Kleve. Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt bietet Segnungsfeiern. Reaktionen auf Absage aus Rom seien hier vor Ort zurecht „enttäuscht und geladen“.

Segen für homosexuelle Paare? Ja klar! Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt bietet Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare an. Der Protest nach der Veröffentlichung des vatikanischen Schreibens, dass Segnungsfeiern für homosexuelle Paare eine Absage erteilte, war groß: in ganz Deutschland, im Bistum und auch in Kleve. „Das Schreiben geht an der Realität der Menschen vorbei und stößt wieder einmal vielen Menschen unnötig und vor allem verletzend vor den Kopf.“

Liebesbeziehung segnen, ebenso wie technische Anlagen und Fahrzeuge

So Kevin Hellmuth, Mitglied des Pfarreiteams und Theologe. „Es ist nicht begreifbar zu machen, dass wir eine Liebesbeziehung nicht segnen sollen, sehr wohl aber technische Anlagen und Fahrzeuge.“

Diese Meinung teilen viele Gläubige über die Landesgrenzen hinaus. Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, bezog Position und erklärte, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger seines Bistums, die homosexuelle Paare segnen, seinerseits nicht mit Sanktionen rechnen müssen.

Die leitenden Klever Pfarrer nahmen nach der Veröffentlichung des römischen Schreibens klar Stellung, unter ihnen Propst Johannes Mecking, leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt: „Es geht in der Frage dieser Segnung um eine Neubewertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral. Veränderungen sind da möglich, das zeigt die Geschichte der Theologie. Ein bestimmendes Nein wird der Verantwortung gegenüber einer so komplexen Frage nicht gerecht. Das spüre ich auch an den zurecht enttäuschten und emotional sehr geladenen Reaktionen in der Gemeinde und im Freundes- und Bekanntenkreis.

Im Übrigen: In der Vergangenheit haben wir hier in der Pfarrei, wo der Wunsch vorgetragen wurde, die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in einer gottesdienstlichen Feier angeboten und wollen es auch in Zukunft so anbieten.“

‘Vor Gott sind alle Menschen gleich‘, heißt es in der Bibel

Das klare Ja dieser Stellungnahme zu den Segnungsfeiern findet auch bei den Gemeindemitgliedern Zustimmung und wird vom Pfarrei-Team in dieser Klarheit mitgetragen: „‘Vor Gott sind alle Menschen gleich‘, heißt es in der Bibel. Es stimmt mich traurig, dass dies in der katholischen Kirche wohl für homosexuelle Menschen nicht gilt,“ sagt Ellen Rütter, Verbundleiterin der katholischen Kindertagesstätten der Pfarrei. „Als ‘Betroffene’ begrüße ich den Protest. Besonders als homosexuelle Arbeitnehmerin in der Kirche lebte man in ständiger Angst, wegen seiner sexuellen Orientierung Konsequenzen seitens des Arbeitgebers erfahren zu müssen. Nachdem ich mich meinem Arbeitgeber offiziell geoutet habe, wurde mir zugesagt, dass ich keinerlei Konsequenzen zu befürchten habe. Glücklicherweise habe ich selbst vor zwei Jahren die Segnung der Partnerschaft mit meiner Frau erleben dürfen. Diese Erfahrung war sehr befreiend“, sagt sie.

Ohne Heimlichkeit und ohne Versteckspiel

„Uns ist es wichtig klarzumachen, dass uns jede/r willkommen ist. Liebe zwischen Menschen kann für uns keine Sünde sein. Diese Beziehungen sind ein Segen für uns alle und sollen gesegnet werden!“, meint Kevin Hellmuth.

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus Kleve und Umland„Wir, Ehrenamtliche wie Seelsorger/innen, stehen geschlossen hinter dieser Position und wollen vor Ort diese Offenheit für alle Menschen leben, die dem vatikanischen Schreiben unserer Meinung nach fehlt. Wir freuen uns schon auf die Segnungsfeiern bei uns in und mit der Gemeinde, mit genau der Offenheit und Öffentlichkeit, die die Liebe der Paare verdient, ohne Heimlichkeit und ohne Versteckspiel“, unterstreicht Petra Hähn, Leiterin des Jugendzentrums „Kalle“ die Position der Pfarrei.

Bei Fragen oder Interesse an Segnungsfeiern stehen Pfarrei-Team und Seelsorgeteam bereit. Kontakt: ; weitere Kontaktdaten unter: www.himmelfahrt-kleve.de