Dinslaken/Voerde/Hünxe. Ab Januar steigt die Mehrwertsteuer im Restaurant wieder von 7 auf 19 Prozent. Was Gastronomen befürchten und wie teuer das Essengehen sein wird.

Die Speisekarte hat Vasilios Kremmidas noch nicht neu gedruckt. „Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass die Mehrwertsteuer doch nicht angehoben wird“, sagt der Inhaber des Restaurants „Zorbas“ in der Dinslakener Altstadt. Doch genau das wird sie. Zum Jahresbeginn steigt die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants wieder von sieben auf 19 Prozent. Das hatte die Bundesregierung vor wenigen Tagen beschlossen.

Für die Gastronomen in Dinslaken, Voerde und Hünxe ein Schlag ins Gesicht. Denn: Die Steuererhöhung werden sie an ihre Kundschaft weitergeben müssen. „Es ist eine Katastrophe. Ich habe Angst, dass die Gäste ausbleiben“, sagt Kremmidas. „Aber es geht nicht anders, sonst bleibt am Ende des Tages nichts mehr hängen.“

Dinslakener Gastronom zahlt 35 Prozent meht für Lebensmittel

Für den griechischen Wirt kommt die Anhebung der Mehrwertsteuer zu früh. Zum Hintergrund: Während der Corona-Pandemie wurde der Steuersatz für Restaurants gesenkt, um die Gastronomen in der einnahmenschwachen Zeit zu unterstützen. „Corona ist zwar vorbei, aber wir sind noch lange nicht zur Normalität zurückgehrt“, so Kremmidas, der auf die Energiekrise und die hohe Inflation verweist.

Um bis zu 35 Prozent seien die Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Gemüse, teurer geworden, sagt der Restaurantchef. Für Strom zahle er ebenfalls ein Drittel mehr als noch vor der Energiekrise. Die Preise für seine Speisen hat Vasilios Kremmidas in den vergangenen Monaten insgesamt um acht Prozent erhöht. „Eigentlich müsste ich die Mehrkosten komplett weitergeben, aber dann würde es einen riesigen Aufschrei geben, niemand würde mehr kommen.“

Die steigende Mehrwertsteuer könne er aus eigener Kraft hingegen nicht mehr kompensieren. Zu Beginn des neuen Jahres passt Kremmidas die Preise daher an. „Es werden dann auch krumme Summen auf der Speisekarte stehen“, kündigt er an. Damit wolle er zeigen, dass es sich bei der Erhöhung um die reine Mehrwertsteuer handele. „Ich stecke mir davon nichts in die eigene Tasche“, betont der Dinslakener. Das Gyros für aktuell 18,90 Euro kostet ab Januar 2024 also zwölf Prozent mehr – ein Plus von rund 2,30 Euro.

Im Gasthof Hinnemann in Voerde steigen ebenfalls die Preise

„Es ist ein absolutes Desaster“, sagt Thomas Klein, Inhaber des Gasthofs Hinnemann in Voerde, zur steigenden Mehrwertsteuer. „Ich befürchte, dass einige Lokale das nicht überleben werden.“ Auch Klein passt seine Preise an: um zehn bis zwölf Prozent. „Ich habe keine andere Wahl, sonst fehlt mir das Geld zum Überleben.“

Thomas Klein, Betreiber des Gasthofs Hinnemann in Voerde, befürchtet, dass in Zukunft weniger Menschen im Restaurant essen gehen werden (Archivbild).
Thomas Klein, Betreiber des Gasthofs Hinnemann in Voerde, befürchtet, dass in Zukunft weniger Menschen im Restaurant essen gehen werden (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Ähnlich wie sein Dinslakener Kollege findet Klein, dass die Rückkehr zur 19-prozentigen Mehrwertsteuer zu früh komme: „Es wurden uns in den vergangenen Jahren zwar zwölf Prozent der Steuern erlassen, aber dadurch hatten wir ja nicht mehr Gewinn gemacht. Wir haben mit hohen Rohstoff-, Strom- und Personalkosten zu kämpfen.“

Thomas Klein vermutet, dass die gehobene Gastronomie den Preisanstieg besser wegstecken werde: „Diejenigen, die spontan mal essen gegangen sind, werden sich das in Zukunft gut überlegen, weil es einfach teurer sein wird.“ Thomas Klein bekommt das bereits zu spüren: Einige seiner Stammkunden würden sein Lokal schon jetzt seltener besuchen.

Hünxer Restaurantchef rechnet mit weiteren Steuererhöhungen

Besorgt über den Beschluss, die Mehrwertsteuer wieder anzuheben, ist auch Loukas Kaiafas, neuer Betreiber des „Airport Diners“ am Flugplatz Schwarze Heide in Hünxe. „Nach den ganzen Krisen fehlt den Menschen schon das Geld in der Tasche. Fürs Essengehen bleibt mit dem höheren Steuersatz dann noch weniger übrig.“

Er hätte sich gewünscht, dass die Steuer von sieben Prozent noch fünf Jahre beibehalten worden wäre. „Dann hätte man schauen können, wie sich der Lebensstandard entwickelt hat, und die Steuer anpassen können“, meint Kaiafas, der befürchtet, dass es mit der kommenden Anpassung nicht getan sein wird: „Wenn die Politik jetzt unbedingt die zwölf Prozent mehr an Steuereinnahmen braucht, wird es bestimmt nicht die letzte Erhöhung gewesen sein.“