Dinslaken. Seit 50 Jahren sind die beiden verheiratet. Wie Ibis Erkol seinen Weg nach Deutschland fand und warum seine Frau einen Kulturschock erlitt.
Das Fest der Goldenen Hochzeit feiern heute Erika (70) und Ibis Erkol (73). Kennengelernt hat sich das Goldpaar 1971 in einem Tanzlokal. „Das war kurz vor meinem Studium in Bochum“, erzählt Ibis Erkol. Mit gerade einmal 15 Jahren war er aus einem kleinen Dorf in Mittelanatolien nach Dinslaken gekommen, um seine Lehre beim Bergbau anzutreten.
Karriere gemacht beim Bergbau in Dinslaken
Gelebt hat er damals bei einer Familie im Pestalozzidorf mit noch weiteren Jugendlichen. „Für uns war es damals eine wunderschöne Zeit bei den Hauseltern im P-Dorf“, erinnert sich Ibis Erkol. „Ich habe schnell die deutsche Sprache erlernt, habe die Kultur, die Sitten hier kennengelernt. Man hat viel für uns Jugendliche getan.“ Zu seinen Hauseltern habe er bis zu deren Tod einen freundschaftlichen Kontakt gehalten und noch heute trifft er sich mit seinen „Ziehgeschwistern“ aus jener Zeit.
Sein Arbeitgeber, der Bergbau, habe viel getan, aber auch viel zurückerhalten. „Wer wollte, konnte damals die Karriereleiter beim Bergbau emporklettern“, sagt er und zitiert ein Sprichwort: „Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“. Dreimal in der Woche sei er zur Berufsaufbauschule gegangen – neben der Arbeit. „Das war hart.“ Auch seine Frau habe ihn sehr unterstützt. „Ohne sie wäre ich vielleicht nicht das, was ich heute bin. Hätten unsere zwei Söhne und die Tochter vielleicht nicht studiert. Und wer weiß, ob ich es geschafft hätte mit meinem Studium in Bochum.“
Blonde Frau als Sensation in der alten Heimat
Er hat es aber geschafft, wurde Maschinen-Revier-Steiger auf dem Bergbau Lohberg. Seine Frau arbeitete, bis die drei Kinder kamen, als Verkäuferin bei Schätzlein. „1966 waren wir türkischen Jugendlichen sehr beliebt bei den deutschen Mädchen“, verrät Erkol und lacht laut auf. „Alle wollten einen schwarzhaarigen Jungen mit dunklen Augen.“ „Ja, ja“, ruft seine Frau dazwischen, „und ihr standet auf blonde Mädchen.“
Erklärlich, denn 1976 bei der ersten Fahrt in die Türkei war Erika Erkol mit ihren blonden Haaren noch eine Sensation in dem Dorf in Anatolien. „Wir sind damals mit unserem dreijährigen Sohn und dem Auto, vollgepackt mit Lebensmitteln, in die Türkei gefahren“, berichtet Ibis Erkol. „Das meine Frau das mitgemacht hat, rechne ich ihr hoch an.“ Denn das doch sehr rückständige Dorf sei ein Kulturschock für seine Frau gewesen. Erst später habe sich das etwas gelegt.
Zurück, nein, das wollte er nie. „Ich liebe meine deutsche Heimat ohne Wenn und Aber. Hier fühle ich mich wohl, hier fühle ich mich Zuhause.“ Und dass es so bleibt, dafür demonstrierte er am vergangenen Samstag vor dem Rathaus. Nun aber feiert er seine Goldhochzeit und hofft, dass noch viele weiteren Feiern mit seiner geliebten Erika folgen.