Voerde. Aus dem Gasthaus Möllen ist das „Haus der Gesundheit“ geworden. Wie es von innen aussieht – und warum das Bistro „Auszeit“ für alle offen ist.

Die Zeiten, da im großen Saal feste gefeiert wurde, liegen schon länger zurück. Und eine flotte Kugel wird im früheren Gasthaus Möllen an der Rahmstraße auch nicht mehr geschoben. In dem Gebäude kommen Menschen nun anders in Bewegung: In dem einen Teil des einstigen Saals befindet sich heute ein medizinischer Trainingsbereich mit Cardio- und mit Geräten zur Stärkung der Muskulatur. Nebenan ist ein großer Kursraum – etwa für Rehasport, für Rückengymnastik oder Yoga. Der riesige Spiegel dort macht es möglich, die eigenen Bewegungsabläufe in den Blick zu nehmen. Aus der früheren Gaststätte mit Festsaal ist das „Haus der Gesundheit“ geworden.

Vor einem Jahr glich das Innere des Gebäudes einer Großbaustelle. Dort, wo dereinst die beiden Kegelbahnen im Gasthaus Möllen waren, befinden sich heute die Umkleiden, Duschen und Toiletten. Über den daran vorbeiführenden Flur geht es in den Teil des ehemaligen Gasthaus-Saals, wo das medizinische Training stattfindet. Bevor Neukunden an den Geräten starten, wird geschaut, welche persönlichen Problematiken und Defizite es gibt. Darauf basierend wird auch unter Einsatz moderner Analysetechnik ein individueller Trainingsplan erstellt.

Darauf liegt das Hauptaugenmerk im „Haus der Gesundheit“

Das Hauptaugenmerk reiche von orthopädischen Problematiken über chirurgische – etwa nach einem kompletten Ersatz des Hüft- oder Kniegelenks durch ein künstliches Gelenk – bis hin zu neurologischen Einschränkungen. Dazu gehören zum Beispiel Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen, wie es in der Infobroschüre unter anderem heißt.

Mit dem „Haus der Gesundheit“ hat Inhaberin Jennifer Reich etwa 150 Meter vom „Physio Aktiv“ an der Dinslakener Straße/Rahmstraße in Möllen die Möglichkeit eines „nahtlosen Übergangs“ geschaffen. Ihre Praxis, die sie an dem heutigen Standort seit 2007 betreibt, habe alle Zulassungen für die Krankenkassen im Bereich der Physiotherapie und Podologie und biete zudem die Trainingstherapeutische Reha-Nachsorge (kurz: T-Rena) der Deutschen Rentenversicherung an. Ist ein Rezept zu Ende, kann im „Haus der Gesundheit“ auf Selbstzahlerbasis weitergemacht werden. Heißt: Wer dort medizinisches Gerätetraining betreiben möchte, muss Mitglied werden.

Das Bistro „Auszeit“ ist für alle offen

Das gilt jedoch nicht für ein weiteres Angebot. Das neue Bistro „Auszeit“, das sich unter dem Dach des „Hauses der Gesundheit“ befindet, ist für alle offen, wie Jennifer Reich betont: „Der Stadt war es ganz wichtig, dass die Öffnung für die Bevölkerung bleibt.“ Auch der 44-Jährigen selbst war es ein Anliegen, mit dem Bistro einen Kommunikations- und Austauschpunkt in Möllen zu schaffen. Immer wieder werden Stimmen laut, die den Voerder Stadtteil nicht erst seit der Schließung des einzigen Supermarktes vor eindreiviertel Jahren abgehängt und vergessen sehen. Mit der Investition an der Rahmstraße 123 möchte die Dorstenerin einen Beitrag dazu leisten, Möllen „etwas attraktiver“ zu gestalten.

Jennifer Reich berichtet, die „Auszeit“ – auch separat direkt vom Parkplatz aus über den angeschlossenen Biergartenbereich zugänglich – werde „rege angenommen“. Senioren treffen sich dort oder ein Strickclub, der sich über Verstärkung freuen würde, findet sich alle zwei Wochen mittwochnachmittags in dem Bistro ein. Drei feste Gerichte – darunter ein vegetarisches – stehen in der „Auszeit“ zum Mittagstisch montags bis freitags von 11.30 bis 14 Uhr zur Auswahl. Dies gilt, solange der Vorrat reicht. Die Gerichte gibt es auch zum Mitnehmen. Freitag ist in der „Auszeit“ Fischtag.

Wer möchte, kann im „Haus der Gesundheit“ auch etwas für den Stressabbau und die Entspannung tun: Auf der Quarz-Sand-Liege des Hydrojets wird der Körper durch den Einsatz von Wasserstrahldüsen massiert, die Muskulatur dadurch gelockert. Noch Zukunftsmusik ist der Bau zweier Saunen auf der Außenanlage, die kleine Gruppen mit vier bis sechs Personen mieten können. Auch plant Jennifer Reich dort ein Fußtretbecken, Baustart soll im nächsten Frühjahr sein. Sie hofft, dass eine Sauna und das Fußtretbecken Ende 2024 fertiggestellt sind.

Das Gebäude bekam im vorderen Teil einen Fassadenanstrich – passend zum Thema Medizin in der Farbe Weiß. Bei dem Umbau arbeiteten Inhaberin Jennifer Reich und Architekt Jörg Spelleken mit der Tischlerei Baßfeld zusammen.
Das Gebäude bekam im vorderen Teil einen Fassadenanstrich – passend zum Thema Medizin in der Farbe Weiß. Bei dem Umbau arbeiteten Inhaberin Jennifer Reich und Architekt Jörg Spelleken mit der Tischlerei Baßfeld zusammen. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

„Es war eine spannende Aufgabe, aus der Gaststätte dieses Raumprogramm hinzubekommen“, erklärt der Dinslakener Architekt Jörg Spelleken, den Jennifer Reich mit dem Umbau beauftragt hat. Am aufwendigsten sei das Abmontieren der Bundeskegelbahn und der dazu gehörigen Technik gewesen. Die Räumlichkeiten im ehemaligen Gasthaus Möllen hätten sich geradezu angeboten für den neuen Zweck. Das Gebäude, das nun barrierefrei über eine flache Rampe erreichbar ist, hat im vorderen Teil und im Bereich des Bistros einen Farbanstrich auf die Verklinkerung bekommen. Die Fassade kommt jetzt in Weiß daher – „das passt zum Medizinischen ganz gut“, sagt Spelleken.

Jennifer Reich ist seit 2004 als selbstständige Physiotherapeutin tätig. In jenem Jahr eröffnete sie in Möllen in einem Gebäude nahe dem Wohnungswald ihre erste Praxis, drei Jahre später erfolgte der Umzug an den jetzigen Standort. Die 44-Jährige wollte immer Physiotherapeutin werden, sie musste selbst früh in Behandlung. „Dadurch habe ich den Beruf gefunden“, sagt sie rückblickend. Die Arbeit mit Menschen, der Wunsch, ihnen zu helfen, und dass es „immer wieder unterschiedlich ist“ – all dies macht für sie den Reiz dieser Tätigkeit aus. Mit dem „Haus der Gesundheit“ hat sie sich nun noch einmal breiter aufgestellt.

>>Info: Öffnungszeiten und Tag der offenen Tür

Geöffnet ist das „Haus der Gesundheit“ montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 20 Uhr sowie samstags von 9 bis 15 Uhr. Die „Auszeit“ kann montags, mittwochs und freitags von 9 bis 20 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr besucht werden. An Samstagen ist das Bistro von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Es gibt zu unterschiedlichen Zeiten Frühstück, Mittagstisch und Kuchen.

Weitere Informationen finden sich im Internet auf der Webseite www.haus-der-gesundheit-voerde.de.

Das „Haus der Gesundheit“ an der Rahmstraße 123 öffnet am kommenden Sonntag, 5. November, seine Türen. Interessierte können sich dann über die Angebote dort informieren. Der Tag der offenen Tür läuft in der Zeit von 12 bis 15 Uhr.