Voerde. Nach dem Absacken der Emscherbrücke fehlt eine Bahnverbindung. Behelfsbrücke soll im zweiten Halbjahr 2024 stehen. Reicht das den Firmen?
Der Hafen Emmelsum wirbt mit seinen guten Anbindungen: Binnenschiffe können anlegen, be- und entladen werden, die Autobahn A3 liegt in der Nähe und es gibt auch einen Bahnanschluss. Für die Logistikbranche alles wichtige Sachen. Doch leider steht einer dieser Wege seit Ende Juni nicht mehr zur Verfügung. Welche Auswirkungen die Sperrung der Bahnstrecke Oberhausen-Spellen nach dem Absacken der Emscherbrücke für die Firmen im Hafen Emmelsum hat, war Thema im Ausschuss für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung.
Bürgermeister Dirk Haarmann hatte schon einige Tage nach dem Ereignis deutlich gemacht: Für den Hafen Emmelsum ist dieser Bahnanschluss lebenswichtig, über einen längeren Zeitraum könne man auf diese Verbindung nicht verzichten. Auch Andreas Stolte, Geschäftsführer der Hafengesellschaft DeltaPort, hatte Ende Juni beschrieben, mit welchen Problemen DeltaPort und die im Hafen angesiedelten Firmen zu kämpfen haben. Im Ausschuss berichtete er am Dienstag, was sich bislang getan hat, wie die Unternehmen auf den Wegfall des Bahnanschlusses reagiert haben.
Bahnstrecke ist eine wichtige Verbindung
Die Daten und die Ereignisse Ende Juni haben sich bei Andreas Stolte ins Gedächtnis eingebrannt. Denn die Nebenstrecke Oberhausen-Spellen ist die einzige Zugverbindung zum Hafen. Sie spielt eine große Rolle, denn DeltaPort setzt auf die Binnenschifffahrt und auf den Schienenverkehr. Lastwagen sollen nur für die letzte Meile eingesetzt werden. Und diese wichtige Anbindung an den Schienenverkehr war durch die Sperrung der Bahnstrecke gekappt worden. „Wir standen im kontinuierlichen Austausch mit der Deutschen Bahn. Ich bin noch nie so gut von der Bahn betreut worden. Die Mitarbeiter unterstützen uns, wo sie nur können“, berichtete der Geschäftsführer im Ausschuss.
Und es wurde eine Lösung gefunden. Die Unternehmen im Hafen Emmelsum hätten eine Perspektive erhalten, da die Bahn in einem Schreiben mitgeteilt hatte, dass die Behelfsbrücke im zweiten Halbjahr 2024 stehen werde. Diesen Zeitraum könnten die Firmen überbrücken. „Alle sitzen in einem Boot und rudern in die gleiche Richtung“, beschrieb Andreas Stolte im Ausschuss die Situation. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, glücklicherweise ist das Auge noch drin“, betonte er.
Den Aussagen wurde geglaubt
Bürgermeister Dirk Haarmann erklärte, dass sich die Deutsche Bahn in der Verantwortung sieht, alle seien bemüht, dass die Prozesse, die Prüfungs- und Genehmigungsverfahren, so weit wie möglich beschleunigt werden. Mit Blick auf die im Hafen angesiedelten Firmen sagte er, dass man ihnen dankbar sei, weil sie den Aussagen Glauben schenken und keine überstürzten Verlagerungsentscheidungen getroffen haben.
Zunächst sah es nicht aus, dass eine Behelfsbrücke zur Verfügung stehen würde. Dann wurde eine Brücke gefunden, die genutzt werden kann. Mit über 60 Metern ist sie gut 20 Meter länger als die abgesackte Brücke. Das hat aber einen Vorteil: Die Widerlager müssen nicht im Wasser stehen. Dennoch gebe es grundsätzliche Probleme. Planungsprozesse dauern einfach zu lange. So werden für die Planung der neuen Brücke sechs bis acht Jahre benötigt. Das ist ein Problem in unserem Land, so der Ausschussvorsitzende Nicolas Kotzke.
Keine längere Sperrung der Strecke nötig
Ob für den Einbau des neuen Brückenbauwerks eine längere Sperrung der Strecke nötig sei? Der Neubau soll nach Angaben der Deutschen Bahn Mitte der 30er Jahr stehen. Ein Vorteil sei, dass die jetzt für die Behelfsbrücke hergestellten Untergründe für die Widerlager auch für das neue Brückenbauwerk genutzt werden können. Es sei also keine längere Sperrung der Strecke nötig. „Alte Brücke raus, neue Brücke rein“, beschrieb es Andreas Stolte. Sechs bis acht Wochen würde das in Anspruch nehmen.
Für die Zukunft müsse man aber dafür sorgen, dass der Hafen nicht nur über eine Bahnstrecke angefahren werden könne. Eine zweite Anbindung sei wünschenswert. Hierbei könnte die Reaktivierung der Strecke Oberhausen-Voerde für den Personenverkehr behilflich sein. Angedacht ist eine Verlängerung bis Wesel. Die Anlieger im Hafen Emmelsum würden davon profitieren. Dann würde eine Verbindung zur Hauptstrecke Emmerich-Oberhausen zur Verfügung stehen.
Lösung wurde gefunden
Der Stadthafen Wesel hat eine Anbindung an die Hauptstrecke. Und diese Anbindung wird zurzeit vom im Hafen Emmelsum angesiedelten Unternehmen Sappi genutzt. Züge mit Sappi-Waren fahren zum Hafen Wesel, dort gibt es auf dem Pilkington-Gelände eine Umladestation. Allerdings müssen die Züge auf dem Weg in den Stadthafen fünf unbeschrankte Bahnübergänge passieren. Für die Sicherung der Übergänge stellt DeltaPort das Personal, so können komplette Züge den Hafen erreichen oder ihn verlassen. Allerdings ist die Verbindung zurzeit auch gekappt, da die Hauptstrecke wegen des Betuwe-Ausbaus gesperrt ist.
Die Auswirkungen der gesperrten Bahnstrecke spürt auch die Hafengesellschaft DeltaPort, an der die Stadt Voerde beteiligt ist. Es seien 50 Prozent weniger Mengen umgeschlagen worden, es legen weniger Schiffe im Hafen Emmelsum an. Welche monetären Auswirkungen die Sperrung auf die Hafengesellschaft haben wird, könne zurzeit noch nicht überschaut werden. Bei den Firmen seien bislang keine Arbeitsplätze abgebaut worden, hieß es im Ausschuss.