Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Weihnachtstrecker fuhren durch Dinslaken, Voerde und Hünxe und viele Menschen schauten zu. Auch die Botschaft der Bauern kam an.
Weihnachtsmusik erklang aus einem Lautsprecher an der Kreuzung, an der in Hiesfeld die Taubenstraße auf die Straße An den Höfen trifft. Zahlreiche Menschen säumten am späten Samstagnachmittag den Gehweg. Sie warteten auf die weihnachtlich geschmückten Trecker, mit denen die Landwirte in diesem Jahr zum dritten Mal bei ihrer Lichterfahrt unterwegs waren.
Eine der Touren führte vom Kreisverkehr an der Dickerstraße in Oberlohberg über Hiesfeld in die Innenstadt und weiter nach Voerde, wo die über 40 Trecker auf eine zweite, in Hünxe gestartete Gruppe trafen, um gemeinsam durch Voerde und über den Deich zu fahren. Unter den Wartenden war auch Sandra Rösl. Ein paar Tage zuvor hat sie mit ihrer Familie und Nachbarn spontan beschlossen, auf der Einfahrt zu grillen, bis die Trecker bei ihnen vorbeifahren. Neben den Bratwürstchen brutzelten Glühwein, Kinderpunsch und Kakao auf dem Rost. „Ich fand das vom ersten Jahr an toll“, erklärte Sandra Rösl ihre Vorfreude auf die Trecker. Ein paar Minuten später war es soweit. „Sie kommen, die Trecker kommen“, rief ein Kind aufgeregt. Langsam erleuchteten die ersten Lichter die Dunkelheit, dann kam das erste, mit Lichterketten geschmückte Fahrzeug in Sicht. Die Botschaft der Landwirte war ebenfalls direkt auf dem Plakat am ersten Trecker zu lesen: „Ein Funken Hoffnung, ohne Bauern geht es nicht“.
Der ernste Hintergrund
Denn die Lichterfahrt war nicht nur ein funkelndes und schön anzusehendes, weihnachtliches Lichtermeer, sondern hatte auch einen ernsten Hintergrund: Die Landwirte wollten gleichzeitig auf ihre schwierige Situation hinweisen. Davon erzählte auch ein weiteres Plakat, auf dem „Das leise Sterben der Bauernhöfe“ geschrieben stand. Dafür hatten sich die Bauern viel einfallen lassen und die Trecker geschmückt. Bei vielen war hinter der Fahrerkabine ein Tannenbaum angebracht, auf einem Anhänger stand ein Rentier, aus einem Frontlader winkte ein Nikolaus und ein aufblasbarer Pinguin wünschte „Merry Christmas“.
Den Zuschauern am Wegesrand gefiel der rollende Weihnachtszug. „Es ist schön, auch für die Kinder, die hatten Spaß“, so Nadine Müller, als sie sich nach der Durchfahrt der Trecker wieder auf den Weg machte. Dass die Bauern auf diese Weise auf ihre Situation aufmerksam machen, findet sie gut. Da stimmte Carola Velten, die ebenfalls unter den Zuschauern war, zu: „Sie kriegen zu wenig Respekt für ihre Arbeit.“
Weihnachtstrecker fahren in Dinslaken
Viel Unterstützung von den Menschen bekamen die Landwirte während ihrer Lichterfahrt. Auch an der Sterkrader Straße und am Jahnplatz in Hiesfeld und kurz darauf am Neutorplatz warteten schon zahlreiche Menschen auf die Kolonne.
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„Überwältigend“ beschrieb Manuel Dudler, der als Verantwortlicher an der Spitze hinterm Steuer des ersten Treckers saß, die Resonanz: „Man guckt nur in leuchtende und lachende Augen.“ Dass es ihnen gelingt, mit ihrer Aktion das Bewusstsein der Menschen zu wecken, davon war Manuel Dudler überzeugt. Dabei ging es nicht nur um die Situation der Landwirte. „Wir haben auf der ganzen Welt Probleme“, so Manuel Dudler. „Wir müssen friedlich zusammenhalten“, appellierte er beim Zwischenstopp am Neutor. Hier machte die Kolonne ein paar Minuten Halt und konnte etwas länger bestaunt werden. Während Manuel Dudler vorne schon kurz hinter dem kleinen Kreisverkehr auf der Bahnstraße stand, reihten sich die Traktoren hinter ihm in einer langen Schlange auf, die etwa bis zur Lichtburg reichte.
„Ist das schön“, sagte Andrea La Camera und hielt die Weihnachtstrecker in Bildern fest. Der Sohn einer Freundin sei selbst Landwirt und fahre in der anderen Gruppe mit. Durch die Familie sei sie wacher geworden, daher findet sie das Engagement der Landwirte gut. Und so faszinierend die mit Lichtern geschmückten Trecker waren – sie wirkten tatsächlich wie ein Funken Hoffnung und zauberten den winkenden Menschen ein Lächeln ins Gesicht.
>>Hintergrund
Den ersten Weihnachtstrecker-Konvoi starteten die Landwirte im Jahr 2020 – sie wollten den Menschen in der Coronazeit ein wenig Hoffnung bringen.
Einen Funken Hoffnung benötigen nach eigenem Bekunden aber auch die Bauern selbst: Sie leiden unter hohen Energiekosten, gleichzeitig lasse die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln nach, weil viele Menschen sparen müssten. Die Bauern informieren auf Facebook (Dinslaken, Voerde, Hünxe – Eure Bauern aus der Nachbarschaft) über ihre Aktionen.