Düsseldorf. Viel Müll liegt im Rhein - deshalb sind mehrmals im Jahr Umweltaktivisten unterwegs und räumen auf. Was sie finden, hängt auch vom Stadtteil ab.

„Vor der eigenen Haustür kehren“, unter diesem Motto könnten die Blockblocks Cleanups stattfinden, die Victoria Blocksdorf und ihr Team seit 2018 regelmäßig in Düsseldorf veranstalten. Am Sonntag, 14. Januar 2024, fand der erste Cleanup des neuen Jahres statt. Und die Ausbeute konnte sich – obwohl die Awista schon zweimal am Oberkasseler Rheinufer unterwegs war – sehen lassen.

Müllgarant Silvester: zwei Awista-Einsätze reichen nicht aus

„Gerade nach Silvester liegt natürlich viel herum“, verrät Blocksdorf. Bei schneidender Kälte sind an diesem Vormittag 35 bis 40 Helfer unterwegs, die mit Zangen ausgestattet auf Müllsuche gehen. Weil nicht ganz klar war, wie es um den Bodenfrost aussieht, ist sogar eine Spitzhacke dabei. In den Jutesäcken und Eimern sammeln sich Bierflaschen, Böllerreste und – schließlich ist man in Oberkassel – Champagnerkorken. Aber für die hiesige Ausbeute sei nicht nur Silvester verantwortlich, wie Blocksdorf erklärt: „Der Pegel sinkt jetzt wieder, dadurch kommt einiges zum Vorschein.“ Und überhaupt könne man sich nur schwer vorstellen, was da alles so im Fluss herumliegt: Kühlschränke, Ölfässer oder auch mal eine Pool-Plane. Während der Pandemie waren es Tests, Masken und Essensverpackungen. Neuerdings mausern sich Lachgaskartuschen zu traurigen Spitzenreitern.

Unter dem Abfall finden sich auch Kuriositäten. So konnte Blocksdorfs Team ein Exemplar der ersten Pril-Plastikflasche von 1959 bergen. Doch so richtig witzig ist das nicht. Schätzungen zufolge fließt pro Tag eine Tonne Müll rheinabwärts in Richtung Atlantik. Über zu wenig Beschäftigung können sich die Aufräumer dabei nicht beklagen, selbst wenn sie seit Beginn der Aktion über 50 Tonnen Müll aufsammeln konnten. Der an diesem Sonntag gefundene Müll wird am Kaiser-Wilhelm-Ring abgestellt, wo ihn die Awista abholt. Natürlich alles nach Absprache. Auch die Cleanups werden beim Umweltamt angemeldet, schließlich müsse alles seine Ordnung haben. „Die Zusammenarbeit mit dem Amt klappt gut“, so Blocksdorf.

Die eine oder andere bürokratische Hürde gebe es aber schon. „Wir sammeln zum Beispiel auch auf der Ölgangsinsel in Neuss, wo wegen der Kurve, die der Rhein beschreibt, eine Menge Müll angespült wird.“ Das Problem: Die eine Seite der Insel ist ein Naturschutzgebiet, dort dürfen die Helfer keinen Müll sammeln. Die andere Seite ist ein Landschaftsschutzgebiet, wo gesammelt werden darf. „Dass wir während der Brut-und-Setzzeit nicht ins Naturschutzgebiet dürfen, ist klar.“ Aber dass man dort überhaupt nicht sammeln dürfe, was ja praktizierter Naturschutz sei, erschließe sich nicht. „Das ist eine bürokratische Hürde.“

Bildungsarbeit als präventive Maßnahme

Neben den Cleanups ist das Team um Blocksdorf auch in der Bildungsarbeit aktiv. So gehen sie regelmäßig in Schulen, veranstalten Kinder-Cleanups. „Kinder sind natürlich total offen und nehmen das richtig schnell an. Das ist schon Hammer“, so Blocksdorf. Für den spielerischen Zugang hat sie auch ein Memory entworfen – von Haus aus ist sie Grafikdesignerin –, das richtige Mülltrennung zeigt. Auch auf der Messe Boot sind die Blockblocks-Cleanups. Am Stand der deutschen Meeresstiftung werden sie vor Ort aus Plastikabfall Karabinerhaken machen.

Pro Jahr veranstaltet Blocksdorf mit ihren zwei Minijobbern und dem Heer der Freiwilligen etwa 30 Cleanups. Hinzu kommen betriebliche Cleanups, wo Unternehmen wie Henkel, Vodafone oder die Allianz die Rheinufer als Teamevents säubern können. Seit 2018 sind so über 150 Cleanups zusammengekommen. „Und es hat jedes Mal Spaß gemacht“, erzählt Blocksdorf. „Manchmal lieg ich Sonntags noch im Bett und denk mir: Was mach ich hier nur? Draußen regnets, die Woche war lang. Aber dann komm ich her, sehe die ganzen motivierten Gesichter. Dazwischen die Kinder, die rufen: „Ich will Müll sammeln.“ Da geht einem das Herz auf!“

Die Stimmung am Sonntagmittag ist top

Und tatsächlich, auch an diesem Sonntag ist die Stimmung gut. Es wird viel gelacht. „Wir machen das hier natürlich auch mit Spaß, das ist schließlich wichtig.“ Auch wenn es ein ernster Anlass ist, gute Laune gehöre einfach dazu. Bei den Blockblocks-Cleanups ist jeder willkommen, ohne vorherige Anmeldung. Material wie Zangen wird gestellt. Beim heutigen Cleanup kam übrigens ein Victorinox-Kompass zum Vorschein. Den Finder freut‘s. Doch nicht nur für ihn hat sich der Termin bei Eiseskälte gelohnt, schließlich wurde der gemeinnützigen GmbH bei dieser Gelegenheit ein Spendencheck in Höhe von 5007 Euro überreicht.

Zusammengekommen ist das Geld, weil der Oberkasseler Onlineshop für feste Seife Seifenstars.de bei jeder Bestellung einen Euro sammelt und den Cleanups zugutekommen lässt. Seifenstars-Gründerin Mascha Elisa Speier sieht sich dabei auf einer Mission: „Wir wollen mithelfen, dass gar kein Müll mehr entsteht.“ Daher gibt es im Onlineshop zertifizierte feste Seife, palmölfrei und vegan, von deutschen Unternehmen. Große Namen sind nicht darunter, es handelt sich vor allem um Start-Ups. Die Cleanups sind auf Spenden angewiesen, gerade die laufenden Kosten müssen irgendwie gedeckt werden. „Leben kann ich hiervon nicht,“ so Blocksdorf.