Düsseldorf. Feuerwehr registriert nach „Jahrtausend-Hochwasser“ 1500 Einsätze. Nun droht auch der Rhein über die Ufer zu gehen. OB erfreut über Solidarität.
Der Sachstand am Donnerstagnachmittag machte das historische Ausmaß klar: Seit Beginn der Starkregenfälle in der Nacht zu Mittwoch hatte die Düsseldorfer Feuerwehr gut 1030 Einsätze im gesamten Stadtgebiet registriert. „Doch zum jetzigen Zeitpunkt haben wir immer noch mehr als 400 nicht abgearbeitete Einsatzstellen“, sagte Krisenstabsleiter Christian Zaum bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz zur Hochwasserlage.
Die Einsatzschwerpunkte lagen und liegen auf der Ostpark-Siedlung an der Stadtteilgrenze von Gerresheim zu Grafenberg, wo 25.000 Sandsäcke die Fluten der Düssel nicht stoppen konnten. „Doch die Schäden verteilen sich aufs ganze Stadtgebiet“, so Zaum, der sich durch von der Polizei eingesetzte Drohnen, noch ein „besseres“ kompletteres Lagebild“ aus der Vogelperspektive erhofft.
Auch Wasserspiegel von Anger, Kittelbach und Itter stiegen extrem schnell
Ganz Düsseldorf kämpft gegen das Wasser. „Es ist eine große Gemeinschaftsanstrengung, viele Akteure kümmern sich jetzt um die Bewältigung der Lage“, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller. Der Rathauschef sprach auch Donnerstag noch von einem „Jahrtausend-Hochwasser“ der Düssel. Das sonst so friedliche Flüsschen erreichte einen noch nie dagewesenen Pegel von drei Metern.
Auch die Wasserspiegel der Anger im Norden, des Kittelbachs im Nordosten und der Itter im Süden waren durch Regen und eine überlastete Kanalisation bedrohlich und, so Zaum, „extrem schnell“ angestiegen. „Aber genauso schnell ging dort das Wasser auch zum Glück wieder zurück“, ergänzt der Krisenstabsleiter. „Wir haben überall noch Einsätze, die sukzessive abgearbeitet werden, aber wir können leichte Entwarnung geben.“
Rheinpegel kann 8,60 Metern erreichen
Gleichzeitig geht der Blick auf den Rhein. Während der Strom am Donnerstagnachmittag noch einen Pegelstand von 6,30 Metern hatte, kann das Wasser bis Freitagnacht sogar bis auf 8,60 Meter ansteigen. „Das ist für uns im Sommer ein besonderer Umstand, aber zu bewältigen“, betonte Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes.
Am Freitag werden die Vorkehrungen getroffen, die bei Rhein-Hochwasser immer getroffen werden: Das Untere Rheinwerft wird geräumt, die Tore am Alten Hafen in der Altstadt und an der Fährstraße in Hamm werden dicht gemacht, Open-Air-Kino, Stadtstrände und andere ufernahe Anlaufstellen abgebaut. „Die Situation, dass Rheinhochwasser und die hohen Pegel der innerstädtischen Flüsse zusammenkommen, gab’s so noch nie“, so Noppen. „Die Wassermassen haben die Düsseldorfer Kanalisation an ihre Grenzen gebracht.“
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Oberbürgermeister Keller sprach am Donnerstag von einer „immer noch angespannten Lage“, freute sich aber über das große Engagement von zahlreichen Bürgerinnen und Bürger, die in den sozialen Netzwerken den Betroffenen ihre Hilfe anbieten. „Da empfinde ich eine große Dankbarkeit für so viel Solidarität“, so Keller. Vor allem das Schicksal der Menschen in der Ostpark-Siedlung sei ihm „sehr nahe gegangen“. Sein Krisenstabsleiter machte den Bewohnern vor Ort indes Hoffnung. Zaum: „Das Rückkehrmanagement arbeitet auf Hochtouren.“
Ausmaß der Schäden ist „einfach zu groß“
Am Freitag wird sich die Wetterlage in Düsseldorf beruhigt haben. Das Wasser in den Überflutungsgebieten wird noch ein Weile bleiben. Feuerwehrchef David von der Lieth appellierte an alle Betroffenen, die Geduld nicht zu verlieren und beispielsweise auf eigene Faust die Stromzufuhr wieder herstellen zu wollen. „Wir kommen so schnell es geht!“
Indes kann Krisenstabsleiter Zaum noch keine Angaben über die Höhe der Gesamtschadenssumme machen: „Das Ausmaß der Schäden ist einfach zu groß!“
Info: Die Versorgungshotline der Stadt unterstützt Bürger in der Hochwasser-Situation. Unter der Nummer 0211/8998999 werden auch Hilfsangebote koordiniert.
Die Awista nimmt für die durch den Starkregen betroffenen Haushalte Extra-Sperrmüllanträge über die Hotline 0211/ 83099099 entgegen. Eine erste Abfuhr erfolgt am morgigen Samstag, 17. Juli, ab 8 Uhr
Wer Fragen zur Stromversorgung hat, kann sich an die Mitarbeiter der Netzgesellschaft (0211/8212626) wenden.