Dinslaken. Christina Modrzejewski hat es in die Top 10 der Miss-Germany-Wahl geschafft. Was das für sie bedeutet und was negative Sprüche mit ihr machen.
Dinslaken. Dass es Christina Modrzejewski wirklich bis ins Finale schafft, daran hat sie selbst nicht geglaubt. „Aber ich habe es natürlich gehofft, weil meine Mission so unfassbar wichtig ist“, sagt die 27-Jährige. Die Dinslakenerin möchte Miss Germany werden – die erste mit Handicap. Denn Rollstuhl und Orthesen sind ihre ständigen Begleiter. Mit ihrer Geschichte überzeugt Christina die Jury. Runde für Runde. Erst schaffte sie es im Sommer unter die besten 160, dann in die Top 40. Nun ist der Titel zum Greifen nah: Christina hat es in die Top 10 des Wettbewerbs geschafft. „Ich bin sehr stolz, im Finale zu sein“, sagt sie.
Rückblick: Vor zweieinhalb Jahren veränderte sich das Leben der damals 25-Jährigen schlagartig. Christina erkrankte am Guillain-Barré-Syndrom (GBS) – einer seltenen Erkrankung der Nerven. Erst kribbelten die Füße, dann folgte die Taubheit in den Beinen. Ein halbes Jahr lag Christina im Krankenhaus, kämpfte sich in der Reha Stück für Stück zurück ins Leben. Bis heute sind die Beine der jungen Frau gelähmt, die Feinmotorik in den Händen ist eingeschränkt. Mit Orthesen und Rollator kann Christina stehen und einige Schritte laufen.
Dinslakenerin überzeugt Miss Germany-Jury mit ihrer Botschaft
Dieser Schicksalsschlag hindert die Dinslakenerin aber nicht daran, ihr Leben zu leben. Sie wohnt in ihrer eigenen Wohnung, fährt allein mit ihrem umgebauten Auto, besucht Konzerte und Festivals – und macht eben auch bei Miss Germany mit. Christinas Einstellung, ihre Mission, hat die Jury im Halbfinale Anfang Dezember erneut überzeugt. In verschiedenen Workshops haben die Teilnehmerinnen zuvor gelernt, ihre Botschaft zu vermitteln. „Ich möchte gesellschaftliche Barrieren abbauen und politisch das Thema Inklusion vorantreiben. Ich möchte Vorurteile in der Gesellschaft durchbrechen, um Handicaps und Behinderungen zu normalisieren“, erklärt sie.
Apropos Vorurteile: Die Miss-Germany-Wahl ist mittlerweile kein klassischer Schönheitswettbewerb mehr. Vielmehr geht es eben um eine Mission, die die Frauen vertreten. Sie wollen Vorbild und Identifikationsfigur sein. Dotiert ist der Wettbewerb mit 25.000 Euro. „Es bedeutet mir sehr viel, dass ich diese Plattform bis hin zum Finale bekomme und das Thema Barrierefreiheit und Inklusion so in den gesellschaftlichen Vordergrund rücken kann“, sagt Christina im Gespräch mit der NRZ.
Für ihre Teilnahme an der Miss-Germany-Wahl erhält die junge Frau aber nicht nur Zuspruch. Gerade in den sozialen Medien sind teils üble Kommentare zu lesen. „Ich finde es erschreckend, was die Menschen schreiben: Ich sei ein kranker Anblick oder Schönheit wird mit Gesundheit gleichgesetzt.“ Ob Christina solche Nachrichten verletzen? Sie verneint. Im Gegenteil: „Ich stehe darüber. Mich motiviert es eher, mich noch mehr reinzuhängen. Diese Vorurteile, die die Menschen haben, zeigen mir, dass es genau richtig ist, bei Miss Germany mitzumachen.“ Im Zuge des Wettbewerbs, bei den Workshops und Talkrunden, hat Christina auch viel über sich selbst gelernt, sie ist selbstbewusster geworden.
Am 24. Februar findet das Finale im Europapark Rust statt. Was da auf Christina Modrzejewski genau zukommt, weiß sie jetzt aber noch nicht. „Ich werde im Finale alles geben. Ich möchte den Titel nach Dinslaken holen, um anderen Menschen mit Handicap zu zeigen, dass man alles schaffen kann, wenn man will.“