Düsseldorf. 300 Beschäftigte haben am Flughafen Düsseldorf gestreikt. Eine Firma soll ihnen eine Streikbruchprämie angeboten haben. Verdi-Sprecherin wütend.
„Hoch mit den Löhnen, runter mit den Fliegern“ - Unter diesem Motto haben am Donnerstag (1. Februar) mehr als 300 Beschäftige des Sicherheits- und Wachpersonals am Flughafen Düsseldorf gestreikt. Zu dem eintägigen Warnstreik hatte die Gewerkschaft Verdi am Dienstag zuvor aufgerufen. Grund für die Arbeitsniederlegungen am Airport sind die bislang zähen und ergebnislosen Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS).
Verdi NRW lehnt Schlichtungsvereinbarung ab
Der Warnstreik begann am Flughafen Düsseldorf um Mitternacht, in der Fluggastkontrolle gegen 3 Uhr. Um 9 Uhr sammelten sich die Streikenden oberhalb von Gate B und zogen anschließend geschlossen und mit dem lautstarken Einsatz von Trillerpfeifen und Musiklautsprechern durch die Abflughalle des Airports. Danach gab es dort noch eine Kundgebung. Die Stimmung bei den Beschäftigten war fröhlich, auf einem Banner stand „Mehr Lohn? Mit Sicherheit!“, sogar ein Mann mit Superman-Kostüm und Verdi-Fahne mischte sich in den Streik-Mob.
Laut Andrea Becker, Landesfachbereichsleiterin bei Verdi NRW, haben die Arbeitgeber bislang kein adäquates Angebot unterbreitet, dabei erfüllen vor allem die Beschäftigten aus der Luftsicherheit wichtige Aufgaben am Flughafen: „Sie sorgen ja für die Sicherheit der Passagiere und sind auch für die Abwehr von möglicher Terrorgefahr zuständig. Das sollte man nicht vergessen.“
Ob es bei den nächsten Tarifverhandlungen, die am 6. und 7. Februar in Berlin stattfinden werden, zu einer Einigung kommen wird, stehe noch in den Sternen, sagt die Verdi-Frau: „Das ist noch nicht absehbar, weil die Arbeitgeber, der Bundesverband der Luftsicherheitswirtschaft, uns eine Bedingung stellt, die wir nicht akzeptieren werden.“ Im Detail gehe es dabei nach Angaben der Gewerkschafterin um eine Schlichtungsvereinbarung, die die Streikenden unterschreiben müssen, bevor ein neues Angebot eingereicht wird. „Diese Vereinbarung hat das Ziel, unseren Streik zu verhindern. Das werden wir aber nicht unterschreiben. Und wenn der Arbeitgeberverband dies zu einer Bedingung macht, damit es zu einer Entgelterhöhung kommt, wird der Tarifstreit eskalieren“, kündigt Becker an.
Streikbruchprämie von Klüh: „Eine Riesensauerei“
Wie Özay Tarim, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Bezirk Düssel-Rhein-Wupper, der NRZ am Mittwochabend mitteilte, griff das Düsseldorfer Unternehmen Klüh, das ebenfalls Personal für die Sicherheitsbereiche am Airport beschäftigt, vor Streikbeginn zum letzten Mittel, um die Arbeitsniederlegungen am Flughafen zu verhindern und bot an, eine Streikbruchprämie in Höhe von 200 Euro Brutto an alle Mitarbeiter auszahlen, die nicht am Streik teilnehmen.
„Wir halten das für eine Riesensauerei“, schimpft Andrea Becker. Zwar sei es nicht neu, dass unterschiedliche Firmen die Beschäftigten mit einer Streikbruchprämie ködern wollen, dennoch sei dies „nicht in Ordnung.“ Dabei richtet sie scharfe Kritik an die Firma Klüh: „Sie sitzen mit dem Arbeitgeber am Verhandlungstisch und dort sollten wir alle trotz unseres Streiks die fairen Spielregeln einhalten. Das haben sie damit aber leider nicht.“ An alle streikenden Mitglieder appellierte sie, sich nicht von der Prämie „blenden zu lassen, die 200 Euro-Einmalzahlung anzunehmen. Denn wir kämpfen für eine dauerhafte Lohnerhöhung.“
Streik am Flughafen Düsseldorf: Chaos bleibt aus
Aufgrund des Streiks mussten am Donnerstag am Flughafen knapp ein Drittel der insgesamt 290 geplanten Starts und Landungen annulliert werden. Chaotische Szenen wie in der Vergangenheit blieben jedoch aus. Weder an den Check-In-Schaltern der Airlines, noch vor dem Sicherheitsbereich, noch an den Abfluggates kam es bis zum Vormittag zu langen Schlangen. Andrea Becker von Verdi zeigte sich überrascht, dass der Flughafenbetrieb am Donnerstag trotz Streiks ohne große Verzögerungen vonstattenging: „Für uns ist das ein neues Bild.“
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Dass das große Chaos am Flughafen ausgeblieben ist, führte die Landesfachbereichsleiterin von Verdi NRW darauf zurück, dass viele Beschäftigte mit befristeten Verträgen am Donnerstag an den Sicherheitskontrollen und im Servicebereich eingesetzt wurden, um den Flugbetrieb zumindest teilweise aufrechtzuerhalten. Aufgrund von Zukunftsängsten hätten viele dieser Beschäftigten Scheu, die Arbeit niederzulegen, obwohl dies ihr gutes Recht sei, betont Tarim. „Die Anzahl der Beschäftigten mit Befristung am Düsseldorfer Flughafen ist derart hoch, dass uns jedes Verständnis fehlt. In Zeiten des Fachkräftemangels Beschäftigte für zwei Jahre zu befristen, ist eine Unverschämtheit“, kritisiert auch Andrea Becker.
Laut Özay Tarim gibt es am Düsseldorfer Airport sogar weitaus mehr Angestellte mit Befristung, als beispielsweise am Flughafen Köln/Bonn. Deswegen war der Flugbetrieb dort auch weitgehend lahmgelegt. Auch weil in der Domstadt mit rund 1000 Streikenden deutlich mehr ihre Arbeit niedergelegt haben, als in der Landeshauptstadt.
Neue Tarifverhandlungen am 6. und 7. Februar
Die Verdi fordert für die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle sowie in den Servicebereichen 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Bislang konnte in den Runden keine Einigung zwischen den Verhandlungsparteien erzielt werden.
Sollten die Tarifverhandlungen am 6. und 7. Februar scheitern, könnte es zeitnah zu den nächsten Streiks an den Flughäfen in Düsseldorf und Köln kommen, kündigt Becker an: „Wenn die Arbeitgeber von der Schlichtungsvereinbarung ablassen und uns etwas Gutes anbieten, wird es mit uns auch einen Abschluss geben. Wenn das nicht der Fall ist, kämpfen wir weiter.“