Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Weihnachtstrecker der Bauern in Dinslaken, Voerde und Hünxe fahren wieder – aber es werden weniger. Und sie schicken eine traurige Botschaft.

Eine traurige Bilanz ziehen die Bauern aus Dinslaken, Voerde und Hünxe aus den bisherigen Lichterfahrten mit den Weihnachtstreckern: „Dreimal haben wir bis jetzt einen Funken gebracht, dreimal! Aus heutiger Sicht können wir sagen, der Funke ist bei vielen nicht übergesprungen. Leider!“ Das schreiben die Bauern aus Dinslaken, Voerde und Hünxe auf ihrer Facebookseite. Deswegen werden in diesem Jahr weniger Weihnachtstrecker unterwegs sein – und sie werden nicht nur fröhlich-bunte Lichterketten tragen - sondern auch Trauerflor.

Denn den Landwirten ging es bei den in der Coronazeit geborenen Lichterfahrten nicht nur darum, einen Funken Hoffnung zu den Menschen zu bringen – sondern auch sie brauchten einen Funken Hoffnung. Die Landwirtschaft in Deutschland werde „ausgeblutet“. Die „politischen Rahmenbedingungen passen nicht mehr zum Umfeld. Wir produzieren hier im Lande unsere gesunden Lebensmittel zu höchsten Standards und Qualitäten. Umweltschutz und Tierwohl werden hier groß geschrieben. Und was macht der Lebensmitteleinzelhandel? Er kauft weltweit zum günstigsten Preis ein.“

Standards und Regionalität würden keine Rolle mehr spielen, „nur die Marge zählt“, so die Bauern. Geworben werde mit „deutscher regionaler Qualität“ – verkauft würden aber „Billigprodukte aus dem Ausland.“ Gegen diese Waren könnten die Bauern hier aber „nicht konkurrieren. Aus diesem Grund gehen wir Landwirte seit Jahren auf die Straße. Düsseldorf, Bonn, Berlin, kein Weg war uns zu weit um auf unsere Nöte und Probleme aufmerksam zu machen. Doch nur die wenigsten haben es verstanden.“

Sinneswandel in der Coronazeit

Ein Sinneswandel habe sich in der Coronazeit angedeutet. Das Kaufverhalten habe sich geändert, „das konnten wir hier in der Landwirtschaft deutlich merken.“ Plötzlich sei Regionales gefragt gewesen: „Als Landwirt warst du auf einmal wieder systemrelevant.“ Und um „dieses wichtige Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Kaufverhalten zu verdeutlichen“ wurden die Lichterfahrten unter den Titel „Funken Hoffnung - ohne Bauern geht es nicht“ ins Leben gerufen. „Zack, die ausrangierte Weihnachtsbeleuchtung aus dem Keller geholt und damit den alten Bulldog geschmückt,“ beschreiben die Landwirte. Mit Schildern wie „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen“ und vielen anderen Bannern hätten die Bauern dabei auf sich und ihre Lage bei den friedlichen Trecker-Demos aufmerksam gemacht. „In dieser Zeit kontaktlos den Leuten eine eine Freude machen, mit den Traktoren und der weihnachtlichen Beleuchtung einen Funken Hoffnung rüberbringen, das war das Ziel.“

Weihnachtstrecker fahren in Dinslaken

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Impressionen vom Treckerkonvoi.
Impressionen vom Treckerkonvoi. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten
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Warum die Lichterfahrten nicht nachhaltig gewirkt haben

In diesem Punkt seien die Fahrten „ein voller Erfolg“ gewesen: Die Herzen der Menschen an den Strecken in Dinslaken, Voerde und Hünxe sind den Bauern auf ihren urigen Gefährten zugeflogen: „Jubelnde Leute am Straßenrand , leuchtende Kinderaugen, Altenheime, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser wurden angefahren“, erinnern die Bauern. Aber nach Corona habe sich das Kaufverhalten wieder geändert: „Die Normalität hat uns wieder.“ Das Kaufverhalten zeige: „Regionales ist nicht mehr in“. Der Funke, die Botschaft, die den Bauern so wichtig war, sei nicht übergesprungen.

So soll es weitergehen

Lange hätten die Bauern in Dinslaken, Voerde und Hünxe „überlegt ob und wie es hier mit der Lichterfahrt weitergeht . Nicht nur die Auflagen in der Landwirtschaft, sondern auch die Bedingungen für solche Fahrten werden immer höher.“ Trotz allem „haben wir den Entschluss gefasst, dass wir noch mal in die Planung für eine weitere Lichterfahrt in unserer Gegend gehen werden.“

Aber schon jetzt stehe fest: Die Lichterfahrt werde nicht mehr so groß wie die letzten Jahre – „bedingt durch das Höfesterben, das in Deutschland rasant weiter geht.“ Deswegen werden viele Schlepper einen Trauerflor tragen: „In Gedenken an die vielen Betriebe, die bereits schon ihre Höfe für immer geschlossen haben,“ so die Bauern: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ (aha)