Düsseldorf. In Düsseldorf haben 2022 sechs Apotheken geschlossen. Auch im Umland sind es weniger geworden. Branchenvertreter richten sich an die Politik.

Die Bedingungen für Inhaberinnen und Inhaber von Apotheken sind alles andere als optimal, meldet die Apothekerkammer Nordrhein, die in Düsseldorf sitzt und die mehr als 2000 Apotheken in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln vertritt. Die Bereitschaft, eine Apotheke neu zu eröffnen oder zu übernehmen, wirke so gering wie nie – das gehe aus jüngsten Zahlen.

Seit 1999 schon gibt es einen Negativtrend im Kammerbezirk: Jahr für Jahr schließen mehr Apotheken als neue eröffnen. „Wir haben heute fast 400 öffentliche Apotheken weniger als noch vor zehn Jahren“, so Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer.

Apothekennetz bekommt Löcher

„Das hat Auswirkungen auf die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln. Unser dichtes Netz bekommt Löcher, das darf so nicht weitergehen“, sagt er. Die Politik müsse endlich gegensteuern. Die Situation für künftige Selbstständige müsse dabei dringend verbessert werden: „Es muss sich wieder lohnen, eine Apotheke zu übernehmen.“

Eine immer mehr um sich greifende Bürokratie, das jüngste Spargesetz der Bundesregierung, akuter Fachkräftemangel und „katastrophale“ Liefer- und Versorgungsengpässe bei Medikamenten und Wirkstoffen machen Inhabern öffentlicher Apotheken das Leben schwer, so die Kammer.

42 Apotheken gibt es im Kammerbezirk weniger als zu Beginn vergangenen Jahres. 53 Schließungen stehen nur elf Neueröffnungen gegenüber. In Düsseldorf hat die Zahl von Apotheken um sechs abgenommen – laut Online-Apothekensuche der Kammer sind es noch 156.

Dennoch sei die Versorgung pro Kopf in der Landeshauptstadt noch gut. In anderen Städten, etwa Duisburg oder Remscheid, sehe die Lage deutlich schlechter aus, so die Apothekerkammer.

Gerade für den Nacht- und Notdienst hat die sinkende Zahl der Apotheken Konsequenzen, warnt Hoffmann: Hier werden die Wege Patienten in Einzelfällen länger: „Noch können wir die flächendeckende Versorgung sicherstellen. Setzt sich der Trend über die nächsten Jahre fort, müssen wir wohl umdenken“, befürchtet er. Liefer- und Versorgungsengpässe, Corona, Impfstoffe – die Situation für die Teams in den Apotheken sei fordernd wie nie.

Hohe Strapazen für Apotheker

Der Düsseldorfer Pharmazeut Franz-Josef Cüppers leitet die Apotheke St. Martin auf der Lorettostraße im Stadtteil Unterbilk seit 1984. Der 75-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es aktuell ist, Nachfolger zu finden: „Nach dem Pharmaziestudium gehen heute viele Apothekerinnen und Apotheker direkt in die Industrie“, erklärt er.

Die Strapazen, die mit der Leitung einer Apotheke einhergehen, seien viele nicht bereit, auf sich zu nehmen. Dass immer mehr Apotheken vor Ort schließen, weiß er aus eigener Erfahrung, kennt mehrere Branchenkollegen, die im letzten Jahr ihren Betrieb dicht machten. Dabei sei jede Apotheke erforderlich: „Und sie steht und fällt mit der Leitung. Die Leute brauchen jemanden, mit dem sie reden können, vertraulich.“ Dinge, die nicht digital ersetzt werden können, sagt er.

Apotheker Franz-Josef Cüppers: „Wir sparen Milliardensummen für die Kassen ein!“

Cüppers ist außerdem Vorsitzender des Apothekervereins von Düsseldorf und Umgebung, zu dessen Mitgliedern rund 200 Apotheken aus der Landeshauptstadt und dem Umfeld gehören. Aus seiner Sicht gelte es, „der Politik unmissverständlich klar zu machen, durch fürsorgliches und gleichzeitig beherztes Handeln, den Erhalt der Apotheke vor Ort zu stemmen, ohne über die Finanzierung nachzudenken – denn wir sparen Milliardensummen für die Kassen ein!“ Nehme die Politik den Stellenwert der Apotheken im Gesundheitswesen ernst, müsse sie an die Apotheker herantreten und fragen, was sie benötigen, um sie als „Säule“ zu stabilisieren.

Grundsätzlich gelte: „Eine Wunde heilt immer von unten. In unserem Fall müssen wir Pharmazeuten bei der Politik, den Krankenkassen und weiteren Playern im Gesundheitswesen weiterhin unsere Forderungen nachhaltig geltend machen.“ Es gebe entscheidende Punkte, die „ohne Wenn und Aber“ durchgesetzt werden müssen,um die weitreichende Problemlage zu beheben.