Hünxe. Der Chorleiter, Organist, Tenor und Initiator der Partnerschaft zwischen Hünxe und Rochecorbon ist im Alter von 80 Jahren verstorben.

Er war über 50 Jahre lang einer der prägenden Chorleiter der hiesigen Musiklandschaft. Am 15. Mai ist Hans-Dieter Rohde einen Monat vor seinem 81. Geburtstag im Kreise seiner Familie verstorben, am heutigen Freitag findet die Beerdigung statt. „Ich habe schon gehört, ‚er hätte älter werden können“, erinnert sich sein Sohn Marco Rohde, ebenfalls Chorleiter und Organist, und hält die Qualität dieses reichen und viele Musikliebhabende bereicherndes Lebens dagegen: „Er führte fünf Leben“. Dreifacher Familienvater, berufstätig als Leiter eines physikalischen Labors in Emmelsum, Tenor, noch bis zuletzt mit 80 Jahren Chorleiter und aktiver Organist in der Ev. Kirchengemeinde An Issel und Rhein im ev. Kirchenkreis Wesel.

Hans-Dieter Rohde lebte leidenschaftlich für die Musik, für seine Chöre, die er zum Teil selbst gegründet hat. Dass er dabei noch die Energie fand, beispielsweise die Partnerschaft der Gemeinde Hünxe mit Rochecorbon an der Loire zu initiieren, ist wohl der Kraft zu verdanken, die er aus der Musik schöpfte. Und aus dem Glauben. Eine Woche Kloster oder ein paar Minuten beseelte Sakralmusik: Wer sich einmal mit Hans-Dieter Rohde über letzteres unterhalten hat, weiß, welche Inspiration er daraus schöpfte.

Das hohe D gesungen

Musik und Spiritualität: Beides war dem gebürtigen Hamborner in die Wiege gelegt. Mit neun Jahren lernte er Harmonium zu spielen, sein späterer Arbeitgeber Thyssen ermöglichte ihm das Gesangsstudium. Marco Rohde kennt die alten Tonbänder, auf denen sein Vater mit seinem großen Tonumfang Opern singt, die heute wegen ihrer Komplexität nicht mehr aufgeführt werden. „Er hat das hohe D in einem Stück gleich vier, fünf Mal gesungen“, erinnert sich der Sohn, „und wenn es nicht so schon in den Noten stand, hat er die Melodie der Arie zum Schluss selbst oktaviert“. Die eigene Gesangskunst: eine hohe Messlatte für die Leistungen seiner Chöre. 1984 erwarb er sich mit „seinem“ gemischten Chor Buchholtwelmen den Titel, den er von da an mit Stolz trug: „Chordirektor ADC“, eine Auszeichnung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände, die nicht allein für eine einzelne Leistung, sondern nur in Kombination mit einer regen Konzerttätigkeit und einer mindestens zehnjährigen Chorleitertätigkeit vergeben wird. Rohde hatte die Leitung der Bucholtwelmener um 1971 übernommen, blieb dem Chor, der 2008 zum 100-Jubiläum die Zelterplakette erhielt, heute aber nicht mehr auftritt, bis zuletzt verbunden.

Alle seine Chöre aufzuzählen, ist selbst für seinen Sohn eine Unmöglichkeit. 1970 begann Rohde seine Tätigkeit als Dirigent mit dem Kirchenchor in Hünxe-Bruckhausen. Unter den Werkschören in der ganzen Region habe ihm besonders der von Thyssengas, wo er seine Lehre gemacht hat, am Herzen gelegen. Und mit den letzten Aktiven der MGV Quartettverein Hiesfeld, Bruckhausen und der „Eintracht“ Voerde traf er sich weiter alle 14 Tage zum musikalischen Stammtisch. Die Leitung des von ihm gegründeten Frauenchors Drevenack, hat er vor zwei Jahren in die Hände seines Sohnes gelegt, nicht aber die der „Sorelle bel Canto“, die er Anfang der 2010er Jahre zusammenbrachte, um seiner Liebe zur klassischen Musik besondere Stimmen zu geben.

Schubert mit leuchtenden Augen

Hans-Dieter Rohde war ein Verfechter des klassischen Chorrepertoires, erwähnte man Schubert, leuchteten seine Augen - und im nächsten Moment seufzte er: „Zu schwer für die meisten heute“. Doch wo immer sich die Möglichkeit bot, machte er seine Chorkonzerte zu anspruchsvollen Erlebnissen. So im Januar 2010. Dinslaken war der erste Local Hero des Kulturhauptstadtjahres und Rohde verwandelte mit Schubert eine Werkhalle von Steinhoff in ein „Zauberwerk“. Chorgesang im Wechsel mit einem Klaviertrio von Mendelssohn (gespielt von Bernhard Bücker, Annemieke Schwarzenegger und Stephan Picard), Rezitationen der Burghofbühne und Ballett: Rohde war Romantiker, wie sehr, das konnte er mit diesem Konzert beweisen. Und zum Abschluss des Jahres der Auftritt seiner Hünxer Chöre auf Schloss Gartrop. Zwei Highlights wie das Konzert zum goldenen Chorleiterjubiläum 2020 in St. Albertus-Magnus.

Konzert in Memoriam

50 Jahre ist es her, dass Hans-Dieter Rohde den Frauenchor Drevenack gegründet hat. Das Jubiläumskonzert wird nun am Samstag, 8. Juni, 19 Uhr, in der Turnhalle der Drevenacker Grundschule ohne ihn stattfinden. Eine Absage kam für Chorleiter Marco Rohde nicht in Frage: „Das wäre nicht im Sinne meines Vaters gewesen. Doch wird es am Ende des Abends ein Lied seines Lieblingskomponisten in memoriam geben.

Hans-Dieter Rohde, der seine Initialen HDR mit einem Violinschlüssel schrieb, hinterlässt seine Frau Gundel und die drei Söhne Marco, Marcel und Manuel. Er war Familienmensch, tief gläubig und konservativ in seinen Überzeugungen, stets auf der Seite des Verbindenden zwischen den Menschen. In seinen Konzerten trat er für den Frieden ein, er positionierte sich klar gegen Rechts. Kurz vor seinem Tod sei er gefragt worden, auf welcher Skala von 0 bis 10 er sein Leben bewerten würde, erinnert sich Marco Rohde. Die Antwort seines Vaters bestätigt ein erfülltes (Musiker-)Leben: „Es war immer 9,5“. So hochbewertet werden auch seine Konzerte in Erinnerung bleiben.