Dinslaken. Die Stadt Wesel bekämpft auch Ratten auf privatem Grund. In Dinslaken hingegen sind dafür die Bürger zuständig. Die Gründe - und Probleme.

Wesel macht es - Dinslaken nicht. Wenn Bürger der Kreisstadt ein Rattenproblem haben, können sie es bei der Stadt melden. Und die schickt einen Schädlingsbekämpfer. Der betroffene Bürger zahlt: nichts. In Dinslaken beschränkt sich die Stadt auf die Rattenbekämpfung auf öffentlichem Grund und Boden. Wer auf privatem Grund eine Ratte entdeckt, soll einen Schädlingsbekämpfer hinzuziehen - und auch bezahlen. Dabei können schon einmal mehrere hundert Euro anfallen - zumal es meist mit einem Besuch nicht getan ist. Die UBV wollte das ändern. Sie hat die Stadt zu Jahresbeginn gebeten, zu prüfen, ob Dinslaken ähnlich verfahren könnte, wie Wesel. Das sagt die Stadt Dinslaken dazu.

Die Stadt Wesel nehme „bei Einzelmeldungen von Rattenbefall auf einem Privatgrundstück eine Belegung durch ein Schädlingsunternehmen vor und trägt die mit der Durchführung der Rattenbekämpfung verbundenen Kosten“, so die Stadt Dinslaken. Dabei handele es sich um eine freiwillige Aufgabe, die den dortigen städtischen Haushalt mit rund 20.000 Euro im Jahr belaste.

Stadt Dinslaken: Keine Verbesserung durch Weseler Methode

Die Stadt Wesel übernehme damit „als freiwillige Aufgabe und auf eigene Kosten die originäre Verpflichtung des Eigentümers“, so die Stadt Dinslaken, die die Wirksamkeit der Maßnahme infrage stellt: „Eine höhere Effizienz ist mit dieser Verfahrensweise nicht verbunden“, so die Stadtverwaltung. Eine „Verbesserung der Lage“ sei bei einer Übernahme durch die Stadt „nicht erkennbar“. Im Übrigen handele es sich um eine freiwillige Leistung - die nun, im Rahmen der Haushaltssicherung, ohnehin „nicht angezeigt“ sei, so die Stadt Dinslaken.

Stadt Wesel bezieht sich auf Seuchenschutz

Die Stadt Wesel übernimmt die Bekämpfung von Ratten auf öffentlichem, aber auch auf privatem Grund seit vielen Jahren. Die Kreisstadt bezieht sich dabei auf den Seuchenschutz, der möglichst flächendeckend sein soll. Die Stadt hat Verträge mit Firmen, die bei Mitteilung durch die Bürger beauftragt werden und jeweils donnerstags kommen.

Das ist der Hintergrund

Die UBV hatte das Thema aufgegriffen, weil in Lohberg vermehrt Rattenbefall beobachtet worden sei - auch tagsüber würden die Nager durch Freizeitanlage und Gärten laufen. Die Stadtverwaltung kann das nicht bestätigen. Weder der kommunale Ordnungsdienst noch der polizeiliche Bezirksdienst habe in Lohberg Rattenbefall feststellen können. Der Din-Service sei im Bereich der Rattenbekämpfung im gesamten Stadtgebiet präventiv und restriktiv tätig. Rattenbekämpfung auf Privatgrundstücken obliege dem jeweiligen Eigentümer des Grundstückes, der Din-Service steht aber „bei allen Fragen zur Rattenbekämpfung gern zur Verfügung“.

Unterschiedliche Rattengifte für Profis und Bürger

Bei Rattengiften gibt es unterschiedliche Wirkstoffe.
Bei Rattengiften gibt es unterschiedliche Wirkstoffe. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Das Problem: Bei Rattengift unterscheidet man zwischen Rattenbekämpfungsmitteln mit Wirkstoffen der ersten und zweiten Generation. Die hochwirksamen Rattengifte der zweiten Generation, die bestimmte gerinnungshemmende Wirkstoffe (Difenacoum, Bromadiolon, Difethialon, Brodifacoum, Flocoumafen) enthalten, dürfen allerdings seit 2013 nicht mehr an Bürger verkauft werden. Sie können nur mit Sachkundenachweis durch Schädlingsbekämpfer erworben werden. Produkte, die Antikoagulantien der ersten Generation (Warfarin, Coumatetralyl, Chlorphacinon), dürfen von Verbrauchern eingesetzt werden. Sie müssen aber mehrmals aufgenommen werden, um zu wirken und es wurden auch Resistenzen bekannt. „Um einen Behandlungserfolg zu erzielen, müssen die Wirkstoffe der zweiten Generation eingesetzt werden“, schreibt etwa die Stadt Oberhausen. Das Umweltbundesamt empfiehlt zudem Schlagfallen.

Tipps: Ratten vorbeugen

Um Rattenbefall vorzubeugen, sollte der Zugang zu Nahrung (Lebensmittel, Tierfutter, Vorräte) und Wasser verhindert werden, rät das Umweltbundesamt. Zugänge zum Innenbereich wie Spalten oder Löcher sollten möglichst verschlossen werden. Auch die richtige Kompostierung von Abfällen sowie die Beseitigung von Unrat oder Bodendeckern, die als Unterschlupf dienen könnten, könne das Risiko eines Nagetierbefalls verringern. Um die Ansiedlung beziehungsweise Ausbreitung von Ratten in der Kanalisation zu vermeiden, sollten keine Lebensmittel(-reste) durch die Toilette entsorgen werden.

Die Stadt Dinslaken gibt weitere Tipps auf dinslaken.de/stadt-buergerservice/dienstleistungen/rattenbekaempfung. Ansprechpartner bei der Stadt sind Roland Hemmert (Telefon 02064/66-682) und Christian Pyzik (02064/66547).

Die Stadt Dinslaken will nun, wie von der UBV beantragt, den städtischen Mängelmelder „Meldoo“ um die Kategorie „Schädlinge“ und hier „Ratten“ und „Eichenprozessionsspinner“ erweitern und den zuständigen Ausschuss einmal im Jahr über die Lage informieren, heißt es in der Vorlage für die Politik.