Voerde. Der Kita-Neubau in Spellen wird nicht nur später fertig, sondern auch viel teurer. Wie viel tiefer die Stadt jetzt in die Tasche greifen muss.
Der Bau der neuen Kindertagesstätte in Spellen wird deutlich teurer als zunächst kalkuliert: Nach der aktuellen Prognose rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten in Höhe von 4,35 Mio. Euro. Das sind 734.000 Euro mehr als ursprünglich angesetzt. Die berechnete Investitionssumme hatte die Verwaltung auf NRZ-Anfrage unlängst mit 3,6 Mio. Euro angegeben. Angestrebt werde eine Fördersumme von bis zu 2,4 Mio. Euro. Nun muss im Rathaus neu gerechnet werden. Mit den Mehrkosten steigt auch der Eigenanteil, den die Stadt für die Errichtung der neuen Kita in Spellen zu tragen hat. Dieser wird nunmehr mit rund 2,3 Mio. Euro angesetzt. Das bedeutet für die Kommune eine finanzielle Mehrbelastung von fast 774.000 Euro.
Stadt Voerde: „Sehr deutliche Abweichungen“ von den Kostenberechnungen
Die Verwaltung führt verschiedene Gründe dafür an, dass der Kita-Neubau teurer wird: Einer ist, dass die Nutzfläche in dem Gebäude mit 890 Quadratmetern um knapp 60 Quadratmeter größer ausfällt als geplant. Damit verbunden sind Mehrkosten in Höhe von fast 130.000 Euro. Zudem hätten sich bei den Ausschreibungen für Rohbau, Fenster, Innentüren, Lüftung und Putz „sehr deutliche Abweichungen“ von den Kostenberechnungen der beteiligten (Fach-)Planer ergeben – vier nach oben und eine nach unten, erläutert die Verwaltung. Hier ist von insgesamt rund 408.000 Euro an Mehraufwand die Rede. Auch sei aufgrund der „beengten Grundstücksverhältnisse“ – die neue Kita in Spellen hat ihren Standort neben der Astrid-Lindgren-Schule – ein erhöhter Material- und Arbeitsaufwand entstanden, um die Fläche baureif und zugänglich zu machen.
Damit für die seit knapp einem Jahr laufende Baumaßnahme die noch anstehenden Aufträge erteilt werden können, muss die Politik die überplanmäßigen Mittel in Höhe von 734.000 Euro freigeben. Zuständig dafür ist der Stadtrat, der aber regulär erst wieder am 26. September tagt. Deshalb ist für kommenden Donnerstag eine Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses anberaumt. Das Gremium hat „eine Entscheidungsbefugnis für Angelegenheiten des Rates, die keinen Aufschub dulden“, erläutert die Verwaltung in der Beschlussvorlage für die Politik. Vorgeschaltet wird sich am Donnerstag der zuständige Bau- und Betriebsausschuss mit dem Thema befassen.
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Die Eilentscheidung, die dem Stadtrat Ende September zur Genehmigung vorgelegt werden soll, sei notwendig, „um Störungen und Stillstand im Bauablauf zu vermeiden“, begründet die Verwaltung das Vorgehen. Die Maßnahme befindet sich ohnehin schon in Verzug: Der Kita-Neubau soll, Stand jetzt, Mitte März 2024 fertiggestellt werden. Zunächst war die Inbetriebnahme zum neuen Kindergartenjahr 2023/2024 anvisiert worden, das am 1. August beginnt. Danach war von Ende Dezember 2023 die Rede gewesen. Doch auch dieser Termin war nicht zu halten. Der Hauptgrund laut Stadtverwaltung: die Nichtverfügbarkeit der Innentüren.
Die Verwaltung schlägt vor, das zusätzlich benötigte Geld für die Kita-Baumaßnahme in Spellen mit Mitteln zu decken, die für den Neubau der Kita an der Grünstraße auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm veranschlagt sind. Dies wäre dann möglich, wenn die Politik beschließt, die Maßnahme an Dritte zu übertragen. Zur Erinnerung: Nachdem die Kirchengemeinde als Bauträger für die auf ihrem Grundstück geplante neue Kindertagesstätte zurückgetreten war, wollte die Stadt die Kita in Eigenregie errichten. Nun habe die Betreiberin der Einrichtung, die Evangelische Kinderwelt, den Vorschlag unterbreitet, dass ein Investor den Kindergarten errichtet und an den Betreiber vermietet. „Die Stadt wäre damit um diese Baumaßnahme entlastet“, erklärt Stadtpressesprecherin Miriam Lütjann gegenüber der NRZ.
>>Info: Zwei Sondersitzungen am Donnerstag, 3. August
Über das Investorenmodell im Fall der „Kita Grünstraße“ werden der Bau- und Betriebsausschuss sowie der Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag, 3. August, im nichtöffentlichen Teil der Sitzungen beraten. Die öffentliche Sitzung des Bau- und Betriebsausschusses am 3. August beginnt um 17 Uhr im Großen Sitzungssaal (Raum 101) des Rathauses. Dort tagt im Anschluss daran – angesetzt ist ab 17.30 Uhr – der Haupt- und Finanzausschuss.