Voerde. Der Weihnachtsmarkt Voerde ist von der Allee in die Innenstadt zurückgekehrt. Das sind Eindrücke und Stimmen von der Eröffnung am Freitag.
Das Wetter spielt mit: Zwar ist der Himmel wolkenverhangen, Regen aber schickt er am Freitagnachmittag nicht. Und auch die Temperaturen lassen sich aushalten. Gute Voraussetzungen also für die Premiere der Weihnachtsmarkt-Rückkehr in die Innenstadt. Der Budenzauber an der Allee mit dem illustren Umfeld des Wasserschlosses ist Geschichte. Nun also soll an diesem dritten Adventswochenende der kleinere Nachfolger die Menschen auf den Rathausplatz locken. Schon eine Dreiviertelstunde nach dem offiziellen Start sind einige Menschen dort, schauen sich um oder stehen in Grüppchen zusammen und halten einen Plausch.
Klar bekommt Stefan Schmitz von Besuchern auf dem Rathausplatz auch zu hören, wie schön es doch am Wasserschloss Haus Voerde war. Er saß beim Budenzauber an der Allee seit der Premiere 2008 mit im Boot, war Marktleiter und zuletzt Vorsitzender des veranstaltenden Vereins, dessen Tatkraft auf dem Engagement Freiwilliger fußte. Für die Durchführung des Weihnachtsmarktes nahm sich das Team über eine Woche Urlaub. Doch massive Kostensteigerungen, der hohe organisatorische und logistische Aufwand und nicht zuletzt die „irreparabel beschädigten“ Lichterketten in den Bäumen, die für eine hohe Summe hätten erneuert werden müssen, führten zum Aus. Der Verein, der den Weihnachtsmarkt sechs Mal auf die Beine gestellt hatte, zog die Reißleine.
Auch 2023 wird in Voerde eine Einstimmung aufs Fest geboten
Dass den Menschen in ihrer Stadt keine Einstimmung aufs Fest geboten wird, das aber sollte nicht sein. Also wurde die Idee in die Tat umgesetzt, den Weihnachtsmarkt dorthin zurückzuholen, wo er in früheren Jahren schon einmal seine „Bühne“ hatte: auf den Rathausplatz. Der wurde zwischenzeitlich umgestaltet, Flößen ähnliche Bänke dort aufgebaut und als „Hingucker“, über den sich nach wie vor die Geister scheiden, ein riesiger Stahlkoloss aufgestellt, der den Rheinpegel angeben soll. Je später es an diesem Freitagnachmittag wird, desto mehr taucht bei der Veranstaltung des Vereins Stadtmarketing Voerde der Riese in ein weihnachtliches Rot. „Das ist ein Marktplatz, da gehört Leben hin“, sagt Stefan Schmitz, der den Budenzauber an neuer Stelle gemeinsam mit Christian Reselski organisiert hat.
Der nüchterne Rathausplatz hat im direkten Vergleich mit der Allee, mit dem imposanten Wasserschloss atmosphärisch selbstredend die schlechteren Karten. Das eher traurige Bild, das die von Leerstand geprägte Zeile im Erdgeschoss des großen Geschäfts- und Wohnhauses abgibt, tut sein Übriges. „Da muss Gastronomie, da muss ein Grundrauschen rein“, findet Stefan Schmitz. Pläne dazu gibt es, eine Umsetzung ist bisher aber nicht in Sicht. Bei allem wehmütigen Blick zurück auf den alten Veranstaltungsort und die besondere Atmosphäre dort kann Harald Küpper dem Rathausplatz auch Gutes abgewinnen. Dem Friedrichsfelder, der Lichterbögen kreiert, fehlt zwar das besondere Flair an der Allee, dafür aber gebe es jetzt keinen Matsch und keine Schlaglöcher.
Anbieter: Am Ende muss sich der Aufwand gelohnt haben
Wie der Hobbykünstler sind auch Peer Grasbon und seine Frau Christine mit in die Innenstadt umgezogen. Die beiden bieten Langos, eine Spezialität aus Ungarn, an. Dabei handelt es sich um einen in Fett ausgebackenen Teigfladen, der original herzhaft mit Sauerrahm, Käse und Knoblauch zubereitet wird. Die Grasbons bieten aber auch andere Varianten an. Sie waren von Anfang an beim Budenzauber am Wasserschloss dabei. Sicher sei der Veranstaltungsort anders, aber am Ende zähle doch, dass sich der Aufwand gelohnt hat, sprich, was in der Kasse ist, findet Peer Grasbon.
Auch für den Lions-Club Voerde war es keine Frage, beim Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz mit von der Partie zu sein. „Ich hoffe, dass es auch hier schön und gemütlich wird“, sagt Präsident Jörg Hennig. Er wünsche sich, dass in der Innenstadt etwas passiert, dass die Verlegung der Veranstaltung dorthin zur Belebung beiträgt. Die Damen im Lions-Club arbeiten Wochen, Monate vorher auf den Weihnachtsmarkt-Termin in Voerde hin, legen sich dafür mächtig ins Zeug. Alles, was sie anbieten, ist selbstgemacht: Aufgesetzte in vielen Varianten, Eierlikör, Lesekissen, Plätzchen und vieles mehr. Am Samstag und Sonntag wird in der Zeit zwischen 13 und 16 Uhr Kuchen verkauft. Der Erlös aus allem geht an einen guten Zweck – ein Teil davon bleibt in Voerde: Die Faure-Stiftung wird bedacht.
Wer noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken ist, könnte auf dem Rathausplatz auch an den weiteren Holzhütten und anderen Ständen fündig werden. Dort gibt es Strickwaren, Dekoartikel, Schmuck, Verschiedenes mit Ruhrpott-Thema wie kleine Kohleloren für Fußballfans, Kerzen und Honigprodukte eines Imkers oder Liköre. Bürgermeister Dirk Haarmann dreht am Freitagnachmittag ebenfalls auf dem Rathausplatz seine Runde, spricht mit einigen Händlern, nachdem er die Veranstaltung offiziell eröffnet hat.
Öffnungszeiten
Weiter geht es mit dem Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz am Samstag, 16. Dezember, ab 12 Uhr, Ende ist um 22 Uhr. Am dritten und letzten Tag (17. Dezember) ist der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt von 11 bis 20 Uhr geöffnet.
Nach vielen Jahren kehre der Weihnachtsmarkt an seinen Geburtsort zurück, erinnert er und wirft einen Blick zurück in die jüngere Vergangenheit: „Wie sehr hatten wir uns in den vergangenen Jahren an das zauberhafte Ambiente am Wasserschloss Haus Voerde gewöhnt und wie sehr haben wir das Format liebgewonnen.“ Doch wer nicht nah genug am Geschehen gewesen sei, habe nicht wahrgenommen, dass neben dem Aufwand der einzelnen Standbetreiber ein professionelles Engagement „einiger weniger Menschen hinter dieser Veranstaltung stand“. Nur durch einen erheblichen Zeiteinsatz und die Übernahme eines persönlichen wirtschaftlichen Risikos für die allein aus Spenden, Sponsoring und den geringen Standgebühren getragene Großveranstaltung sei ein solches Format möglich gewesen, sagt Haarmann. Er ist dankbar dafür, „dass der Voerder Weihnachtsmarkt nicht von der Bildfläche verschwindet“.
Für Stefan Schmitz liegt der Ball hier nunmehr klar bei der Stadt: Deshalb übergibt er dem Bürgermeister bei der Eröffnung einen Staffelstab in der Weihnachts- und Hoffnungsfarbe Grün. Damit sendet er das „deutliche Signal“, dass die Regie über den Voerder Weihnachtsmarkt künftig im Rathaus liegen soll. Schließlich werde dort eigens die Stelle „Veranstaltungsmanagement“ neu geschaffen. Beratend stehe er gerne zur Seite.