Düsseldorf. Fast 100.000 Düsseldorfer leiden unter dem Verkehr. Eine neue Studie zeigt, welche Stadtteile so laut sind, dass der Lärm Anwohner krank macht.
Nirgendwo in Deutschland ist es so laut wie in Düsseldorf. Das ist das Ergebnis einer Studie, die „Zeit Online“ jetzt veröffentlicht hat. Untersucht wurden insgesamt 55 Städte. Dabei hat das Magazin Daten des Umweltbundesamtes mit Einwohnerzahlen verknüpft, um sichtbar zu machen, wo besonders viele Menschen unter Lärm leiden. Spitzenreiter in der Tabelle der lautesten Städte ist Düsseldorf mit 93.900 Lärmbelästigten. Gezählt wurden nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihr Anteil an der Einwohnerzahl. Auch hier liegt Düsseldorf mit 14,6 Prozent ganz oben.
Welche Straßen in Düsseldorf haben die höchste Verkehrsbelastung?
Die Redaktion des Magazins hat die Lärmbelastung nicht nur auf die einzelnen Stadtteile heruntergebrochen, sondern nach eigenen Angaben „bis auf den Häuserblock“ genau. Das heißt: Jeder kann auf dem Portal nachschauen, wie laut es an der eigenen Adresse ist. Das leuchtende Rot der Lärmkarten zeigt deutlich, wo sich die Straßen mit der höchsten Verkehrsbelastung durch Düsseldorf ziehen.
Besonders geplagt vom Lärm sind die Bewohner im Stadtteil Bilk
Besonders belastet ist der bevölkerungsreichste Stadtteil Bilk. Hier breitet sich der Lärm von den vielen mehrspurigen Straßen wie Südring oder Münchener Straße in die Wohngebiete aus. „In keinem anderen Stadtteil sind deshalb mehr Menschen einem hohen Lärmpegel ausgesetzt“, schreibt „Zeit Online“. Insgesamt 5640 Menschen sollen in Bilk durch Lärm belästigt sein; das sind 15,4 Prozent der Bewohner des Stadtviertels.
In Düsseldorf-Pempelfort ist der Schienenverkehr besonders laut
Die Daten der Studie beziehen sich nicht nur auf die Straßen, sondern auch auf die Lautstärke entlang der Schienen. „Wie Schlagadern ziehen sich die Strecken der Deutschen Bahn und der Rheinbahn durch die Stadt.“ Unter dem Lärm auf den Schienen leiden laut der Zeit-Studie vor allem die Pempelforter. 2550 Personen haben sie hier gezählt.
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Ein weiteres Beispiel der Untersuchung: „Zwischen den Haltestellen Düsseldorf-Derendorf und Wehrhahn fahren auf bis zu acht Gleisen im Minutentakt S-Bahnen, Regionalbahnen und ICEs nah an Wohnblöcken vorbei.“ Mehrere Hundert Menschen würden hier unter der Lautstärke leiden. Auf der im Internet veröffentlichten Lärmkarte für den Schienenverkehr ist das an braun eingefärbten Wohnriegeln entlang der Strecke zu sehen.
Der Fluglärm in Düsseldorf betreffe in absoluten Zahlen weniger Menschen. Allerdings würden diese oft besonders leiden. Der Stadtteil Lohausen führt hier das Ranking der Geplagten an. „Am Düsseldorfer Flughafen starten und landen etwa 350 Flugzeuge am Tag.“ 1610 Menschen leiden darunter in Lohausen, das sind 38 Prozent der Bewohner des Stadtteils. In Stockum sind es laut der Studie 750.
Besonders schädlich, das ist ein weiteres Fazit der Untersuchung, sei der Lärm in der Nacht. „Er führt zu Schlafstörungen, die wiederum Herz- und Kreislauferkrankungen und Depressionen verursachen können.“ 25.000 Menschen in Düsseldorf, das hat die Untersuchung ergeben, leiden an Schlafstörungen, weil sie nachts wegen des Verkehrslärms nicht zur Ruhe kommen.
25.000 Menschen in Düsseldorf leiden unter Schlafstörungen wegen des Lärms
Von einer Lärmbelastung sprechen die Fachleute des Bundesumweltamtes, wenn tagsüber mehr als 55 Dezibel zu hören sind und nachts mehr als 50. Wer diesen Werten langanhaltend ausgesetzt ist, gefährde seine Gesundheit. Stress, Schlafstörungen und Herzkrankheiten gehören zu den größten Risiken in Städten.
Das sagt die Stadt Düsseldorf zur Lärmstudie
Zum schlechten Ergebnis in der Lärmstudie hat sich die Stadt Düsseldorf gegenüber „Zeit online“ so geäußert: Seit 2006 setze die Stadt mit dem „Masterplan Reduzierung des Straßenverkehrslärms“ lärmmindernde Maßnahmen an hoch belasteten Hauptverkehrsstraßen um.
Dazu gehörten etwa der Austausch von Pflasterbelag und dort, „wo es aus Lärmschutzgründen geboten und straßenverkehrsrechtlich möglich ist“, auch die Anordnung von Tempo-30-Zonen. Zudem würde der Einbau von Schallschutzfenstern gefördert.
Düsseldorf habe im Januar sogar eine Bürgerbeteiligung durchgeführt. Mehr als 1.500 Menschen hätten daran teilgenommen, wird ein Sprecher zitiert. Nun solle ausgewertet werden, welche Lärmschutzmaßnahmen daraus entstehen könnten.