Voerde. Die Busse der Niag fallen derzeit gehäuft aus – das ärgert besonders die Eltern von Schulkindern. So reagiert das Verkehrsunternehmen.
Markus Rissel ist genervt – und verärgert. Zum dritten Mal innerhalb einer Woche zeigt die Niag App auf seinem Smartphone an, dass die Fahrt der Linie 81 am frühen Vormittag ausfallen wird. Genau die Tour auf der Buslinie, die seine beiden Töchter eigentlich nehmen müssten, um aus dem Rheindorf Mehrum zur Schule zu kommen. „An drei Tagen fiel die Fahrt am Morgen aus, einmal ging am Mittag keine zurück“, erklärt der Familienvater und Vorsitzender der Bürgerinteressengemeinschaft Rheindörfer Götterswickerhamm, Löhnen, Mehrum. Ähnlich dürfte es auch den anderen Eltern in den Rheindörfern ergehen, deren Kinder auf den Linienbus angewiesen sind, um zur Schule zu gelangen.
Problem für Schulkinder: Wie zur Schule kommen, wenn kein Bus fährt?
„Und bei der Niag ist mal wieder niemand erreichbar“, erzählt er weiter. Er habe alle Nummern durchprobiert und niemand konnte ihm Auskunft geben, was los ist. Im besten Fall wird man auf die Smartphone-App verwiesen. Aber auch die ist nicht immer hilfreich. „In der Schule gibt es ein Handy-Verbot“, sagt er. Und zuhause nutze die App auch nur wenig, wenn keiner da ist, um die Kinder zur Schule zu bringen. „Kürzlich, als der Bus mal wieder nicht kam, sind meine Töchter aufs Fahrrad gestiegen und zur Schule gefahren“, berichtet er.
In entsprechendem Alter geht das. Aber was macht eigentlich ein zehnjähriges Kind, das eventuell auf die Busverbindung angewiesen ist? Alleine ein Taxi rufen – und dafür dann auch immer Geld parat haben? „Das Kind steht dann mit dem Problem unter Umständen alleine da.“ Er fragt sich, ob man im Falle eines Fahrtausfalls nicht zumindest ein Großraum-Taxi losschicken könnte, um die Schulkinder einzusammeln. Einen Taxibus müsse man auf der Linie 81 zu den anderen Fahrtzeiten teilweise ohnehin bestellen.
Problem bei der Niag: Hoher Krankenstand bei den Busfahrern
Es käme derzeit überall im Niag-Gebiet, das die Kreise Wesel und Kleve umfasst, zu Fahrtausfällen, erklärt Michael Block, Pressesprecher des Unternehmens. „Wegen des aktuell überdurchschnittlichen Krankenstands bei Busfahrerinnen und -fahrern sind die Unternehmen in der NIAG Unternehmensgruppe sowie die von ihr beauftragten, mittelständischen Busunternehmen in der Region gezwungen, die Anzahl der Fahrten zu reduzieren“, erklärt er. „Dazu kommt der seit Jahren anhaltende Personalmangel im gesamten ÖPNV, der auch die Unternehmen in der Region hart trifft. Für die Ausfälle der einzelnen Fahrten bitten wir unsere Fahrgäste um Entschuldigung und um Verständnis.“
Dabei hätten gerade die Schulkinder Priorität: „Unser Ziel ist, vor allem die Fahrten fortlaufend durchführen zu können, mit denen Schülerinnen und Schülern zur Schule und nach Hause kommen“, so Michael Block. Mittlerweile seien schon alle „Springer“, die bei der Niag angestellt sind, komplett in den laufenden Fahrbetrieb eingebunden. „Aktuell fahren auch wieder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Verwaltung, die einen Busführerschein und die notwendigen Qualifikationen haben, einzelne Touren. So versuchen wir kurzfristig, einzelne Lücken zu schließen.“
Offenbar ist das aktuell nicht immer möglich, wie nicht nur die Fahrtausfälle in Voerde zeigen. Auch aus Dinslaken nahm eine Familie Kontakt zur Redaktion auf. Hier war die Linie 19 des Öfteren ausgefallen, sodass eines der Kinder öfter mit dem Fahrrad losmusste, anstatt sich bequem in den Bus zu setzen.
Was tun, wenn kein Bus kommt?
Die Idee von Markus Rissel, im Fall der Fälle Taxibusse loszuschicken, wird bei der Niag ebenfalls schon umgesetzt. „Dieses wird in Einzelfällen bereits so gehandhabt. Da allerdings die Beförderungskapazität der so verfügbaren Pkw eher gering ist, findet dieses nur bei Fahrten mit einer geringeren Fahrgastnutzung statt“, erklärt Niag-Pressesprecher Markus Block.
Wenn ein Bus gar nicht fährt, oder mit mehr als 20 Minuten Verspätung kommt und keine alternative Linie fährt, greift die so genannte Mobilitätsgarantie. In dem Fall könnten sich Fahrgäste auch ein Taxi rufen. „Im Rahmen der Mobilitätsgarantie werden Kosten erstattet, die durch die Nutzung anderer öffentlicher Verkehrsmittel entstanden sind“, erklärt Michael Block. Die entsprechende Quittung muss dazu innerhalb von 14 Tagen bei der Niag eingereicht werden.
Block hofft, dass die Probleme in den nächsten Wochen – mit Abebben der Krankheitswelle bei den Fahrern – ebenfalls behoben sein werden. Bis dahin setze man bei der Niag das Personal flexibel ein und plane „alle verfügbaren Kräfte“ für die Fahrten ein.