Düsseldorf. Eine Reisende, die das Schließfach benutzen wollte, meldete den Vorfall dem Düsseldorfer Tierheim. Tierschutzorganisation bittet um Hinweise.

Eine Reisende am Düsseldorfer Hauptbahnhof staunte nicht schlecht, als sie eines der Schließfächer benutzen wollte und ihr aus der geöffneten Tür plötzlich zwei Augen entgegenblickten. Offensichtlich hatte jemand dort ein junges, weißes Zwergkaninchen ausgesetzt und diesem einen Futter- und einen Wassernapf hineingestellt – anscheinend im Glauben, damit einen letzten Rest Anstand zu zeigen. Die Reisende meldete den Fall, so dass das Tier an das Tierheim Düsseldorf übergeben werden konnte.

Dieses postete die Situation bei Facebook und schrieb darunter: „Nicht nur der Reisenden fehlten die Worte. Was ist nur los mit den Leuten?!“ Um den Fall aufzuklären, setzt die Tierschutzorganisation Peta nun eine Belohnung in Höhe von 500 Euro für Hinweise aus, die zur „rechtskräftigen Verurteilung der tatverantwortlichen Personen“ führen.

PETA fordert Bestrafung für die Tat

Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei oder telefonisch unter 0711-8605910 oder per E-Mail bei der Tierrechtsorganisation zu melden – auch anonym. „Der Halter oder die Halterin hätte genug Verantwortungsbewusstsein zeigen und die Tiere selbst im Tierheim abgeben müssen. Das Kaninchen einfach in der Dunkelheit zurückzulassen, ist nicht nur herzlos, sondern auch tierschutzwidrig und muss bestraft werden““, forderte Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta.

Mehr oder weniger zeitgleich wurde bereits ein Kaninchen gefunden, das an der Schöndorfstraße in Eller in einem Pappkarton neben den Mülltonnen ausgesetzt worden war. Zurzeit sind im Düsseldorfer Tierheim 66 Kaninchen untergebracht, bei vielen könne man nicht genau sagen, aus welchen Gründen sie abgegeben wurden, sagt Theresa Grauel, Tierpflegerin für Klein- und Wildtiere im Tierheim und hauptsächlich mit den Kaninchen beschäftigt. Dem Tier aus dem Schließfach gehe es „erstaunlicherweise sehr gut. Er ist sehr neugierig und aktiv, man merkt gar nicht, dass er so etwas durchlebt hat“, sagt Grauel.

Auch das Tierheim versucht aktuell, Hinweise zu dem Fall zu finden, da der ganze Vorgang sehr ungewöhnlich sei. Neben dem Kaninchen und den Näpfen sei auch Kleidung in dem Schließfach gefunden worden, berichtet die Tierpflegerin.

Insgesamt sei das Tierheim aktuell ziemlich voll, alleine im Kleintierbereich sind neben den 66 Kaninchen vor Kurzem noch rund 20 Mäuse im Tierheim angekommen, außerdem noch einzelne Meerschweinchen.

Tierheim hat jede Menge zu tun

„Sobald ein Tier vermittelt ist, ist der Platz direkt wieder belegt, teilweise muss man etwas improvisieren. Man kann nicht wirklich planen, sondern muss immer spontan gucken“, erklärt Grauel. Zur Ferienzeit sei spürbar, dass vermehrt Anfragen oder Abgabetiere beim Tierheim eingehen, wobei die meisten Leute nicht sagen, warum sie ihre Tiere abgeben.

Grundsätzlich findet Grauel es „erschreckend, dass für viele Leute Tiere immer noch als Sache gelten und nicht als Familienmitglied. Wenn mir ein Tier wichtig ist, dann versuche ich alles, einen guten Platz dafür zu finden. Die Leute verspüren keine Verbindung zu den Tieren.“ Dennoch schafft es das Tierheim, die meisten Tiere an passende Besitzer zu vermitteln. Das klappe zwar nicht „von jetzt auf gleich, aber der Großteil kann schon vermittelt werden.“

Aggressivität oder hohe Tierarztkosten schrecken ab

Was beispielsweise Kaninchen angeht, hat das Tierheim Düsseldorf im vergangenen Jahr 147 Tiere aufgenommen, 134 konnten ein passendes Zuhause finden. Bei den meisten Tieren gehe es recht zügig, aber es gebe auch welche, die mehrere Jahre im Tierheim verbringen. Ein Problem seien zum Beispiel Hunde, die schon einmal oder mehrfach durch Bisse oder Aggressivität aufgefallen sind. Eine weitere Abschreckung für potenzielle Tierhalter sind chronische Krankheiten der Tiere, die horrende Arztkosten verursachen würden. So habe ein Kaninchenpärchen, das regelmäßig mit Ohrenproblemen zu kämpfen hatte, zweieinhalb Jahre im Tierheim verbracht, sagt Grauel.

Vorsicht bei der Einfuhr von Tieren aus dem Ausland

Die Sommerferien beginnen in Kürze, und viele Urlauber reisen in südliche Länder. Dort wecken Straßenhunde und -katzen oft Mitleid. Doch das Institut für Verbraucherschutz und Veterinärwesen Düsseldorf mahnt: Katzen und Hunde aus Urlaubsländern können gefährliche Krankheiten einschleppen. Und: Wenn die notwendigen Papiere fehlen, endet die Einreise des Tieres schneller als erwartet.

„Wer trotz der damit verbundenen Risiken unbedingt ein Tier aus dem Ausland mitbringen möchte, sollte sich vorher ausführlich informieren, ob alle Einreisebestimmungen definitiv erfüllt sind“, betont der Leiter des Instituts für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, Klaus Meyer.

Am Flughafen werden immer wieder Hunde und Katzen sichergestellt und in Quarantäne untergebracht, weil die Einfuhrvorschriften nicht beachtet wurden. Wer tierischen Familienzuwachs sucht, wird auch in Deutschland fündig. „In den Tierheimen und Auffangstationen in der Region warten viele tierische Mitbewohner dringend auf ein neues Zuhause. Sie sind bereits geimpft, gekennzeichnet und in der Regel auch kastriert“, betont Meyer.

Weitere Fragen zu Einreisebestimmungen beantwortet das Institut für Verbraucherschutz und Veterinärwesen unter der 0211-8993227