Dinslaken. Das Geschäft „Home is where your heart is“ schließt nach einem Jahr. Dabei haben Händler und Stadt alles richtig gemacht. Suche nach Gründen.

Eigentlich haben Anna Gorecki und Moritz Hippich mit ihrem Geschäft „Home is where your heart is“ (HIWYHI) alles richtig gemacht. Sie haben über das Förderprogramm zur Stärkung der Innenstädte zu vergünstigter Miete ein geräumiges Ladenlokal in bester Lage der Dinslakener Innenstadt bezogen, verkaufen dort und auch online hippe und nachhaltige Kleidung des eigenen (!) Labels. Sie wurden von der Wirtschaftsförderung unterstützt, von den anderen Händlern in der Innenstadt gut aufgenommen, haben alle Aktionen in der Innenstadt mitgemacht und sich darüber hinaus in Dinslaken engagiert. Und trotzdem hat es nicht geklappt. „Home is where your heart is“ schließt nach einem Jahr - am Sonntag, 17. Dezember, ist letzter Verkaufstag in Dinslaken.

Als die beiden an der Neustraße gegenüber dm im vergangenen Jahr eröffnet haben, lief es zunächst gut. „Wir sind super gestartet“, erinnert sich Moritz Hippich und fügt hinzu: „Und dann hat es aber auch stark nachgelassen“. Nie sei eine „rettende Kurve“ gekommen, die Hoffnung gemacht hätte, an dem Standort auch ohne Förderung überleben zu können.

In Wesel läuft der Laden gut

Während Anna gelbe Schilder mit der Aufschrift „Final Sale“ ans Schaufenster klebt, sucht Moritz nach Ursachen für das Scheitern in Dinslaken. Gefiel den Leuten der Laden nicht? Im Gegenteil. Das helle Geschäft wurde häufig gelobt. Die Klamotten? Hoodies, Shirts, Caps, Dinge die man immer braucht, fair produziert, zu normalen Preisen. Die Öffnungszeiten? „Home is where your heart is“ hat auch einen Laden in Wesel. Der ist kleiner, liegt in B-Lage und hat kürzere Öffnungszeiten. Und „funktioniert“. Vielleicht, weil Moritz Hippich als ehemaliger Bassist der Band „Meine Zeit“ in Wesel durch Eselrock bekannter ist? Auch in Dinslaken hat sich der Designer engagiert, etwa für „Ach so“. Aber vielleicht „fehlt hier die Bekanntheit, dafür war das Jahr dann auch zu wenig.“

Bleibt das Einkaufsverhalten der Bürger. Der 35-Jährige weist durchs Schaufenster auf die regennasse Neustraße. Auch an anderen Tagen mit besserem Wetter sei es nicht gerade „brechend voll“ in der Innenstadt. Selbst an Wochenenden nicht. Die beiden haben ihre Kunden gefragt. Ergebnis: Viele wissen gar nicht, wann sie das letzte Mal zum Shoppen in der Dinslakener Innenstadt waren. Viele bestellen online. „Man geht einfach nicht mehr in die Stadt. Den klassischen Stadtbummel gibt‘s nicht mehr“, gibt Moritz Hippich wieder, was viele Kunden gesagt hätten.

Selbst die verkaufsoffenen Sonntage seien „schwach“ gewesen. Die Leute kämen zwar in die Stadt - „aber nicht zum Einkaufen, sondern für die Attraktionen“. Beim Late-Night-Shopping sei die City zwar rappelvoll gewesen. Aber es beteiligen sich eben nicht alle Geschäfte. „Wir waren einer von drei oder fünf Läden auf der Neustraße.“ Bei Barese sei eine große, coole Party gestiegen - aber „dann kaufen die Leute nicht ein“. Wer will schon mit einer großen Tüte feiern gehen?

„Ich werde den Laden in Dinslaken sehr vermissen“

Warum der Laden nicht ankam? „Ganz genau beantworten kann ich es nicht“, resümiert Moritz Hippich. „Wir haben für uns beschlossen, dass es aus finanziellen Gründen nicht klappt - vor allem auch mit dem Ausblick, dass das Förderprogramm 2024 ausläuft und die Kosten dann noch steigen“. Denn dann koste ein Ladenlokal in der Innenstadt 3000 bis 6000 Euro kalt. Dennoch, so Hippich, würde er nicht sagen, „dass wir gescheitert sind. Der Laden war Werbung für uns“. Er werde „den Laden sehr vermissen“ und auch „Dinslaken verbunden bleiben“. Das Label „Home is where your heart is“ feiert im kommenden Jahr 15-jähriges Bestehen. In Wesel.

Am Sonntag, 17. Dezember, ist letzter Verkaufstag. Es gibt Rabatte und auch die Möbel werden verkauft.