moritz Führmann diese Institutionen. „In Düsseldorf kümmert man sich umeinander.“
Einen beruflichen Traum gibt es auch noch: Vor einigen Jahren hat der Schauspieler gemeinsam mit einem Freund einen eigenen Film-Stoff entwickelt. Eine Ruhrpott-Komödie. „Wir haben die Geschichte in einer Kneipe auf zwei Bierdeckeln aufgeschrieben.“ Daraus haben sie als Vorgeschmack den Kurzfilm „Letzte Ausfahrt Oberhausen“ gedreht und eine Förderung der NRW-Filmstiftung bekommen. „Diesen Film wollen wir unbedingt machen.“
Zum Abschluss noch etwas Persönliches: Bewegende Abschiede in Filmen bringen ihn zum Weinen. Die legendäre Szene „Oh Captain, mein Captain!“ in „Der Club der toten Dichter“ schüttelt ihn jedes Mal emotional durch. Den Abschied vor dem Café Muggel schaffen wir ohne Tränen — mit einem fröhlichen „Bis zum nächsten Mal.“
Moritz Führmann im TV
Moritz Führmann wurde am 5. Juli 1978 in Kassel geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. 2009 wechselte er vom Potsdamer Theater ans Schauspielhaus Düsseldorf, wo er viele Jahre fest zum Ensemble gehörte. Verheiratet ist er mit Schauspielerin Anna Schudt (Tatort-Kommissarin Martina Bönisch). Das Paar hat zwei Kinder (10 und 11 Jahre alt) und lebt in Düsseldorf-Oberkassel.
Zurzeit arbeitet Moritz Führmann vor allem für TV und Film. Bekannt ist er aus Sendungen wie Tatort, Soko Leipzig, Bella Block, Usedom Krimi, Harter Brocken oder Duisburg-Krimi. Kürzlich war er im Kinofilm „Spuk unterm Riesenrad“ zu sehen. In der 4. Staffel von „Charité“ spielt er die Hauptfigur Dr. Dylan van Boeken: ab Dienstag, 9. April, 20.15 Uhr, in der ARD.