An Rhein und Ruhr. In Düsseldorf und im Kreis Mettmann laufen am Freitag die Aufräumarbeiten. Ein Einsatzschwerpunkt der Feuerwehr ist weiter die Ostpark-Siedlung.

  • Der Starkregen hat in weiten Teilen des Rheinlands massive Folgen.
  • In Düsseldorf musste eine ganze Siedlung evakuiert werden, in Leverkusen ein Krankenhaus.
  • In diesem Text fassen wir die wichtigsten Ereignisse in der Region um Düsseldorf zusammen, den Liveblog für ganz NRW finden Sie hier.

Nach dem Starkregen hat sich die Hochwasser-Lage in der Region am Freitag zwar etwas entspannt, die Einsatzkräfte sind aber weiterhin im Dauereinsatz und mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Besonders heftig wurde die Landeshauptstadt getroffen: Mehr als 1500 wetterbedingte Einsätze arbeitete allein die Feuerwehr Düsseldorf seit Mittwoch ab. Rund 140 Einsätze waren auch am Freitagabend noch offen, wie ein Feuerwehrsprecher berichtete. Man habe die Lage an mehreren übergelaufenen Flüssen im Stadtgebiet aber mittlerweile im Griff.

Der Einsatzschwerpunkt für die Feuerwehr bleibt auch am Freitagabend die Ostpark-Siedlung. Hier ist die Lage seit Mittwoch besonders dramatisch: Der Krisenstab der Landeshauptstadt forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, das Gebiet der Ostparksiedlung im Stadtteil Gerresheim freiwillig zu verlassen, weil das Flüsschen Düssel über die Ufer getreten war. Betroffen waren rund 350 Gebäude (lesen Sie hier die Reportage aus Düsseldorf).

Rund um die Siedlung wurde auch der Strom am Mittwochnachmittag abgestellt. Nach Angaben der Stadt kann der Strom erst wieder angeschaltet werden, wenn die Hochwasser-Lage nicht mehr anhält. Mittlerweile geht der Pegel der Düssel wieder zurück, es fließt kein Wasser mehr nach - weite Teile der Siedlung sind allerdings noch immer überflutet. Die Feuerwehr ist am Freitag mit den Abpumparbeiten beschäfitgt.

Aus der sonst so beschaulichen Düssel ist ein reißender Fluss geworden.
Aus der sonst so beschaulichen Düssel ist ein reißender Fluss geworden. © FFS | Lars Heidrich

"Jetzt geht es darum, die stark überschwemmten Bereiche abzupumpen, was eine ziemliche Herausforderung ist. Der Boden ist so stark mit Wasser gesättigt, dass es immer wieder nachläuft", sagte ein Feuerwehrsprecher. Am Donnerstagabend bestätigte die Stadt einen Todesfall: Die Feuerwehr habe beim Auspumpen einer komplett überfluteten Wohnung im Stadtteil Vennhausen eine männliche Person tot aufgefunden. Der Mann war zwischenzeitlich als vermisst gemeldet worden. "Die Wohnung war voller Wasser gelaufen", so der Feuerwehrsprecher. Mit Spezialgeräten, mit denen derzeit auch die überschwemmten Straßentunnel leergepumpt werden, habe man noch versucht, das Wasser aus der Wohnung zu pumpen. "Das war leider schon zu spät."

In Düsseldorf gab es ein "historisches Hochwasser"

In der Nacht zu Donnerstag meldete die Feuerwehr einen Rekord-Pegelstand von 3,01 Metern der Düssel. Mit mehr als 25.000 Sandsäcken versuchten Einsatzkräfte und Anwohner, einen rund 700 Meter langen Damm zwischen Wohnsiedlung und Düssel zu halten. Trotz größter Bemühungen ist der Sandsackwall schließlich überspült worden. Die Stadt sprach von einem "historischen Hochwasser". Neben der Düssel und dem Kittelbach stand und steht auch die Anger im Norden Düsseldorfs im Fokus des Krisenstabs. Zudem ist im Süden die Itter über ihren Bachlauf getreten.

Wie die Stadt Düsseldorf am Donnerstagnachmittag mitteilte, wird die Deichsicherung fortgesetzt. In der Nähe der Ostparksiedlung wurde eine mobile Wache der Feuerwehr eingerichtet - die Einsatzkräfte stehen den Anwohnerinnen und Anwohner in Notfällen als Ansprechpartner zur Verfügung. Krisenstabsleiter Christian Zaum sagte in einer Mitteilung: "Wir haben die Pegelstände aller Flüsse und Bäche im Stadtgebiet im Blick, um eine konkrete Gefahrenabschätzung vornehmen zu können. Wir werden alles daran setzen, die Schäden in Grenzen zu halten. Die Rettungskräfte befinden sich weiter im Großeinsatz, parallel dazu ist das Rückkehr-Management aktiviert."

Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sprach von einem Jahrtausendhochwasser. Am Donnerstag sagte er laut Mitteillung der Stadt: "Der Krisenstab hat ein Bündel an Sofortmaßnahmen zur Hilfe der Menschen in den Hochwasser-Gebieten umgehend auf den Weg gebracht. Wir werden alles daran setzen, dass die Anwohnerinnen und Anwohnern, die von Hochwasserschäden betroffen sind wie beispielsweise in der Ostpark-Siedlung, die nötige Unterstützung zur Rückkehr ins normale Alltagsleben erhalten."

Fortuna Düsseldorf hilft Opfern der Hochwasser-Katastrophe

Einen Großeinsatz gab es auch am Marienhospital in Düsseldorf: Dort traten große Mengen Wasser ins Gebäude ein. Es wurde ein Sandsackwall gebaut, die Feuerwehr pumpte tausende Liter Wasser aus dem Gebäude. In den kommenden Tagen wird zudem damit gerechnet, dass der Rhein-Pegel ansteigt und bis zum Sonntag 8,50 Meter erreicht.

Derweil hilft Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf den Opfern der Hochwasser-Katastrophe. Die Rheinländer werden laut Vereinsmitteilung von Freitag 25.000 Euro aus den Einnahmen der Saisoneröffnung am Samstag in der heimischen Arena spenden. Beim begleitenden Spiel gegen OH Leuven wird es eine Pfand-Spendenaktion geben, das Team wird Trauerflor tragen.

„Diese Unwetter-Katastrophe trifft viele Städte und auch viele Bürger in Düsseldorf sehr hart. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und Betroffenen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann. „Wir als Fortuna wollen unseren Beitrag leisten, den Menschen, insbesondere in unserer Stadt, helfen und unsere Solidarität demonstrieren.“

Kreis Mettmann: So ist die Lage in Erkrath und Haan

Auch im benachbarten Kreis Mettmann gab nach dem Starkwegen zahlreiche Einsätze der Feuerwehr. Besonders angespannt war die Lage in Erkrath. Es gibt aber auch positive Nachrichten. In der Stadt gibt es laut Stadtverwaltung bislang keine Verletzten oder Toten: „Das ist das, worüber wir uns wirklich freuen“, sagte Sprecherin Maria Steinmetz am Freitagmorgen. „Wir sind sehr froh, dass wir keine Personenschäden haben – weder bei den Feuerwehrkräften noch in der Bevölkerung.“ Die Überflutungen hätten in allen Stadtgebieten große Verwüstungen angerichtet. „Die genaue Bezifferung der Schäden steht noch aus“, so Steinmetz.

Am Freitagvormittag gebe es in der Verwaltung eine neue Lagebesprechung. Dann könne die Stadt gegen Mittag auch sagen, wie die Abpumparbeiten im besonders schwer getroffenen Stadtteil Alt-Erkrath vorankommen. Bis Donnerstagabend standen noch mehrere Gebäude unter Wasser. Auch der Strom habe in Absprache mit den Stadtwerken „punktuell in einigen betroffenen Bereichen noch abgeschaltet“ werden müssen.

Ddie überflutete Morper Allee in Erkrath am Mittwoch
Ddie überflutete Morper Allee in Erkrath am Mittwoch © Dpa | David Young

Das evakuierte Wohnheim an der Freiheitstraße bleibe mindestens für die kommenden Tage unbewohnbar. „Wir kümmern uns um weitere Unterbringungsmöglichkeiten“, sagte Steinmetz am Freitag. Um den im gesamten Stadtgebiet entstandenen Müll zu beseitigen, fährt am Samstag (17.07.) eine außerplanmäßige Müllabfuhr durch die Straßen. „Es geht vor allen Dingen um verderblichen Müll“, betonte Steinmetz. „Das dürfen auch verdorbene Kleidung oder Stoffreste sein.“ Es würden jedoch keine Mülltonnen entleert. „Der Müll muss in Säcken fest verschlossen sein und ein tragbares Gewicht haben.“

Hochwasser: Die Feuerwehr in Haan musste 171 mal ausrücken

In der angrenzenden Stadt Haan ist die Feuerwehr in den letzten zwei Tagen zu insgesamt 171 Unwettereinsätzen ausgerückt. Bei 160 Einsätzen mussten Wasser abgepumpt oder Gebäude vor dem Eintritt von Wasser geschützt werden, wie die Feuerwehr Haan am frühen Freitagmorgen mitteilte. Insgesamt konnte die Feuerwehr demnach 26 Personen retten, die durch die enormen Wassermengen in ihren Wohnungen oder Autos eingeschlossen waren. Dabei gelang es der Feuerwehr in allen Fällen, die Personen unverletzt aus ihren Fahrzeugen zu befreien.

Unwetter in NRW: Hier gibt es weitere Informationen

Im Bereich der Ittertalstraße kam es nach Angaben der Feuerwehr zu einem Einsatz, bei dem ein umgestürzter Baum auf ein auto mit drei Insassen gefallen war - auch sie konnten allesamt unbeschadet aus dem Wagen befreit werden. Im Bereich Gruiten-Dorf sei die Düssel aufgrund der heftigen Regenfälle über die Ufer getreten, teilte die Feuerwehr weiter mit. Teilweise stand das Wasser in dem Ortsteil bis zu einem Meter hoch, sodass die gesamte Straße evakuiert werden musste. Im Stadtteil Gruiten sei es während Pumparbeiten zu einem Kurzschluss in einem Trafohaus gekommen, es geriet dadurch in Brand. Die Feuerwehr konnte ihn aber umgehend löschen.

In Mettmann musste die Feuerwehr alleine bis zum Donnerstagmorgen mehr als 70 Mal ausrücken. Unter anderem das Fundament eines Hauses drohte unterspült zu werden. Im Neandertal kam es zu Erdrutschen, bei denen Geröll, Bäume und Sträucher auf eine Straße rutschten. Bereits am Mittwochabend war die Mitarbeiterin eines Seniorenheims vor dem Ertrinken gerettet worden. Insgesamt verzeichnete die Kreisleitstelle rund 12.000 Notrufe.

Unwetter: So sieht es in Leverkusen und Köln aus

Auch andere Städte im Rheinland wurden vom Unwetter getroffen: Wegen einer Störung der Stromversorgung musste in Leverkusen ein Krankenhaus komplett evakuiert werden. Betroffen seien 468 Menschen, teilte das Klinikum Leverkusen am Donnerstagmorgen mit. Die Maßnahme sei mit der Feuerwehr abgesprochen. Alle Operationen, Termine und Eingriffe wurden abgesagt,

Ingesamt rechnete die Feuerwehr in Leverkusen mit mehr als 1000 Einsätzen im Stadtgebiet - 20 Menschen konnten aus lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden. In Köln wurden hingegen zwei Menschen von der Feuerwehr tot in ihren mit Wasser vollgelaufenen Kellern entdeckt - eine 72 Jahre alte Frau und ein 54-jähriger Mann. In Rheinbach bei Bonn wurden am Donnerstag eine Frau leblos auf einer Straße und zwei weitere Tote entdeckt. Noch wesentlich dramatischer ist die Lage im Kölner Umland, insbesondere im Rhein-Erft-Kreis - die Entwicklungen dort haben wir in diesem Newsblog zusammengefasst.

Der untere Niederrhein bleibt vom Unwetter verschont

Der Niederrhein blieb hingegen vom Unwetter weitgehend verschont. „Wir haben keinen einzigen Einsatz in Wesel gefahren“, sagt Feuerwehrchef Thomas Verbeet – zwar hatte es auch im Kreis in der Nacht zu Donnerstag stark geregnet. Doch was für Wesel gilt, gilt auch für die anderen Kreiskommunen: Die Feuerwehren in den 13 Städten und Gemeinden waren mit den Wassermassen nicht beschäftigt - sie halfen unter anderem in Erkrath aus.

Im Kreis Kleve blieb es ebenfalls ruhig. Allerdings wird auch hier in den nächsten Tagen der Rhein-Pegel steigen. In Rees wird erwartet, dass der Wasserstand bis zum Samstag um zwei Meter zunimmt. Die Rheinpromenade wurde bereits abgesperrt, nun wird die Versorgung des Dörfchens Grietherort vorbereitet - es ist bei Hochwasser regelmäßig nicht erreichbar. (mit dpa)