Düsseldorf. Seit Freitagnachmittag herrscht am Flughafen wieder Durcheinander mit langen Schlangen. Warum wird keine zweite Sicherheitsfirma engagiert?

Der Flughafen Düsseldorf hat ein Problem. Ein Image-Problem. Seit den Osterferien kommt nicht mehr nur vereinzelt, sondern verstärkt zu extrem langen Wartezeiten für abfliegende Passagiere vor den Sicherheitsschleusen. Und das, weil der zuständige Sicherheitsdienstleister DSW nicht in der Lage ist, ausreichend Fluggastkontrolleure bereit zu stellen. Der Flughafen selbst hat diese Situation, die auch seit Mittwoch jeden Nachmittag zu teils chaotischen Zuständen in der Abflughalle sorgen, nicht zu verantworten. Denn für die Sicherheitskontrollen ist die Bundespolizei zuständig, für die DSW tätig ist. Die hatte alleine in der Spätschicht am Freitag (13. Mai) 100 Leute zu wenig im Einsatz, so die Gewerkschaft Verdi.

Flughafen führt Gespräche auf allen Ebenen

Vor diesem Hintergrund zeigte sich der Flughafen überrascht, dass anders als im März angekündigt, nun doch kein zweiter Sicherheitsdienstleister zur Unterstützung der überforderten DSW eingesetzt wird. „Die Bundespolizei hat uns jetzt jedoch überraschend darüber informiert, dass sie die Beauftragung eines zusätzlichen Unternehmens für die Luftsicherheitskontrollen am Düsseldorfer Airport bis auf Weiteres zurückstellt“, sagte ein Flughafen-Sprecher unserer Redaktion. „Dazu befinden wir uns derzeit auf verschiedenen Ebenen im Kontakt mit der Behörde.“

Rangeleien und Rempeleien unter Passagieren

Wie bereits berichtet, kam es am Donnerstag ab 16 Uhr zu teils chaotischen Zuständen in der Check-In-Halle, bei denen es zu Rangeleien und Rempeleien unter den Wartenden gekommen ist. Seit Freitagnachmittag (13. Mai) drängen sich sogar noch mehr Passagiere in der Flughafen-Halle. Sie sind zwar eingecheckt, müssen jedoch 60 Minuten auf ihre Sicherheitskontrolle warten.

Die Bundespolizei beobachtete auch am Freitag Nachmittag wieder die Warteschlange in der Flughafen-Halle.
Die Bundespolizei beobachtete auch am Freitag Nachmittag wieder die Warteschlange in der Flughafen-Halle. © Unbekannt | Verdi

Gegenüber unserer Redaktion bedauerte der Flughafen die langen Wartezeiten: „Wir verstehen, dass die Situation aus Sicht unserer Fluggäste unbefriedigend und belastend war, zumal daraus vereinzelnd verspätete Abflüge resultierten.“ Der Düsseldorfer Flughafen setze alles daran, dass die Abläufe bei der Passagier- und Gepäckabfertigung reibungslos und störungsfrei verlaufen: „Niemand von uns oder unseren Partnern hat Interesse an Verspätungen.“

Der Airport unterstützt die für die Sicherheitskontrollen zuständige Bundespolizei und ihren Dienstleister DSW bei der Berechnung der notwendigen Kontrollspuren, indem er die eigenen Planungs- beziehungsweise Prognosedaten fortlaufend aktualisiert und tagesgenau sowie vollumfänglich zur Verfügung stellt. Das aber ist nicht das Problem. Problem ist, das DSW nicht genügend Personal zur Verfügung stellt. So waren nach Angaben der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag in der Spätschicht 80 Mitarbeitende weniger im Einsatz als von der Bundespolizei bei DSW angefordert, am Freitag waren sogar 100 Mitarbeitende zu wenig im Einsatz. Keine Einzelfälle, wie unsere Redaktion seit Antritt der DSW im Juni 2020 bereits mehrfach berichtete.

Das heißt nichts Gutes für den Sommer

Für den Sommer lässt das nichts Gutes erahnen für Passagiere, für die am Anschlag arbeitenden Fluggastkontrolleure und die Fluggesellschaften, die ihre Abflüge teilweise verspäten, um möglichst viele der vor den Kontrollen wartenden Passagiere noch mitnehmen zu können. Laut Flughafen haben Bundespolizei und DSW auf den zu erwartenden Verkehrsanstieg in Richtung der Sommerferien jedoch versichert, „dass sie die Personalbeschaffung und -schulung für die Sicherheitskontrolle am Flughafen Düsseldorf mit zusätzlichen Maßnahmen deutlich intensivieren“.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay wirft der Bundespolizei vor, Fluggäste und Mitarbeiter der Fluggastkontrolle in Geiselhaft zu nehmen.
Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay wirft der Bundespolizei vor, Fluggäste und Mitarbeiter der Fluggastkontrolle in Geiselhaft zu nehmen. © Unbekannt | Lars Heidrich

Wie das derzeit aussieht, konnte mit Beginn des Wochenendes beobachtet werden. DSW hatte Mitarbeiter aus der Verwaltung gebeten, am Freitag an den Sicherheitsschleusen auszuhelfen. Außerdem wurde Mitarbeiter gebeten, dieses Wochenende auf einen freien Tag zu verzichten und stattdessen zur Arbeit zu kommen. Zusätzlich wird derzeit Personal rekrutiert, das bei vorherigen Schulungen bereits durchgefallen ist.

Fluggäste werden in Geiselhaft genommen

Genutzt hat es nichts: Auch Freitag Nachmittag gab es wieder extrem lange Warteschlangen vor den Sicherheitsschleusen. Özay Tarim, bei Verdi zuständiger Gewerkschaftssekretär für die Fluggastkontrolleure an den NRW-Flughäfen, ist wütend und entsetzt. „Anscheinend ist es der Bundespolizei völlig egal, dass hier jeden Tag Beschäftigte aber auch die Fluggäste in Geiselhaft genommen werden.“ Die Firma DSW ist für Verdi-Mann Özay Tarim gescheitert und die zuständige „Bundespolizei ist hilflos“. Und das alles erst zu Beginn der Sommerreisezeit, so Tarim.