Voerde. Die Ergebnisse mehrerer Gutachten zum geplanten Logistikpark wurden vorgestellt. Warum das Thema Verkehr für eine Diskussion sorgte.
Vor Beginn der gemeinsamen Sitzung von drei Ausschüssen verteilen Mitglieder der Initiative „Emmelsum-Biotop-retten“ Flyer. „Keine faulen Kompromisse“ steht auf dem Zettel. Und mehrere Argumente, die aus Sicht der Initiative gegen den von der Firma Greenfield Development geplanten Logistikpark sprechen: ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen, Belastung der Infrastruktur, 25 Meter hohe Hallen, die nicht zu übersehen sind, und eine Belästigung durch Lärm. In der gut drei Stunden dauernden Sitzung wurde auch auf diese Punkte eingegangen. Am Ende stimmten die Politiker darüber ab, ob die umfangreichen Unterlagen, sie umfassen rund 1400 Seiten, öffentlich ausgelegt werden.
Nicht alle an der gemeinsamen Sitzung von Umweltausschuss, Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsausschuss teilnehmenden Lokalpolitiker sind vom Vorhaben überzeugt. Was bringt es den Voerder Bürgern, fragt im Laufe der Sitzung Bernd Altmeppen (CDU). Monika Schmitz, ebenfalls CDU, bezweifelt die Ergebnisse der Verkehrsgutachten. Die Experten hatten erläutert, dass der Verkehr auch künftig vernünftig fließen werde. Bei der Untersuchung sind die Auswirkungen des Logistikparks sowie weiter Vorhaben zur Erweiterung der Häfen Emmelsum und Rhein-Lippe berücksichtigt worden. Schmitz kritisierte die Ausführungen, denn sie würde wegen der vielen Fahrzeuge große Probleme haben, ihr Grundstück zu verlassen.
Aussagen zum Verkehr wurden angezweifelt
Neben den Knotenpunkten Bühlstraße/Weseler Straße, Weseler Straße/Schleusenstraße, Böskenstraße/Weseler Straße, die in Nähe des Logistikparks liegen, wurden drei weitere Kreuzungen in die Betrachtungen der Verkehrsgutachter einbezogen: Willy-Brandt-Straße/Frankfurter Straße, Willy-Brandt-Straße/Emmelsumer Straße/Neue Hünxer Straße. Sie seien „im bestehenden Ausbauzustand ausreichend leistungsfähig“ hieß es von den Experten. Und mussten sich dafür Kritik anhören. Auf der Frankfurter Straße sowie auf der B8 würde es morgens und nachmittags zu Staus kommen, berichteten Bernd Altmeppen und Bert Mölleken. Das habe mit der Simulation, die aufgrund einer im Januar 2023 durchgeführten Verkehrszählung erstellt wurde, nichts zu tun. Die Realität sehe anders aus. Für die etwas entfernteren Knotenpunkte (Willy-Brandt-Straße/Frankfurter Straße, Willy-Brandt-Straße/Emmelsumer Straße/Neue Hünxer Straße) empfehlen die Gutachter eine Anpassung der Grünzeiten.
Die Ergebnisse weiterer Gutachten
Bei der durchgeführten Umweltverträglichkeitsprüfung wurde festgestellt, dass der Logistikpark „keine erheblichen Beeinträchtigungen“ mit sich bringen würde. Sechs baum- oder gebäudebewohnende Fledermausarten wurden auf dem Grundstück nachgewiesen. Auf Flächen, die für den Logistikpark nicht genutzt werden. Zudem 20 Brutvogelarten, von denen 18 Arten laut Gutachterin ungefährdet seien. Bei den beiden anderen handelt es sich um den Star und um die Weidenmeise.
Bei den Umweltberichten zur 75. Teiländerung des Flächennutzungsplanes und zum Bebauungsplan 139 kommen die Gutachter zum Schluss, dass sich „voraussichtlich keine erheblichen Beeinträchtigungen“ ergeben werden. Für die Fledermäuse seien bereits im vergangenen Jahr Kästen installiert worden, ebenso Nistkästen für die Brutvögel. Hervorgehoben wurde, dass bis zu 50 Prozent der Hallendächer mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, ein Teil der Dächer würden begrünt werden.
Erste Planung stammt aus dem Jahre 2015
Stefan Schmitz von der SPD erinnerte daran, dass Greenfield im Jahr 2015 in einem Ausschuss erstmals öffentlich die Pläne für ein Logistikzentrum im Hafengebiet vorgestellt habe. Das Grundstück neben der Aluminiumhütte hatte das Düsseldorfer Unternehmen erworben. Danach habe man lange nichts mehr von diesen Plänen gehört. Seit Anfang 2022 beschäftige man sich wieder damit. Erreicht wurde ein guter Kompromiss, so Schmitz. Die ursprüngliche Greenfield-Planung wurde geändert. „Wir würden uns freuen, wenn auch die bisherigen Logistikpark-Gegner ihren Blick neu justieren würden und auch anerkennen, was sich im Vergleich zum ersten Aufschlag ‚Logistikpark‘ bis heute alles verändert hat. Betrachtet man mit diesem neu justierten Blick die überarbeitete Drucksache, so stellt man schnell fest, dass hier aus unserer Sicht gute Kompromisse gefunden worden sind und auf einen Großteil der Belange der Bedenkenträger und Logistikparkgegner eingegangen worden ist“, erklärte Schmitz.
Die Fläche, die ursprünglich für die Hallen und Verkehrswege vorgesehen war, wurde erheblich reduziert, beträgt nun 10,3 Hektar. Der aktuelle Entwurf sieht eine Eingrünung an der Schleusenstraße vor, den Erhalt einer 3,6 Hektar großen Waldfläche sowie landwirtschaftlicher Flächen sowie eine mehrere Meter breite Wildwechsel-Zone zur Alu-Hütte hin. Und alle Eingriffe in die Natur werden im Plangebiet ausgeglichen.
Die Hallen, die Greenfield errichten möchte, könnten bis zu 25 Meter hoch sein. Das Unternehmen plane aber mit Hallen, die 15 Meter hoch seien.
So wurde abgestimmt
Bei den Abstimmungen in den jeweiligen Ausschüssen gab es kaum Gegenstimmen, mehrheitlich wurde die Offenlage der umfangreichen Unterlagen empfohlen. Darüber entscheidet der Rat am Dienstag, 19. März. Gibt es dort dafür eine Mehrheit, soll die Beteiligung der Bürger am 15. April beginnen. Für sechs Wochen, üblicherweise sind es vier Wochen, liegen die Pläne und die Gutachten aus, können Anregungen und Stellungnahmen abgegeben werden.
In der Aula des Voerder Gymnasiums waren die Mitglieder dieser Ausschüsse zusammengekommen: Ausschuss für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklungsausschuss sowie Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz.