Voerde. Die geplante Unterkunft in Spellen beschäftigt weiterhin die Bürger. Im Sozialausschuss wurde mit Gerüchten aufgeräumt. Und ein Problem erkannt.
Die Diskussion über die Unterbringung von geflüchteten Menschen in Voerde sei nach der Bürgerinformationsveranstaltung Ende Januar in der Gaststätte Haus Wessel noch nicht beendet. Sie würde in den sozialen Medien fortgesetzt, erklärte Stefan Weltgen im Sozialausschuss. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die aktuelle Lage in der Stadt und ein Bericht von Caritasdirektor Michael van Meerbeck über die Betreuung der Menschen. In den Beiträgen in den sozialen Medien würden Befürchtungen und Meinungen geäußert, die nicht hingenommen werden sollten. „Wir haben alle den Auftrag, für Aufklärung zu sorgen. Es geht nur mit Sacharbeit“, so der SPD-Ratsherr, der auch Vorsitzender des Sozialausschusses ist.
„Das bekommt man nicht aus der Welt“
Zu den immer wiederkehrenden Mythen gehöre das verbreitete Gerücht, in der geplanten Unterkunft auf einem Grundstück im Bereich der Scheltheide im Außenbereich von Spellen würden nur alleinstehende Männer untergebracht werden. Das sei bei den Menschen eine vorhandene Sorge, hieß es im Ausschuss. Aber, wie Sozialdezernent Jörg Rütten erklärte, ein Mythos, den man nicht aus der Welt bekomme. Die aktuellen Zahlen, die die Verwaltung im Ausschuss präsentierte, zeigen, dass vermehrt Familien nach Voerde kommen. Caritasdirektor Michael van Meerbeck griff es in seinem Bericht auf und erklärte, häufig seien Männer die Vorhut, die sich zunächst allein auf den Weg in ein sicheres Land gemacht hätten. Hier angekommen würden sie darauf warten, dass ihre Familien nachkommen.
Ein weiterer Mythos sei, dass von den Flüchtlingen viele Straftaten verübt würden. Stefan Meiners (Die Unabhängigen Voerde), der auch beruflich mit Statistiken zu tun hat, sie auswertet, erklärte, dass die Zahlen für Voerde eindeutig seien: Die Kriminalität von geflüchteten Menschen sei sehr gering. Häufig tauchen sie in den Statistiken mit einem Vergehen auf, das nur sie verüben können: die unerlaubte Einreise.
Sorge eines Anwohners wurde aufgegriffen
Die Vorbereitung für die Flüchtlingsunterkunft an der Scheltheide laufen, die Stadt sei dabei, die notwendigen Container zu besorgen. Die Sorge eines Anwohners, so Jörg Rütten, habe man aufgegriffen. Deshalb sei der Standort der Container noch einmal verändert worden. Man gehe nach vorne zur Rheinstraße.
Vermittlung von Sprache und Kompetenzen
In seinem Bericht geht Caritas-Direktor Michael van Meerbeck auch auf die Integration ein. Sie sei ein laufender und anhaltender Prozess. Die Unterscheidung der Geflüchteten für weitergehende Maßnahmen, in Menschen, die bei uns bleiben dürfen und denen, die keinen Bleibestatus erhalten, ist insoweit künstlich. Denn alle Geflüchteten würden sich unabhängig von ihrem Status für einen bestimmten Zeitraum hier aufhalten.
Der Caritasverband hat im Zusammenwirken mit ehrenamtlichen Helfern die Vermittlung von Sprache und dem Wissen über das Zusammenleben in „niederschwellige Kurse“ gefasst, die den Schutzsuchenden unabhängig von ihrem Status geöffnet werden. Sie ermöglichen vor dem Erreichen der offiziellen Integrations- und Sprachschulungen eine erste Orientierung. Zur Aufgabe gehört auch die Begleitung in die Zivilgesellschaft und die Ermöglichung der Teilnahme am Leben in der Gesellschaft.
Für diese Begleitung von geflüchteten Menschen sucht die Caritas weitere ehrenamtliche Helfer. Wer Interesse hat, kann sich unter der Rufnummer 0281/163670 melden.
Um die dort untergebrachten Menschen werden sich Mitarbeiter der Caritas kümmern. Seit Oktober 2023 ist der Verband für die Stadt tätig. In seinem „Zwischenbericht“ erklärte Michael van Meerbeck, dass Veränderungen vorgenommen werden. Die Turnhalle am Blumenanger, die direkt neben dem Hauptsitz der Caritas liegt, werde leer gezogen und künftig als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt. Alle nach Voerde kommenden Schutzsuchenden würde dort zunächst untergebracht, von den Mitarbeitern der Caritas betreut und dann auf die anderen Unterkünfte verteilt. So wolle man Fehlbelegungen vermeiden, so van Meerbeck.
Änderungen betrifft die Turnhalle Blumenanger
Bei der Ankunft sei es wichtig, den Menschen das Gefühl von Sicherheit zu geben. Dann werde festgestellt, mit welcher Kompetenz und Geschichte der einzelne Mensch nach Deutschland gekommen ist. In direkter Nachbarschaft dazu befindet sich auf dem Gelände der Caritas (Laurentius Platz) der rund 140 Quadratmeter große Betreuungspunkt für Schutzsuchende. Damit die Erstaufnahmeeinrichtung für die Stadt Voerde über die notwendige Kapazität verfügt, werden weitere Container aufgestellt.
Es gebe bei der Betreuung ein großes Problem, bestehe auf dem Weg zur Integration ein großes Hindernis. Die Menschen müssen sehr lange auf einen Platz in einem Sprachkurs warten. Das liege zum einen daran, dass Pädagogen fehlen, die den Unterricht durchführen dürfen. Das Verfahren, um die Erlaubnis zu erhalten, sei sehr bürokratisch, hieß es im Ausschuss. Auf der anderen Seite scheitert es häufig daran, dass keine Räume für den Unterricht zur Verfügung stehen. „Es kann doch nicht sein, dass wir keine Räume haben“, so Stefan Weltgen. Das sei ein Thema, dass dringend angegangen werden müsste, meint Stefan Meiners.