Düsseldorf. Im Düsseldorfer Kulturzentrum Zakk haben sich Bürgerinnen und Bürger gegen Pläne von Rechts vernetzt. Sie wollen Widerstands-Optionen ausloten.

Nachdem Ende Januar die wohl größte Anti-Rechts-Demo Deutschlands 100.000 Menschen nach Düsseldorf lockte, ist die Euphorie ungebrochen. Auch am Sonntagmittag, 25. Februar, im Zakk, wo das Bündnis Düsseldorf stellt sich quer (DSSQ) zur Veranstaltung unter dem Motto „Raus aus der Ohnmacht, rein in die Aktion“ einlud. Der Einladung folgten etwa 250 Menschen aus der Landeshauptstadt. Darunter waren Teenies und Twens, Feministinnen der frühen Stunde, Lehrer in Brax-Jeans und Funktionsjacke. Leicht dominiert haben zwar graue Haare und Halbglatzen, doch bunt war das Publikum allemal. Und motiviert, sich zu vernetzen und bei gemeinsamen Workshops die Möglichkeiten friedlichen Widerstands auszuloten.

Pater Wolfgang: „Wir müssen Haltung zeigen“

Einer dieser Workshops wurde vom Düsseldorfer Pater Wolfgang Sieffert geleitet, der vor allem für sein Engagement in der Altstadt-Armenküche bekannt ist. Sein Workshop lief unter dem Titel „Haltung zeigen“. Und genau das ist dem ehemaligen Gefängnis-Geistlichen wichtig: „Auch beim Onkel am Tisch, den eigentlich alle gern haben oder beim Betriebsrat, der sich sonst für alle einsetzt. Haltung zeigen ist wichtig, immer und überall.“ Dass das nicht immer einfach ist, konnte Oliver Schneider vom Zakk berichten: „Wir werden gerade online massiv angefeindet.“ Solche Bedrohungen seien zwar kaum überraschend, sie verunsicherten aber. So reger Zuspruch wie zu dieser Veranstaltung mache Mut. „Wir wollen die Nazis raus aus den Köpfen haben.“ Und unter Applaus fügte er hinzu: „Der Stammtisch sind wir!“

Vorträge über die politische Strategie der AfD und den Düsseldorfer Ortsverband

So richtig Stammtisch-Niveau wurde es dann aber erwartungsgemäß nicht, was auch an den unaufgeregten, sachorientierten Referenten lag. Zunächst hielt Lilian Mettler von der „Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus“ einen Vortrag über das konkrete politische Geschäft der AfD. Demnach betätige sich die AfD vor allem auf eine destruktive Weise in den Parlamenten. Mit ständigen Anfragen und Anträgen, auf die die jeweiligen Verwaltungen zu antworten verpflichtet seien, versuchten die Rechten die politische Arbeit zu lähmen. So würden Themen besetzt und auch Verbindungen zwischen Sachverhalten gestiftet, die eher abseitig seien. Etwa, indem die freie Kunstszene mit Linksradikalismus gleichgesetzt oder indem immer wieder auf Migration rekurriert werde.

„Die AfD macht das sehr professionell und gut geplant“, gab Mettler zu. Ein Urteil, dem sich auch Jürgen Peters anschloss. Der Düsseldorfer Journalist ist bereits seit Jahren versierter Kenner der rechten Szene und berichtet von der „zunehmenden Professionalisierung“, mit der der Kreisverband der AfD in Düsseldorf auftritt. Er zeigte dem Publikum auch, mit welchen Gruppierungen die AfD in Düsseldorf verbunden ist, wo sich die Partei trifft, wer ihre wichtigsten Mitglieder sind. Auch er sieht, dass die Partei bestimmte Themen zu kapern versucht, um so für Öffentlichkeit zu sorgen. So etwa im Düsseldorfer Gaslichtstreit.

Die AfD hat 180 Mitglieder in Düsseldorf

Die AfD-Taktik habe dabei anscheinend Erfolg, der Düsseldorfer Kreisverband wächst, laut Peters seien es inzwischen um die 180 Mitglieder. Bis 2026 wolle der Verband die 200er-Marke knacken. Personalprobleme wie noch 2020 habe die AfD in Düsseldorf inzwischen nicht mehr. Das sei erschreckend, wie Besucher der Veranstaltung zu Protokoll gaben. Der Düsseldorferin Sandra Tamiru ist es wichtig, dass in der Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht wird, was gerade passiert, aber genauso wichtig sei es ihr, „dass niemals vergessen wird, was zwischen 33 und 45 geschehen ist“. Das sei unangenehm, aber eine Verpflichtung.

Omas gegen Rechts positionieren sich

Barbara Görner vom Verein „Omas gegen Rechts“ indessen hat die Konfrontation mit der AfD nicht gescheut. Als die AfD im Februar 2019 in die VHS am Bertha-von-Suttner-Platz (alte Zentralbibliothek) lud, ist sie hingegangen und hat sich dem „sogenannten Bürgerdialog“ ausgesetzt. „Das Bezeichnende ist, dass diese Leute immer wieder mit einer ungeheuren Bedeutsamkeit operieren.“ Jedem Sympathisanten und Mitglied werde immer wieder der Eindruck vermittelt: „Du gehörst zur mutigen Elite, Du änderst das Schicksal.“ Mit sachlichen Argumenten sei da längst kein Durchdringen mehr. „Ich habe mich bei der Veranstaltung nicht sicher gefühlt, aber ich bin da geblieben, habe Fragen gestellt und meine Meinung geäußert.“

Und genau das ist es, was DSSQ auch anderen Bürgerinnen und Bürgern ans Herz legen wollte. „Was kann gegen den Rechtsruck unternommen werden? Wie sich positionieren, wie sich artikulieren?“ Peters hatte dabei ein recht eindeutiges Statement an die Anwesenden: „Der AfD muss jeder Freiraum genommen werden. Sie ist keine normale Partei.“