Dinslaken. In einem offenen Brief an die Bürgermeisterin setzen sich über 90 Bürger für die Gleichstellungsbeauftragte ein. Auch Ex-Bürgermeister Heidinger.
Es ist das erste Mal, dass sich der ehemalige Bürgermeister Dr. Michael Heidinger (SPD) seit seiner Ablösung durch Michaela Eislöffel (parteilos) zur aktuellen Politik in Dinslaken äußert. Sein Name ist auf einer Unterschriftenliste unter einem offenen Brief an die amtierende Bürgermeisterin Michaela Eislöffel zu finden. Neben Heidinger haben auch die ehemalige Dezernentin Christa Jahnke-Horstmann (SPD) und der frühere Kämmerer und Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz unterschrieben – und etwa 90 weitere bekannte Persönlichkeiten und Bürgerinnen und Bürger aus Dinslaken. Es geht um die Absetzung der Gleichstellungsbeauftragten durch die Bürgermeisterin.
Die Amtsenthebung der Gleichstellungsbeauftragten habe nicht nur Auswirkungen innerhalb der Verwaltung, sondern auch auf die Politik sowie die Stadtgesellschaft in Dinslaken, heißt es in dem Brief an Michaela Eislöffel: „Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, ist die Gleichstellungsbeauftragte nicht nur für die Gleichstellung innerhalb der Stadtverwaltung verantwortlich, sondern auch dafür, dass das Themengebiet in der Stadt sichtbar ist, Frauen und Mädchen gefördert werden und die Barrieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, abgebaut werden.“ All das habe die Gleichstellungsbeauftragte in den vergangenen elf Jahren „durchweg in einem hohen Maß und vor allem in einer hohen inhaltlichen Qualität getan.“
„Andere Meinungen und Haltungen auszuhalten ist ein Grundsatz der Demokratie, der hier offensichtlich nicht mehr gilt“
„Dass es die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten ist, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen und sie damit nicht selten unbequem für viele Menschen ist, ist für niemanden eine neue Erkenntnis.“ Umso „erstaunlicher“ sei es, dass dies der Grund für die Absetzung der Gleichstellungsbeauftragten zu sein scheine. „Ein solches Vorgehen, also Menschen aus ihrem Amt zu entlassen, weil sie zu unbequem sind oder werden, sollte dringend von Ihnen, der Politik und der Gesellschaft hinterfragt werden“, so die Verfasser und Unterstützer des offenen Briefs an die Bürgermeisterin: „Andere Meinungen und Haltungen auszuhalten ist ein Grundsatz der Demokratie, der hier offensichtlich nicht mehr gilt.“
Das Thema Benachteiligung von Frauen in der Politik – also Gleichstellung – habe in Michaela Eislöffels Wahlkampf „viel Raum eingenommen“, heißt es weiter. Ein weiteres Thema sei „die transparente Kommunikation“ gewesen. Und „ein Thema, welches Sie immer begleitet, ist der Umgang mit den Mitarbeitenden der Verwaltung“, so der offene Brief: „Nun haben Sie alle drei Themen auf einmal in den Mittelpunkt gestellt, indem Sie eine langjährige Stelleninhaberin absetzen, diskreditieren und so eine Signalwirkung an alle anderen Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und auch an alle engagierten Menschen in Dinslaken schicken. Die Unsicherheit, Bedrohlichkeit und Unklarheit des Miteinanders sind für alle Menschen in Dinslaken spürbar und aus unserer Sicht aufs Schärfste zu verurteilen. Wir verurteilen eine solche Bloßstellung einzelner Personen zutiefst und fordern hiermit die Wiedereinsetzung (...) (der betroffenen Mitarbeitern, Anm. der Redaktion) in das Amt der Gleichstellungsbeauftragten.“
Auch mehrere ehemalige Gleichstellungsbeauftragten haben unterschrieben
Neben dem ehemaligen Bürgermeister und den ehemaligen Beigeordneten, nach ihm die ranghöchsten Mitarbeiter der Verwaltung, haben auch einige ehemalige Gleichstellungsbeauftragte den offenen Brief unterschrieben: die ehemalige stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Dinslakens Adina Weiß etwa, die vor etwa einem halben Jahr die Stadtverwaltung selbst verlassen hat, außerdem die frühere Dinslakener Gleichstellungsbeauftragte Marianne Lauhof, die ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten Rita Nehling (Hamminkeln), Petra Preuß (Kreis Wesel), Bärbel Reining-Bender (Wesel) und Anke Schott (Hünxe). Zudem eine Reihe bekannter Bürgerinnen und Bürger aus Dinslaken und dem Kreis Wesel wie der ehemalige Flüchtlingspfarrer Gerhard Greiner, Monika Fischer (ASF und Tafel), Heidrun Grießer (Frauengeschichtskreis und Lichtburg), Kordula Völker (Künstlerin), sowie Vertreterinnen des ehemaligen Gründerinnen- und Unternehmerinnentreffs, der Power Frauen Kreis Wesel, des Theaters Halbe Treppe, des Mehrgenerationenprojekts und des Frauengeschichtskreises.
Zuvor hatten sich bereits SPD, CDU und Partei zum Thema geäußert.