Düsseldorf. Für die Mitarbeiter der Filiale an der Düsseldorfer Schadowstraße endet ein monatelanges Bangen. Für den Weitererhalt sind neue Konzepte nötig.

Am Mittwoch entschied sich etwas, auf das viele Düsseldorfer schon die Hoffnung aufgegeben hatten: Die Karstadtfiliale an der Schadowstraße bleibt bestehen, vorerst bis 2032.

Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Peifer war mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Mittwoch dort, um den Erfolg zu verkünden. „Der entscheidende Durchbruch war erst kurz zuvor passiert. Ich und Dr. Keller hatten gerade einen gemeinsamen Termin bei den Stadtwerken gehabt“, erzählt sie. „Spontan entschieden wir, sofort in die Karstadtfiliale zu fahren, zu den Beschäftigten, und die gute Nachricht zu verkünden.“

„Alle haben an einem Strang gezogen“

Nachdem die Belegschaft sich versammelt hatte, und der Erfolg verkündet war, flossen Freudentränen, erzählt Peifer. „Es war ein ergreifender Moment – die Kolleginnen und Kollegen waren monatelang durch die Hölle gegangen.“ Der Druck auf das Personal der zur Schließung vorgesehenen Filiale war groß, berichtet Peifer. Dass es letztlich geklappt hat, liege auch daran, dass „alle an einem Strang gezogen“ haben.

So etwa die Belegschaft, die in den letzten Monaten solidarisch zusammenstand, die Filiale trotz aller Schwierigkeiten im besten Zustand hielt und 33.000 Unterschriften für den Erhalt sammelte, so Peifer. Aber auch Oberbürgermeister Keller, der das Problem und die Beschäftigten ernst genommen und durch seine Vermittlung entscheidend zum letztendlichen Durchbruch beigetragen habe.

Und auch viele Kunden, die den Beschäftigten Solidarität gaben, bis zuletzt. Jetzt gehe die Arbeit „erst richtig los“, ist sich die Gewerkschafterin sicher – denn es werden Ladenflächen reduziert, für die neue Partner und Mieter gefunden werden müssen. Der Zeitraum bis 2032 lasse viel Raum, damit neue Konzepte und Investitionen fruchten können. „Ideen gibt es. Es gibt eine Zukunft“, sagt sie.

Kunden wünschen sich für die Zukunft mehr Serviceangebote

Dass es eine Zukunft für die Filiale gibt, davon war auch Betriebsratsvorsitzender Andreas Scholten immer überzeugt. „Seit 2020 haben wir uns verglichen mit vielen anderen Filialen sehr gut entwickelt“, erklärt er – den Einschränkungen durch Corona und den Auswirkungen des Ukrainekrieges zum Trotz. Deswegen sei bei den 90 Mitarbeitern das Unverständnis dafür groß gewesen, dass die Filiale auf der Schließungsliste stand. Scholten selbst arbeitet seit 1987 dort, konnte auf viel Erfahrung zurückgreifen, wenn er in den vergangenen Monaten Überzeugungsarbeit leisten musste.

Für die Zukunft hat er Ideen: „Etwa eine Poststelle oder ein Pop-Up-Bürgerbüro wären sehr gut.“ Das habe er auch aus Kundengesprächen der letzten Monate entnommen. Viele von ihnen wünschen sich mehr Services im Haus. Nichts ganz neues: Bis in die Zweitausender gab es im Warenhaus einige Serviceanbieter, vom Schlüsseldienst bis Friseur, erinnert er sich.

Und auch eine mögliche stärkere Anpassung des Sortiments an die Nachfrage in Düsseldorf hält er für wichtig – in Absprache mit der Unternehmensleitung. Von der Stadt erhofft er sich derweil Ideen und Investitionen, um das Endstück der Einkaufsstraße Richtung Wehrhahn attraktiver zu machen – etwa durch Begrünung und Sitzmöglichkeiten.

Ein „Anker“ für die Schadowstraße

Für den Standort ist der Karstadt-Erhalt eine gute Nachricht, erklärt Thomas Görner, Sprecher der Standortgemeinschaft City-Ring Schadowstraße, der selbst Hifi & Foto Koch vor Ort führt. „Für die Schadowstraße ist es sehr wichtig, dass an dieser Stelle ein Anker bestehen bleibt“, sagt er. Besonders die Kontinuität sei nun entscheidend. „Ich freue mich auch für die Mitarbeiter in der Filiale“, so Görner weiter. Er könne sich vorstellen, wie schwer die Lage für sie gewesen sein muss. Damit, dass der Erhalt doch noch geklappt hat, habe er selbst nicht mehr gerechnet.

Jetzt hoffen er und der City-Ring, dass im Karstadt ein neues Konzept erarbeitet und umgesetzt wird, das zukünftig gut funktioniert. Dabei könnte auch der Austausch mit den anderen Unternehmen vor Ort eine Rolle spielen. „Der Karstadt auf der Schadowstraße war immer sehr involviert in unseren Verein“, berichtet Görner. Mit dem Insolvenzverfahren habe sich das aber geändert.

Die Mitglieder der Standortgemeinschaft würden sich freuen, wenn die Filiale in Zukunft wieder eine ähnliche Rolle im Verein spielen könnte. Dafür, dass es dafür in der schwierigen Zeit keine Kapazitäten gab, habe er natürlich Verständnis.

Freude auch in der Düsseldorfer Politik

Die Ratsfraktion der CDU lobt zum Erhalt der Filiale besonders das Engagement Stephan Kellers: „Die Karstadt-Filiale und ihre Belegschaft haben seit heute wieder eine Zukunft“, sagt Fraktionsvorsitzender Rolf Tups. „Unser Oberbürgermeister konnte durch seine intensive Vermittlung drohende Entlassungen verhindern und die Weichen dafür stellen, dass Arbeitsplätze erhalten werden.“

Das Management, den Betriebsrat und die Beschäftigten wolle die Fraktion beim Weiterbetrieb unterstützen. „Wir setzen uns dafür ein, dass Karstadt weiter Teil der Einkaufs- und Erlebniswelt in der Düsseldorfer Innenstadt bleibt“, betont Tups. Das Kaufhaus sei ein wichtiger Anlauf- und Ankerpunkt für die beliebte Shoppingmeile, so der CDU-Mann weiter.

In der SPD wird die Nachricht ebenso positiv aufgenommen: „Endlich, es waren lange Monate der Ungewissheit für die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof auf der Schadowstraße“, teilt die Düsseldorfer SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Zanda Martens mit. Die Sozialdemokratin erinnert daran, wie die Beschäftigten seit der Schließungsankündigung im März vor der Filiale standen, um Unterschriften von Kunden und Passanten zu sammeln.

Dabei kämpften sie für die Zukunft des Standortes, aber auch für die bleibende Attraktivität der Düsseldorfer Innenstadt, erklärt Martens. „Ohne Euch hätte es nicht geklappt“ richtet sie sich direkt an die Beschäftigten. „So kämpferisch Ihr auch immer seid, so hoffen wir doch, dass Ihr nicht noch einmal Eure Ausdauer und Beharrlichkeit beweisen müsst!“