Dinslaken/Voerde/Hünxe. Dinslaken, Voerde und Hünxe haben gewählt: Das sind die Ergebnisse der Europawahl vor Ort - und das sind Reaktionen aus der Politik darauf.
Die CDU legt zu, die Grünen verlieren massiv - der Bundestrend zeigt sich auch in den Wahlergebnissen in Dinslaken, Voerde und Hünxe - ebenso die Gewinne von AfD und BSW. Nur die SPD blieb - im Vergleich zum bundeweiten Ergebnis - einigermaßen stabil. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Das sind die Ergebnisse aus Dinslaken
Die großen Gewinner in Dinslaken sind CDU, AfD und BSW - auf der Verliererseite die Grünen, die sich gegenüber 2019 fast halbiert haben. Die CDU konnte gegenüber 2019 etwa drei Prozent zulegen und liegt mit 27,32 Prozent vor der SPD, die mit 23,15 Prozent - anders als im Bund - recht stabil bleibt. Auf Platz drei landet bei den Dinslakener Wählern die AfD mit 13,37 Prozent. Die Grünen liegen bei 11,69 Prozent, die FDP bei 5,63 Prozent, die Linke bei 2,05 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht bei seiner ersten Wahl in Dinslaken 4,83 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 62,3 Prozent.
Besondere Ausreißer: Im Wahlbezirk Grundschule Hühnerheide landete die AfD sogar auf Platz eins mit 25,64 Prozent der Stimmen. Dahinter folgen CDU (23,5), SPD (20,09) und das BSW (6,62) vor den Grünen und der FDP (beide 5,34). Und im Wahlbezirk Jugendheim St. Marien in Lohberg erreicht DAVA, die „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ , 17, 91 Prozent. DAVA wurde im Januar 2024 von Teyfik Özcan gegründet und will ein positiveres Bild des Islam fördern.
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Das sind Stimmen aus Dinslaken zur Wahl
„Erstaunlich stabil“ – so bewertet Simon Panke, Co-Vorsitzender der SPD, das Wahlergebnis der Sozialdemokraten in Dinslaken. Die Ergebnisse von AfD und BSW habe man absehen können – dennoch sei es „schade“ dass populistische Parteien so haben zulegen können. Es zeige die Notwendigkeit sachbezogener Diskurse. Möglicherweise habe auch die Wahlkampfstrategie der großen Parteien nicht verfangen: Diese hätten sich mehr „aufs große Ganze“, auf den Erhalt von Europa und die Stärkung der Demokratie bezogen. Die wirklichen Themen seien dahinter zurückgetreten.
Heinz Wansing, Fraktionsvorsitzender der CDU in Dinslaken, ist mit dem Wahlergebnis seiner Partei vor Ort und bundesweit zufrieden. Angesichts des starken AfD-Ergebnisses mahnt er: Die Politik müsse sich stärker bemühen, „dazu beizutragen, dass über Sachthemen geredet“ werde. Einen Rückschluss auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr lasse die Europawahl aber nicht zu: Man wisse nicht, ob die AfD diesmal vor Ort antrete, außerdem gebe es in Dinslaken noch die UBV, die ebenfalls Stimmen auf sich vereine.
Niklas Graf, Co-Fraktionsvorsitzender der Grünen, stellt positiv heraus, dass die Ergebnisse der Grünen in Dinslaken dem bundesweiten Trend entsprechen. Auch er hätte sich gewünscht, dass „viel mehr über europäische Themen geredet wird“. Europa komme im alltäglichen Diskurs und auch in den überregionalen Nachrichtensendungen zu kurz. Mit Terry Reintke habe es eine Kandidatin aus dem Ruhrgebiet gegeben, die wirklich etwas zu sagen habe. Dennoch würden die Grünen ihre „gute Europapolitik“ weiter verfolgen.
Rundum zufrieden war der Dinslakener FDP-Chef Gerald Schädlich mit den Ergebnissen seiner Partei. Dass allerdings „europafeindliche Parteien“ wie AfD und BSW so viele Stimmen ziehen konnten, zeige, „dass wir mehr Aufklärung betreiben“ und die AfD mit ihren Inhalten stellen müssen, so Schädlich.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist in Feierlaune - Stimmen zur Wahl kommen erst am Montag.
So sieht das Wahlergebnis in Voerde aus
In Voerde ist die CDU bei der Europawahl mit einem Ergebnis von 27,46 Prozent in Voerde als Siegerin hervorgegangen. Sie vereinte insgesamt 4821 der 17.555 gültigen abgegebenen Stimmen auf sich und ließ damit die SPD knapp hinter sich (4370 Stimmen, 24,89 Prozent). 2019 war die Platzierung noch umgekehrt: Bei der damaligen Europawahl entfielen auf die SPD 25,37 Prozent, die CDU kam auf 23,81 Prozent. Deutliche Verluste mussten die damals Drittplatzierten hinnehmen. Erreichten die Grünen 2019 noch 18,91 Prozent, sind es diesmal 9,80 Prozent. Deutlich zulegen konnte die AfD mit 15,32 Prozent (2019: 10,62 Prozent). Zwar nicht so deutlich wie die Grünen, aber ebenfalls verloren hat die FDP. Die Liberalen kamen in Voerde auf 5,26 Prozent, 2019 waren es noch 6,29 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kam in Voerde aus dem Stand auf 4,40 Prozent.
Das sind Reaktionen aus Voerde zum Wahlergebnis
Der Chef der Voerder Christdemokraten, Henning Stemmer, äußert, froh darüber zu sein, dass sich die CDU bei der Europawahl in Voerde dem Bundestrend angenähert habe. Genau dies sei bei der SPD nicht der Fall. Während die Sozialdemokraten bundesweit 14 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten, holten sie in Voerde fast 25 Prozent. Angesichts dieses gegenläufigen Trends spricht Stemmer von einer interessanten und großen Herausforderung, die auf die Voerder CDU im nächsten Jahr bei den Kommunalwahlen warte. Die deutlichen Zuwächse der AfD auch in Voerde kamen für Stemmer indes „nicht überraschend“. Man müsse nun in die Analyse darüber gehen, warum dies so ist.
Die SPD habe in Voerde trotz gerade schwieriger Zeiten das Ergebnis von 2019 nahezu gehalten, bilanziert Stefan Schmitz. Für ihn ist das schlechte Abschneiden seiner Partei bei der Europawahl insgesamt „ein Ergebnis mit Ansage“. Aus Sicht des Voerder SPD-Chefs spiegelt sich darin die Unzufriedenheit mit der aktuellen Regierungspolitik der Ampel. Seiner Einschätzung gibt es zwei zentrale Aspekte. Eines ist die Migration. Die AfD sei komplett auf das Thema aufgesprungen, habe dabei auch mit den Ängsten und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger gespielt. Schmitz erinnert an die teils hochemotionalen und vorurteilsbehafteten Debatten, wie sie in Voerde etwa bei Infoabenden der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen geführt wurden. Die demokratischen Parteien im EU-Parlament müssten sich zusammentun, auf die Sorgen und Nöte eingehen, „aber bitte, ohne in Populismus zu verfallen“. Dass die Grünen derart herbe Verluste hinnehmen mussten, schreibt Schmitz der von ihr betriebenen Klimapolitik in der Ampelkoalition zu. Bürger fühlten sich davon „überlastet“.
Ähnlich sieht dies Mascha Gores, Sprecherin der Grünen in Voerde. 2019 lag das gute Abschneiden ihrer Partei bei der Europawahl in der Klima- und Umweltbewegung begründet, wie sie sagt. Deren Vertretern gehe die Politik der Grünen in der Ampel nicht schnell genug – und vielen Wählern aus der Mitte aber zu weit. Ein weiterer Punkt ist der Wille der Grünen, die Ukraine mit Waffen zu beliefern. Dadurch habe die Partei, die im Ursprung aus der Friedensbewegung geprägt sei, viele Stammwähler verloren, erklärt Gores. Erschreckend, aber erwartbar, findet sie das Abschneiden der AfD. Erstaunlich ist aus ihrer Sicht, dass in Voerde die CDU bei der Europawahl vor der SPD gelandet ist.
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So sieht das Wahlergebnis in Hünxe aus
Um 19.59 Uhr steht das Wahlergebnis in der Gemeinde Hünxe fest: Mit 32,15 Prozent der Stimmen ist die CDU die deutliche Gewinnerin bei den Hünxer Wählern. Sie vereint insgesamt 2541 der 7904 gültigen abgegeben Stimmen auf sich. Damit ließ die Partei die SPD als zweitplatzierte Partei (22,70 Prozent, 1794 Stimmen) weit hinter sich. Die AfD wurde in Hünxe mit 11,75 Prozent (929 Stimmen) die drittstärkste Kraft. Es folgen die Grünen mit 10,94 Prozent (865 Stimmen) und die FDP mit 7,16 Prozent (566 Stimmen). Das Bündnis Sarah Wagenknecht konnte 294 Stimmen für sich verbuchen (3,72 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag in Hünxe bei 69,68 Prozent.
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Deutlich näher hatten CDU und SPD noch bei der Europawahl beieinander gelegen. Damals hatte die CDU 28,78 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereint und die SPD 23,03 Prozent. Fast halbiert hat sich das Ergebnis der Grünen, die damals noch 20,33 Prozent der Wählerstimmen bekamen. Einen deutlichen Zugewinn gab es für die AfD, die in Hünxe damals 8,65 Prozent der Stimmen bekommen hatte. Das Ergebnis für für die FDP (damals 7,14 Prozent) bleibt fast gleich.
Das sind die Hünxer Reaktionen zum Wahlergebnis
„Trotz des Trends auf Bundesebene konnten wir das Ergebnis halten und sind damit ganz zufrieden. Auch wenn wir mit dem Gesamtergebnis natürlich nicht zufrieden sein können“, sagt der Hünxer SPD-Vorsitzende Jan Scholte-Reh. Verantwortlich für das Ergebnis auf Bundesebene sieht er vor allem eine Unzufriedenheit der Bürger mit der Ampelregierung. „Es reicht nicht aus, zu sagen, dass man gegen Recht ist. Man muss auch mit eigenen Inhalten punkten.“ Sorgen macht ihm auch das Ergebnis der AfD in Hünxe. „Das werden wir auf jeden Fall im Auge behalten. Daran müssen wir arbeiten.“
„Ich bin entsetzt. Das Ergebnis ist furchtbar“, sagt Elisabeth Ziggel, Sprecherin der Grünen in Hünxe. Damit meint sie nicht nur das Wahlergebnis ihrer Partei, sondern auch das starke Abschneiden der AfD. „Nachdem die AfD hier plakatiert hat, habe ich so etwas bereits befürchtet. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so viele Stimmen bekommt. Jetzt müssen wir schauen, wie wir damit umgehen.“ Sie befürchtet, dass auf der europäischen Ebene die AfD mit ihren Zugewinnen nun Entscheidungsprozesse blockieren kann. „Das können wir uns eigentlich nicht leisten.“ Das Ergebnis der Grünen sieht sie vor allem in der Klimapolitik ihrer Partei begründet. „Die Grünen sind die anzeigen, die klar benennen, was passiert, wenn wir nicht auf die Bremse treten“, sagt sie mit Blick auf den Klimawandel. Das würde von den Wählern aber nicht belohnt, weil kaum einer persönlich auf etwas verzichten möchte.
Positiv sieht der CDU-Vorsitzende Bernd Chronz das Wahlergebnis. „Für uns ist das natürlich ein tolles Ergebnis, besonders im Vergleich mit den anderen Parteien.“ Er freut sich über die vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung für eine Europawahl. Aber auch er sieht die Stärke der AfD - auch in Hünxe - kritisch. „Da müssen wir sehen, wie wir damit umgehen.“
So waren die Ergebnisse 2019 in Dinslaken, Voerde, Hünxe
Die Ergebnisse von 2019 aus Dinslaken: SPD (23,82 Prozent), CDU (23,46) und Grüne (21,85) lagen fast gleichauf, es folgten AfD (10,10), FDP (6,01), Linke (5,11) und PARTEI (1,96).
In Voerde gaben im Jahr 2019 25,37 Prozent der SPD ihre Stimme, 23,81 Prozent der CDU, 18,91 Prozent den Grünen gefolgt von AfD (10,62), FDP (6,29), Linken (4,97) und PARTEI (2,28).
Bei der Europawahl in Hünxe im Jahr 2019 landete die CDU (28,78) vorne vor SPD (23,03), Grünen (20,33), AfD (8,65), FDP (7,14), Linken (3,58) und Tierschutzpartei (1,85).
Wie haben Jugendliche abstimmt?
Als sehr zurückhaltend bezeichnete Voerdes Wahlleiterin Nicole Johann, Erste Beigeordnete der Stadt, den Urnengang bei den Erstwählern. Sie geht davon aus, dass die junge Generation eher per Briefwahl abstimmt, weil die Beantragung per QR-Code „sehr unkompliziert“ sei und die jungen Leute eher „digital unterwegs“ seien. Wie viele Jugendliche tatsächlich ihre Stimme abgegeben haben, lasse sich wohl erst am Montag ermitteln, so Kreiswahlleiter Dr. Lars Rentmeister. (P.K./aha/fla)
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