Düsseldorf. Das umstrittene Großkonzert in Düsseldorf am 4. September in der Arena wird auf den Spätherbst verschoben. Düsseldorfs OB zeigt sich erleichtert.
Das für den 4. September geplante Großkonzert in der Arena in Düsseldorf wird verschoben. Das teilte Veranstalter Marek Lieberberg am Mittwoch mit. Grund für die Verschiebung sei der Widerstand aus der NRW-Landesregierung, erklärte Lieberberg. Bei dem Konzert sollten unter anderem Sarah Connor, Bryan Adams, Rea Garvey und die Band The Boss Hoss vor 13.000 Zuschauern auftreten.
Ein konkretes Datum nannte Lieberberg in seiner Mitteilung vom Mittwoch noch nicht: Das Konzert mit dem Motto „Give Live A Chance“ solle „im Spätherbst“ nachgeholt werden. Nach Angaben des Veranstalters seien bis dato mehr als 7000 Tickets für das Konzert online verkauft worden. „Alle Besucher erhalten ihr Eintrittsgeld einschließlich der Vorverkaufsgebühren zurück“, teilte der Veranstalter mit.
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel zeigt sich erleichtert
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zeigte sich erleichtert: „Ich bin ganz glücklich darüber, dass es offenbar ein Einvernehmen zwischen dem Ministerium und dem Veranstalter „Live Nation“, dass man sagt, das Konzert solle zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht stattfinden“, sagte er am Mittwochabend. Das sei auch nicht überraschend, fügte Geisel hinzu. „Denn wir hatten immer gesagt, wir beobachten das Infektionsgeschehen, und die Zahlen sind im Moment noch nicht runter gegangen.“ Man werde die Entwicklung genau beobachten müssen.“
Lieberberg: Gegensätzliche Positionen ließen sich nicht überbrücken
„Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass unser Maßnahmen-Katalog Fans, Künstlern und Mitarbeiter umfassenden Corona-Schutz bietet“, teilte Veranstalter Lieberberg mit.
Ursprünglich war in einem Kompromiss zwischen Land NRW, Stadt Düsseldorf und Lieberberg vereinbart worden, bis zum 31. August eine endgültige Entscheidung zu treffen, ob das Konzert am 4. September stattfinden darf. Weil die Landesregierung jedoch nach wie vor erhebliche Bedenken hatte, eine solche Großveranstaltung zu tolerieren, habe man nun die Verlegung beschlossen, erklärte Lieberberg: „Die gegensätzlichen Positionen ließen sich nicht überbrücken“.
„Wiedereinstieg in Live-Musik muss bald erfolgen“
Lieberberg machte deutlich, dass in absehbarer Zeit „der Wiedereinstieg in die Live-Musik mit vollen Kapazitäten erfolgen muss“. Nicht nur, weil „die Sehnsucht“ von Fans und Künstlern sich nicht mehr lange „unterdrücken lässt“, sagte Lieberberg. Schließlich warteten laut Lieberberg 150.000 suspendierte Mitarbeiter der Konzertbranche und Zehntausende Künstler darauf, endlich wieder Arbeit zu finden und vor Publikum auftreten zu können.
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Um das Konzert zu ermöglichen, hatte der Veranstalter ein Hygienekonzept erstellt, dass vom Publikum erhebliche Einschränkungen verlangt. In der 54.000 Besucher fassenden Arena hätten bei geöffnetem Dach nur 13.000 Personen Einlass gefunden, für die von Einlass bis Abschluss unter anderem Maskenpflicht und Sitzplatz-Zwang gelten sollte. Alkohol wurde in und um die Arena verboten. Der Ein- und Auslass wurde auf mehrere Zugänge und auf bestimmte Zeitfenster verteilt.
Düsseldorfs OB hatte Konzert-Genehmigung verteidigt
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte die Genehmigung des Konzerts durch das städtische Gesundheitsamt verteidigt: Sie sei auf Basis der bestehenden Corona-Schutzverordnung in NRW erteilt worden. „Wir haben ein Hygienekonzept vorgelegt bekommen, das Gesundheitsamt hat es sehr, sehr sorgfältig geprüft und kam zu dem Schluss, dass es nach der Coronaschutzverordnung keine Handhabe gab, das Konzert zu untersagen. Dieser Entschluss wurde ja vom NRW-Gesundheitsministerium sehr gut nachempfunden.“ Das Risiko, sich bei dem Konzert mit Corona anzustecken, seit aus Sicht der Stadt „sehr, sehr gering“.
Laumann lobt „sehr rationale Entscheidung“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte zuletzt angedeutet, das Konzert womöglich auf andere Weise zu verhindern oder zu torpedieren: Er hatte darauf aufmerksam gemacht, dass in der Corona-Schutzverordnung bis dato keine Zuschauer-Obergrenze für Großveranstaltungen definiert ist. Dazu sagte Geisel: „Wenn in Aussicht steht, dass die Kapazität eh beschränkt wird, dann ist es nicht sinnvoll ein Projekt weiterzuführen, dass kurz vor Toresschluss dann untersagt wird.“ Er hoffe, dass sich das Infektionsgeschehen so entwickelt, dass Veranstaltungen dieser Art so bald wie möglich wieder durchgeführt werden können.
„Angesichts der aktuellen Infektionslage bin ich der Auffassung, dass ein Konzert dieser Größenordnung derzeit nicht durchführbar ist“, sagte Laumann nach Bekanntgabe der Verschiebung. Es habe dazu in den vergangenen Tagen „auch sehr konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten gegeben“. Laumann dankte den Verantwortlichen, „dass sie nun diese sehr rationale und nachvollziehbare Entscheidung getroffen haben“.
In den vergangenen Tagen hatte Laumann mehrmals geäußert, dass man kein Fußballspiel mit Tausenden Zuschauern verbieten, ein Konzert dieser Größenordnung aber erlauben könne.
Düsseldorfer Großkonzert sollte Befreiungsschlag für Konzertbranche sein
Gedacht war die Show als großer Befreiungsschlag für die darbende Konzertbranche. Die Größenordnung wäre für Corona-Zeiten beachtlich gewesen. Zum Vergleich: Im benachbarten Köln etwa ist es zwar gelungen, wieder Konzerte in der dortigen Lanxess-Arena zu spielen - die Obergrenze liegt aber bislang bei 2400 Zuschauern. Die Berliner Waldbühne will im September mit bis zu 5000 besetzten Plätzen wieder öffnen. In Leipzig ist kürzlich Pop-Star Tim Bendzko für ein Experiment vor 1400 Freiwilligen aufgetreten. Forscher wollen herausfinden, wie Großveranstaltungen trotz Corona möglich sein können.
Dass es irgendwann wieder los gehen müsse, daran hält Marek Lieberberg beharrlich fest: Die Politik habe „die Verpflichtung“ gegenüber der Live-Musik, einen Weg zurück zur Normalität zu ebnen, erklärte er am Mittwoch. „Darauf warten 150.000 suspendierte Mitarbeiter dieser so diversen und essentiellen Branche, Zehntausende von Künstlern und Millionen von Anhängern.“ (mit dpa)