Hünxe. Die beiden Chorleiter und die Vorsitzende erinnern sich an die bewegte Geschichte des Chores. Was der Frauenchor Drevenack zum Jubiläum plant.

„Aller Anfang ist schwer“, lautet ein Sprichwort, das auch auf die Gründung des Frauenchores Drevenack vor 50 Jahren zutrifft: Anfang 1974 kamen ein paar Herren des Männergesangvereins Harmonie Drevenack auf die Idee, man könnte doch auch einen Frauenchor in Drevenack gründen. „Ich hatte damals die Idee“, sagt der ehemalige Chorleiter Hans-Dieter Rohde und plaudert aus dem Nähkästchen: „Singende Männer sind nicht so ganz einfache Zeitgenossen, wenn es darum geht, auch noch einen Frauenchor zu gründen. So manch einer hat da quer geschossen, aber ich habe mich durchgesetzt“, erzählt der heute 80-jährige Initiator.

Er ging seinerzeit auch mit einem weiteren MGV-Sänger zu einer Probe des evangelischen Kirchenchors, um das neue Angebot vorzustellen. „Ich hatte dabei keinen Hintergedanken, wollte keinen abwerben, sondern ein zusätzliches Angebot unterbreiten. Ich wollte das Spektrum erweitern“, sagt der Musiker. Doch es habe ein „großes Palaver“ gegeben, als Rhode „da so einfach in die Probe reingeplatzt“ sei, erinnert sich Susanne Entrop-Leibner, die heutige Vorsitzende des Drevenacker Frauenchores schmunzelnd.

Vorsitzende Susanne Entrop-Leibner ist von Anfang an dabei

Sie war damals 14 Jahre alt und Sängerin im Kirchenchor, fand den neuen reinen Frauenchor aber so attraktiv, dass sie gleich Gründungsmitglied wurde. „Da möchte ich gerne mitsingen“, habe sie sich damals als Jugendliche gesagt. Diesen „Knist“ noch vor der Gründung bezeichnet die heute 64-Jährige auch nach Jahrzehnten als „unsäglich“, während Hans-Dieter Rohde heute darüber schmunzeln kann: „Ich war damals Staatsfeind Nummer eins!“

Mittlerweile haben sich die Wogen allerdings geglättet, beide Chöre existieren in Drevenack nebeneinander und ergänzen sich gut. Susanne Entrop-Leibner ist übrigens noch immer Sängerin in beiden Chören und hat die 50-jährige Historie des Frauenchores also komplett miterlebt.

Chorleiter Marco Rohde leitet den Chor und begleitet die Sängerinnen zugleich am Klavier.
Chorleiter Marco Rohde leitet den Chor und begleitet die Sängerinnen zugleich am Klavier. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Geburtsstunde des Chores war dann am 22. Januar 1974, als alle Frauen und Mädchen aus Drevenack und Umgebung, die Interesse am Gesang hatten, in die Gaststätte Vennmann („Alt Peddenberg“) eingeladen waren. Zu dieser Gründungsversammlung kamen 16 Frauen und vier Mädchen. Die 20 neuen Sängerinnen wurden von Klaus Lehmkuhl, dem Vorsitzenden des Männergesangvereins begrüßt, Hans-Dieter Rohde übernahm nebem dem MGV auch noch die Leitung des neuen Frauenchores.

Proben sollten Stimmtraining und kein Kaffeekränzchen sein

Hildegard Stechel war die erste Vorsitzende des neuen Frauenchores, der nach gut einem Jahr am 19. Mai 1975 seinen ersten öffentlichen Auftritt beim Pfingstsingen in der Gaststätte Vennmann hatte. Doch auch in dieser Phase gab es noch einige Schwierigkeiten: „Es gab jede Menge dicke Bretter zu bohren“, erinnert sich der damalige Chorleiter, der betont, dass bei den Proben vor allem das Stimmtraining den Schwerpunkt bilden sollte. „Das hatte mit Kaffeetrinken nichts zu tun“, so der 80-Jährige, der damit bei einigen Sängerinnen auf wenig Gegenliebe stieß.

Bei feierlichen Anlässen – wie hier beim Weihnachtskonzert in der evangelischen Dorfkirche – kleiden sich die Sängerinnen rot und schwarz.
Bei feierlichen Anlässen – wie hier beim Weihnachtskonzert in der evangelischen Dorfkirche – kleiden sich die Sängerinnen rot und schwarz. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Und es gab weitere Differenzen: So führte Streit um die Uniform der Sängerinnen zum Rücktritt der Vorsitzenden, die mit dunkelblauen Samtröcken in Kombination mit weißen Blusen nicht einverstanden war. So übernahm Liesel Fennema, die heute noch immer im Frauenchor singt, den Vorsitz. Ihr folgten Marianne Schmellenkamp und Inge Bischof. Seit 2011 hat mittlerweile Susanne Entrop-Leibner das Sagen. Sie hat auch die zahlreichen Umzüge in Proben-Lokalitäten miterlebt: Neben dem Gründungslokal „Alt Peddenberg“ übten die Drevenacker Frauen in der Gaststätte Nossack, im Lokal „Zum Trotzenberg“, im ehemaligen Bahnhof Peddenberg und auch mal im Schützenhaus in Krudenburg.

Hans-Dieter Rhode übergab die Leitung an seinen Sohn Marco

Mittlerweile haben die Sängerinnen in einem Anbau an der Drevenacker Otto-Pankok-Grundschule ihr neues Zuhause gefunden. Nach einer längeren coronabedingten Zwangspause gab es auch einen Wechsel in der Chorleitung: Hans-Dieter Rhode übergab an seinen Sohn Marco: Der 50-jährige hauptberufliche Musiker kennt den Frauenchor allerdings schon seit rund 45 Jahren, hat die Sängerinnen schon oft auf dem Klavier begleitet.

Jubiläumskonzert am 8. Juni in der Grundschul-Turnhalle

Inzwischen ist die Stimmung locker und fröhlich bei den Frauen, die zwischen Mitte 40 und etwa 80 Jahre alt sind, und den Frauenchor zu einer festen Institution gemacht haben. Chorleiter und Sängerinnen freuen sich nun auf besondere Aktivitäten im Jahr des 50-jährigen Bestehens: Am Samstag, 16. März, steht ein Jubiläumsfrühstück auf dem Programm – mit allen 34 aktiven Sängerinnen sowie den etwa 25 passiven Mitgliedern. Ein großes Jubiläumskonzert ist für Samstag, 8. Juni, ab 19 Uhr in der Turnhalle der Drevenacker Grundschule geplant. Pfingstmontag steht das Pfingstsingen an und am zweiten Adventswochenende tritt der Frauenchor im Rahmen des Drevenacker Weihnachtsmarktes auf.