Düsseldorf. Die Kandidatin der FDP bot sich als Mitfahrerin an, um die Sonderspur in Düsseldorf zu nutzen. OB Thomas Geisel reagiert ironisch auf die Aktion.
Zehn Monate vor der Oberbürgermeister-Wahl in Düsseldorf betreibt die FDP Wahlkampf an der umstrittenen dritten Umweltspur. OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bot sich am Freitagmorgen Pendlern im Stau mit einem Schild als „dritte Mitfahrerin“ an. Ab drei Insassen darf man als Fahrgemeinschaft die Umweltspur benutzen.
Ein junger Mann aus Wuppertal habe sie und ihren Assistenten dann mitgenommen - „so sind wir dann als Fahrgemeinschaft über die Umweltspur am Stau vorbei gefahren“, erzählte Strack-Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur. Der junge Mann habe ihr berichtet, dass er inzwischen morgens 45 Minuten länger bis zu seiner Arbeitsstelle in der Innenstadt brauche. „Und er hat keine Alternativen“, sagte die FDP-Politikerin. Ähnlich gehe es vielen Handwerkern und Pflegekräften, die sich bei ihr meldeten.
„Umweltspur ist massiv geschäftsschädigend“
Passend dazu forderte die Düsseldorfer Handwerkskammer (HWK) die Stadt am Freitag auf, das „Experiment Spursperrung auf zentralen Verkehrsachsen“ schnellstmöglich zu beenden. „Die Umweltspur ist massiv geschäftsschädigend“, teilte HWK-Präsident Andreas Ehlert mit. Die HWK habe massive Beschwerden ihrer Mitgliedsunternehmen über Rückstaus, blockierte Ausweich- und Umwegstrecken und verärgerte Kunden.
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Die Stadt hatte im April die ersten beiden Umweltspuren eingeführt, um Fahrverbote zu vermeiden. Die dritte Spur sorgte nach Ende der Herbstferien für lange Staus im Süden der Stadt. Befahren werden darf die Spur von Bussen, Taxis, Elektrofahrzeugen, Fahrrädern und Fahrgemeinschaften - für die sich Strack-Zimmermann anbot.
Verwaltungschef Geisel reagierte ironisch auf die Aktion
Die FDP-Politikerin hatte als erste ihre Kandidatur gegen den aktuellen OB Thomas Geisel (SPD) angekündigt. Die Umweltspur werde nicht ihr einziges Wahlkampfthema sein, sagte sie. Am Freitag habe sie aber „einigen das Lachen im Stau zurückgebracht“.
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Verwaltungschef Geisel reagierte ironisch auf die Aktion: „Ich bin gespannt, wie viele Autofahrer auf das Mitfahr-Angebot von Frau Strack-Zimmermann gegen den Stau eingehen. Manch einer mag sich fragen, was ihm lieber ist.“ Ansonsten seien ihm „alle Bemühungen willkommen, für Fahrgemeinschaften auf der Umweltspur zu werben“.
Online-Petition fand binnen vier Wochen 11.400 Unterstützer
Tatsächlich sorgte die jüngste Umweltspur bereits bundesweit für Aufsehen. Vor rund drei Wochen hatte dort ein Düsseldorfer DJ von einer Pferdekutsche aus Altbier an Pendler verteilt. Eine „nicht zulässige Nutzung“ der Sonderfahrbahn, wie die Stadt später mitteilte. Wobei die Aktion für den DJ keine Folgen hatte. Kurze Zeit später sorgte ein großes Bestattungsunternehmen für Schlagzeilen, nachdem es - erfolglos - eine Sondererlaubnis für Leichenwagen auf der Umweltspur gefordert hatte.
Seit gut einer Woche prüft die Staatsanwaltschaft zudem die Strafanzeige eines Rentners, der in den langen Rückstaus eine Gefährdung sieht. Eine Online-Petition gegen die dritte Umweltspur hatte binnen vier Wochen rund 11.400 Unterstützer gefunden. (dpa)