Voerde. Christoph Hendrix wird Sonntag als neuer Pfarrer von St. Peter und Paul in sein Amt eingeführt. Was ihm wichtig ist und welche Pfade er verlässt.
In Zeiten, als der Priester als unwidersprochene Autorität galt, wäre ein solches Szenario wohl undenkbar gewesen: Vertreter der Kirchengemeinde, in der er womöglich bald tätig sein wird, schlagen beim ersten Treffen mit dem möglichen neuen Pfarrer gleich schonmal freundlich, aber bestimmt, Pflöcke ein. Die unmissverständliche Botschaft an den Seelsorger: Diese Pfarrei werde man gemeinsam mit ihm leiten. „Ich habe hier unglaublich selbstbewusste Menschen getroffen“, erinnert sich Christoph Hendrix an jene Begegnung, die zum Ziel hatte zu schauen, ob es zwischen ihm und seinen potenziellen Schäfchen in spe passen könnte. Den 34-Jährigen hat dieses Aufeinandertreffen mit dem Zweck der Entscheidungshilfe nicht abgeschreckt. Im Gegenteil. Der Ansatz, gemeinsam zu sehen, wo eine Kirchengemeinde hingeht, muss aus seiner Sicht gelebt werden. Bei St. Peter und Paul in Voerde, so sein Eindruck, ist das nicht nur eine Plattitüde. Die Haltung finde man noch viel zu selten.
Weg zum katholischen Priester war familiär nicht vorgezeichnet
Das Treffen damals empfand der katholische Seelsorger, der zuletzt als Kaplan in Kleve tätig gewesen war, von Beginn an als „hochsympathisch und freundlich zugewandt“. Die Entscheidung, die Nachfolge von Pastor Heinz-Josef Möller anzutreten und mithin die Leitung der Pfarrei St. Peter und Paul zu übernehmen, fiel ihm ergo nicht schwer. „Die Kirchengemeinde und ich haben uns gegenseitig ,Ja’ gesagt“, bringt es Christoph Hendrix auf den Punkt und bestätigt: „Gesucht und gefunden – zumindest von meiner Seite.“
Wohin er auf seine erste Stelle als Pfarrer wechselt, hatte er selbst mit in der Hand. Zu seinen vorherigen Stationen, wo er als Diakon und zuletzt als Kaplan wirkte, wurde er durch das Bistum Münster versetzt. Der dortige Personalchef fragte ihn, ob er sich vorstellen könnte, nach Voerde zu gehen. Das bekannte Ergebnis mündet am Sonntagnachmittag nun in die offizielle Amtseinführung während eines Gottesdienstes in der Pauluskirche.
Familiär vorgezeichnet war sein Weg zum katholischen Pfarrer nicht. Und: Zwar gab es einen „tiefen Gottesglauben“, aber „keine übermäßige Kirchgläubigkeit“, erzählt Hendrix, der in Goch geboren wurde und in Issum aufwuchs. Die Bindung zu seiner damaligen Kirchengemeinde entwickelte sich durch einen anderen Umstand: Sie habe ihm in „biografisch schwierigen Lebensphasen“ ein Zuhause gegeben. „Ich habe mich aufgefangen gefühlt“, sagt der Seelsorger. Die Kinder- und Jugendarbeit lag ihm später dann selbst sehr am Herzen.
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Der nach seiner Amtseinführung am Sonntag dann jüngste Pfarrer im Bistum Münster kann es kaum erwarten, an seiner neuen Wirkungsstätte endlich loslegen zu können. „Ich scharre schon mit den Hufen“, erklärt er schmunzelnd. In den nächsten Wochen wird Christoph Hendrix noch von Issum nach Voerde und zurück pendeln, weil seine Wohnung im Pfarrhaus renoviert wird. Aber der 34-Jährige sieht darin auch durchaus Vorteile. Durch den noch fehlenden „Rückzugsort“ sei ihm die Möglichkeit gegeben, noch einmal mehr in der Gemeinde unterwegs zu sein – wobei er betont, ohnehin nicht viel vom Schreibtisch aus zu agieren.
Überhaupt findet Hendrix, dass Kirche dort anwesend sein muss, „wo die Menschen eh sind“. Dabei denkt er auch an Veranstaltungen in der Stadt wie etwa Schützenfeste oder Karnevalsfeiern. Apropos Narretei: Der junge Pfarrer ist gern selbst jeck, in Issum stand er mit einem Kollegen in der Bütt. Als klar war, dass er von Kleve nach Voerde wechseln wird, googelte er, ob es dort ebenfalls Karnevalsvereine gibt. Und er wurde fündig. Der neue Pfarrer von St. Peter und Paul schließt auch einen närrischen Auftritt in Voerde nicht aus, wenn er danach gefragt würde. Was ihn am Karneval begeistert?: „Im wahrsten Sinne die Narrenfreiheit. Der Narr durfte als einziger den König vorführen. Und die tief darin sitzende Lebensfreude.“ Der Karneval ist aus seiner Sicht ein „ganz wichtiges Ventil – die Gesellschaft braucht das“.
Neuer Voerder Seelsorger: „Ich bin nicht immer der Hochdiplomatische“
Auch sonst hält Christoph Hendrix mit seiner Meinung nicht hinterm Berg, wie er selbst erklärt. Und der 34-Jährige, der von sich sagt, „nicht immer der Hochdiplomatische“ zu sein, „möchte, dass andere das auch tun“. Der Seelsorger wünscht sich „mündige Christinnen und Christen“. Dies betrifft unter anderem das Ehrenamt. Hendrix will „weg vom ,Darf ich das’ hin zum ,Möchten’“. Und Menschen müssen auch gehen, sprich, ein Ehrenamt abgeben dürfen. Der junge Seelsorger möchte als leitender Pfarrer die Menschen ermutigen, „selbst ins Handeln zu kommen, um das ,gemeinsam Kirche sein‘ zu spüren und zu erleben“. Dabei sieht er sich weniger als Chef, sondern vielmehr als Begleiter.
Christoph Hendrix verlässt tradierte Pfade. In Kleve segnete er ein gleichgeschlechtliches Paar und hätte dies auch noch häufiger getan, wäre er darum gebeten worden. „Doch auch diese Beziehungen rennen uns nicht die Türe ein“, sagt der 34-Jährige. Er vertritt die Ansicht, dass Seelsorger „biografiebegleitende Dienstleister“ sind und ein „Werkzeug für die Gottesbegegnung“ bieten, das für die Menschen, die es benutzen, passen muss. Insofern ist er auch für unkonventionelle Wege etwa bei der Liedauswahl offen. Oder beim Feiern von Gottesdiensten: Da ging es für ihn in einen Kuhstall, eine Bahnhofshalle oder an ein Seeufer. Mal sehen, welche neuen Wege der junge Geistliche mit der Gemeinde in Voerde gehen wird.
>>Info: Persönliches und Gottesdienst
In seiner Freizeit geht Christoph Hendrix seiner Leidenschaft für Marvel-Comics nach. Auch hat er ein Faible für Brettspiele. Der 34-Jährige spielt Trompete, liest und kocht gerne. Übrigens ist der gebürtige Gocher bekennender Teetrinker. Kaffee kann er so gar nichts abgewinnen. „Wie kann etwas, das als Bohne so gut riecht, so schäbig schmecken?“, fragt er sich schmunzelnd.
Dechant Wilhelm Kolks wird Christoph Hendrix am Sonntag, 15. Oktober, während eines Gottesdienstes in sein Amt als leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Peter und Paul einführen. Beginn ist um 15 Uhr. Danach besteht die Möglichkeit zu einer persönlichen Begegnung bei einem Empfang, der bei gutem Wetter auf dem Kirchplatz und ansonsten im Paulushaus stattfindet.