Düsseldorf. Jüngst wurde der Termin für’s Bauende aufgeschoben. Eine Initiative möchte der Stadtverwaltung Druck machen. Was Politik und Einzelhändler sagen.
Seit 2016 laufen Bauarbeiten auf der Friedrichstraße, die vom Bilker S-Bahnhof bis Graf-Adolf-Platz führt. Seitdem gab es viele Verzögerungen, bis 2027 soll nun die für Besucher hinderliche Baustelle weiterbestehen. Für die Einkaufsstraße, auf der es aktuell 30 Prozent Leerstand gibt, ist das ein großes Problem, warnt Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne), Gründungs- und Vorstandsmitglied der Anrainerinitiative „Die Friedrichs“ . Jetzt müsse die Stadt handeln, so der Ratsherr.
„Für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf ist die Gesamtsituation der Straße ein Unding,“ sagt der Grünenpolitiker. Das gelte für Gewerbetreibende, ihre Kunden und die Menschen in den Quartieren. Viel, das die Straße einst belebte, verlor sie schon vor der Baustellenzeit. 2012 schloss die WestLB, deren große Zentrale mit tausenden Mitarbeitern an der Straße lag. 2016 schloss dann der Stern-Verlag die Türen seines über die Stadtgrenzen bekannten Buchladens. Die folgende Baustelle und später die Coronapandemie haben ihr übriges getan, die Straße zu beuteln, sagt Wolf.
Zentrenmanagement ist Leistung des Landes
Seit vergangenem Jahr gibt es auf der Straße ein aus Landesmitteln finanziertes Zentrenmanagement, das wöchentlich acht Stunden arbeitet, um die Geschäfte dort während der Baustellenzeit zu unterstützen und „Die Friedrichs“ zu unterstützen. Die Stadt Düsseldorf hat dafür das Büro „Stadt + Handel“ beauftragt. Das Zentrenmanagement unterstützte etwa Geschäfte dabei, zum E-Commerce zu wechseln und organisierte Events wie etwa ein erfolgreiches Sommerfest auf dem Kirchplatz, berichtet Wolf. Doch: Die nötigen Mittel für eine Weiterführung des Zentrenmanagements wurden nicht gewährt. Mit dem Jahresende ist Schluss.
„Ich sehe die Stadt in der Verantwortung, nicht nur den Umbau der Friedrichstraße dringendst zu beschleunigen, sondern auch darin, Handel, Gastronomie und Gewerbe – sofern noch vorhanden – durch das tiefe Tal zu begleiten“, fordert Wolf. Dass die Bauarbeiten früher fertig werden, müsse die Stadt unbedingt priorisieren und sich intensiv für die Einkaufsstraße einsetzen.
Baustelle ist „Gesprächsthema Nummer Eins“
Das sieht auch Jennifer Giesen vom Goldschmiede-Unternehmen Feld mit Sitz auf der Friedrichstraße so. Sie übernahm den Handwerksbetrieb 2019, kurz vor Corona. Mittlerweile sei die Baustelle „Gesprächsthema Nummer Eins im Geschäft“. Die Stadt jedoch halte sich bedeckt: „Es ist einfach ätzend, es gibt keine Kommunikation von der Stadt.“ Giesen wäre schon damit geholfen, wenigstens darüber informiert zu sein, was überhaupt getan werde. „Ein einfaches Schreiben würde reichen.“ Stattdessen müsse sie immer wieder ruhende Bauabschnitte sehen, was genau geschehe, sei nicht nachvollziehbar.
Kompensationen seitens der Stadt möglich?
Wegen der schwierigen Situation versucht der Betrieb sich umzuorientieren. „Wir setzen auf den Onlinehandel und spezielle Techniken“. Etwa auf sogenannte Bracelets – permanente Armbänder – die hier direkt vor Ort aufgebracht werden. Im klassischen Goldschmiedehandwerk sei das eher exotisch. Trotz dieser Innovation bleibe die Situation angespannt. Giesen bemängelt auch, dass seitens der Stadt keine finanziellen Erleichterungen für die Geschäfte ermöglicht wurden. „Wir hätten uns eine kleine Entschädigung von der Stadt gewünscht. Vielleicht über die Gewerbesteuer.“ Gekommen sei nichts.
Frank Optensteinen (CDU), der in der Bezirksvertretung 3 sitzt, sagt, er sei immer dafür, dass lokale Händler kompensiert würden. Allerdings seien die Möglichkeiten der Bezirksvertretung eher gering.
Die Goldschmiede Feld habe dabei aber noch Glück, so Giesen. Der Betrieb habe einen großen Kundenstamm, sei weniger von Laufkundschaft abhängig als andere Geschäfte. Dennoch sei die Entwicklung an der Friedrichstraße besorgniserregend. Mittlerweile fehle es an schöner Gastronomie, an Angeboten zu verweilen. Giesen bleibt aber hoffnungsvoll: „Wer bis jetzt überlebt hat, der wird es wohl schaffen.“
Nach der Baustelle „wird es boomen“
Auf die Zukunft der Friedrichstraße blickt auch Dietmar Wolf hoffnungsvoll: „Nach Ende der Baustelle wird es dort boomen“. In die Immobilie des einstigen Sternverlags kommt bald ein Motel One. Dass der restliche Leerstand unter Begleitung der Stadt gut ausgefüllt werden kann, davon ist der Grünenpolitiker überzeugt. Der Anrainerverein bleibt natürlich aktiv – das Sommerfest 2024 ist bereits geplant, verrät Wolf. Seine Stellvertretin Sylvia Laflör (CDU) ist indes optimistisch, dass mit der Baustelle schon früher als 2027 Schluss sein könnte. „Wir sehen: Es geht voran.“