Voerde. . Erst kürzlich wurde renoviert, der ursprüngliche Charakter blieb: Den 165. Geburtstag feiert jetzt die Gaststätte Hinnemann in Voerde.
Während andere Traditionsgaststätten in der Region schließen, feiert der Gasthof Hinnemann am Sonntag seinen 165. Geburtstag mit Freunden und Stammgästen. „Gasthof durfte sich früher nur nennen, wer mindestens zwei Übernachtungszimmer vorweisen konnte, dazu einen Stall und Futter für die Pferde“, erzählt Paul Tekaat, dem das Hinnemann-Anwesen gehört. Er selbst stammt aus Eppinghoven, dem früheren Voerder Teil, da legt er besonderen Wert drauf. Seit Generationen war der Gasthof im Besitz der Familie seiner inzwischen verstorbenen Frau. Der Gasthof selber verfügt sogar über eine Jagd, wie früher durchaus üblich. „Meine Jagd geht heute noch bis Bruckhausen“, berichtet Tekaat stolz.
Früher gehörte zum Gasthof auch ein landwirtschaftlicher Betrieb, das lohnt sich heute nicht mehr. Auch der Kartenverkauf für die 1856 eingeweihte Bahnstrecke oblag dem früheren Gastwirt. Zuvor reisten die Menschen noch mit Pferd und Kutsche an, daher, so Tekaat, auch die erforderlichen zwei Zimmer, eines für den Herrn, eines für den Knecht. Von Alters her gehörte eine Viehwaage zum Hof. Schweine, Kälber, Rinder, alles wurde gewogen. Alle Bauern aus der Umgebung brachten ihr Vieh zum Wiegen nach Hinnemann.
Marlies Bergmann steht seit 24 Jahren hinter dem Tresen
Seither hat sich viel verändert. Vor rund 50 Jahren hatten Paul Tekaat und seine Frau den Gasthof übernommen, die Landwirtschaft wurde von ihnen verpachtet, Tekaat widmete sich ganz der Gastronomie. Heute aber hat er sich aufs „Altenteil“ zurückgezogen, vermietet im Anbau mehrere Gästezimmer und hat damit reichlich zu tun. Denn Voerde scheint ein beliebter Übernachtungsort. Das Wirtshaus hat er seinerseits wieder verpachtet – an Marlies Bergmann, die das Haus zu seiner Freude als Dorfgasthaus weiterführt. Und auch ihr Neffe Thomas Klein, gelernter Hotelfachmann, wird Neuerungen nur dann vornehmen, wenn die Zeit dazu reif ist und die Gäste danach verlangen. Das wird die Zeit halt zeigen.
Seit 24 Jahren steht Marlies Bergmann hinter dem Tresen, führt ihren Neffen so nach und nach ein. „Das Hotelgewerbe ist doch sehr unterschiedlich. Dort hatte ich nur einen Bereich, für den ich zuständig war, hier muss ich alles bewältigen, von der Einteilung des Personals, dem Einkauf, der Küche, der Einhaltung der Hygienevorschriften, dem Eindecken der Tische,“ berichtet Thomas Klein.
Wechselnde, der Jahreszeit angepasste Küche
Die Gaststätte an der Bahnhofstraße 88 ist kürzlich renoviert worden, der ursprüngliche dörfliche Charme und vor allem das Jagdzimmer blieben erhalten. „Hier sitzen die Gäste am liebsten“, so Marlies Bergmann. Warum ihre Gaststätte so gut läuft? Sie weiß es nicht. „Irgendwie machen wir wohl alles richtig.“ Ein kleiner Familienbetrieb, wo das Personal seit Jahrzehnten dabei ist, eine gute Stimmung, eine wechselnde, der Jahreszeit angepasste Küche, wochenweise eingeschobene Besonderheiten wie jetzt die bayerischen Schmankerln zum Oktoberfest. „Wir überprüfen immer wieder unser Konzept und im Moment ist es stimmig.“ Die Gäste danken es ihr, langen bei der gutbürgerlichen Küche auch gut zu.
Die Live-Musik-Abende sind inzwischen ebenfalls eine feste Instanz in Voerde geworden. Viele Gäste, so erzählt Bergmann, seien nur wegen der Konzerte gekommen und kommen immer wieder, haben sich vom Charme der Jahrhunderte alten Dorfgaststätte einfangen lassen.