Düsseldorf. TV-Kritik: Warum das Duo Freddie Schürheck und Stefan Kleinehr nicht mit dem Team Janine Kemmer und Sven Lorig (One, Dritte) mithalten konnten.
Wer den Düsseldorfer Rosenmontagszug im Fernsehen sehen wollte, hatte die Qual der Wahl. Die ARD sendete ihn teils zeitgleich in dreifacher Ausführung: Von 13.30 bis 16.20 Uhr live im Spartensender One, ab 15 Uhr als 90-Minuten-Aufzeichnung im Ersten, ab 15.45Uhr als Lang-Version im Dritten. Zwei Teams moderierten: Janine Kemmer und Sven Lorig mit Außenmoderator Aljosha Höhn (One, Dritte) sowie Freddie Schürheck und Stefan Kleinehr mit Außenreporter Sebastian Auer (Das Erste).
Fast drei Stunden Sendezeit bei One
Bei One kam für Fernsehzuschauer das beste und schönste Rosenmontags-Gefühl auf. Das lag an der langen Sendezeit von fast drei Stunden – und daran, dass Sven Lorig (Aktuelle Stunde, ARD Morgenmagazin) und Janine Kemmer (Präsidentin Rheinische Garde Blau Weiß, Venetia 2010) hervorragend harmonierten, merklich Spaß hatten und Informationen über den Düsseldorfer Karneval, teilnehmende Vereine und Präsidenten parat hatten. Man merkte, dass eine Düsseldorferin und ein Fast-Düsseldorfer aus Hilden am Werk waren.
Trocken und fast humorfrei ging es im Ersten zu: 1 Live-Moderatorin Freddie Schürheck wurde erstmals ins Rennen geschickt. Die in Köln lebende Westfälin war Stichwortgeberin für CC-Vize Stefan Kleinehr als Co-Moderator, der den Zuschauern als Insider viele Informationen lieferte. Doch die Lockerheit fehlte, Schürheck und Kleinehr konnten nicht mit dem Team Kemmer/Lorig mithalten.
Die einen moderieren hinter Scheiben, die anderen nicht
Bei der Live-Übertragung von One und späteren Wiederholung im Dritten wurde beim Vorbeifahren der Mottowagen Wagenbauer Jacques Tilly eingeblendet, der seine Motivation zum jeweiligen Wagen erklärte. Das fehlte im Ersten. Schade.
Auffällig an den beiden gegenüber dem Rathaus stehenden Sprecher-Kabinen: Schürheck und Kleinehr moderierten hinter Scheiben, Lorig und Kemmer haben auf Scheiben verzichtet. Genau dieser symbolische Barriere-Unterschied machte sich für die Zuschauer bemerkbar.
Mutig (und gut): Sven Lorig kritisierte den Namen der „Ungarischen Zigeunergruppe“, die seit Jahren mitläuft: „Wenn die ethische Gruppe der Sinti und Roma sagt, dass ist diskriminierend und die Z-Bezeichnung ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen hin zu einem aggressiven Feindbild, dann kann die Gruppe nicht sagen ,Uns ist das egal‘. Das macht mich wirklich ratlos.“ Sinti und Roma wurden von Nazis verfolgt und ermordet, so Lorig. Er wünsche sich mehr Sensibilität: „Auch vom CC, dass sich in diesem Punkt einen schlanken Fuß macht.“