Voerde. Spellener Kita-Neubau wird deutlich später fertig als geplant. Wie viele Kinder zunächst leer ausgehen und wie die Stadt die Verzögerung erklärt.
Als Ende August 2022 neben der Astrid-Lindgren-Schule in Spellen die Spaten in den Boden gesetzt wurden und damit der symbolische Startschuss für den Neubau der Kita erfolgte, stand eine Fertigstellung des Gebäudes innerhalb eines Jahres im Raum. Doch daraus wird nichts: Die Inbetriebnahme rechtzeitig zum neuen Kindergartenjahr 2023/2024 am 1. August ist bereits längst vom Tisch. Und auch der zuletzt kommunizierte Termin Ende Dezember 2023 kann nicht gehalten werden. Im Rathaus rechnet man nun mit einer Fertigstellung des Gebäudes im nächsten Frühjahr: „Der aktuelle Bauzeitenplan des beauftragten Architekten sieht eine Fertigstellung Mitte März 2024 vor“, erklärt Miriam Lütjann, Pressesprecherin der Stadt Voerde, auf Anfrage der NRZ.
Den Grund für die weitere Verschiebung erfuhr die Politik zuletzt vor einigen Wochen im Bau- und Betriebsausschuss: Dort war von einer Nichtverfügbarkeit von Innentüren und Zargen die Rede – wobei bisher Erstgenanntes die größte Verzögerung darstelle, wie Miriam Lütjann weiter ausführt. Zum momentanen Baustand erklärt sie, dass die Fassade fertig sei und das Dach zum Großteil auch. „Aktuell wird die Haustechnik installiert sowie die Sanitärinstallation durchgeführt. Außerdem werden die Fenster montiert“, berichtet Lütjann. Noch aus stünden Arbeiten in den Bereichen Estrich, Bodenbelag, Trockenbau und an den Außenanlagen. Des Weiteren müssen noch Malerarbeiten und der besagte Einbau der Innentüren erfolgen.
Davon, dass der neue Kindergarten neben der Astrid-Lindgren-Schule in Spellen nicht, wie anvisiert, zum Beginn des neuen Kita-Jahres beziehungsweise nun bis Ende 2023 fertiggestellt werden kann, sind nach Angaben der Stadt zehn Kinder unmittelbar betroffen. Für sie stehe zunächst kein Platz in einer Kita zur Verfügung, erklärt Miriam Lütjann. Gemeinsam mit dem Träger – das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) wird den Kindergarten in Spellen bekanntlich betreiben – würden für alle betroffenen Familien Lösungen gesucht.
Der Stadtpressesprecherin zufolge kommen dafür mehrere Optionen in Betracht: Eine ist, einzelne Gruppen in den Einrichtungen des CJD übergangsweise überzubelegen. Zur Erinnerung: Der Träger betreibt zurzeit zwei Kindertageseinrichtungen an einem Interimsstandort – und zwar so lange, bis die Neubauten fertiggestellt sind und in Betrieb gehen können. Die Zwischenlösung für die Kita in Spellen – ein Komplex in Modulbauweise – befindet sich auf einer Fläche in unmittelbarer Nachbarschaft zum Voerder Gymnasium in Friedrichsfeld. Der Interimsstandort für die neu geplante Kita Voerde-Ost, die noch nicht im Bau ist, wurde in Voerde auf dem Ascheplatz gegenüber dem Freibad an der Allee eingerichtet. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Gebäude in Modulbauweise.
Ein weiterer Lösungsansatz ist laut der Stadtpressesprecherin, dass die von der Bauverzögerung in Spellen betroffenen Kinder länger in der Kindertagespflege verweilen, wenn sie denn dort bereits betreut werden. Überhaupt verweist die Verwaltung auf das Angebot von Betreuungsplätzen in der Kindertagespflege als Kompensationsmöglichkeit. Oder: „Einzelne Eltern warten bis zur Fertigstellung und Eröffnung am endgültigen Standort“, umreißt Lütjann die vierte Option. Die Stadtpressesprecherin betont: „Die Lösungsentwicklung erfolgt im engen Dialog mit den betroffenen Eltern.“
380 Kinder besuchen ab 1. August in Voerde neu eine Kita
Im nächsten Kindergartenjahr werden laut Lütjann in Voerde 380 Kinder neu eine Kita besuchen. In der Kindertagespflege sind es zurzeit insgesamt 183 Kinder – wobei die Jüngsten die Mehrheit bilden: 174 Mädchen und Jungen sind unter drei Jahre (U3), neun älter als drei Jahre (Ü3). Bei der Kindertagespflege würden stetig neue Kinder aufgenommen. Dort gebe es keinen Stichtag, zu dem eine konkrete Zahl beziffert werden könnte, die zum nächsten Kindergartenjahr aufgenommen werden, erläutert Lütjann: „Rein statistisch/planerisch zur Berechnung des Platzbedarfes wurde in der Jugendhilfeplanung von 44 freien Plätzen zur Versorgung von Kindern mit Betreuungsbedarfen ausgegangen.“
74 Kinder werden in der neuen Kita in Spellen ab voraussichtlich Frühjahr 2024 betreut. Zu der Frage, aus welchen Stadtteilen die Mädchen und Jungen kommen, erklärt die Stadtpressesprecherin, dass die Auswertung dazu nur in der Rückschau möglich sei. Basierend auf dem bisherigen Kita-Betrieb bis 2022, sei festzustellen, dass die Kinder aus fast allen Stadtteilen kommen: „Die Mehrheit (rund 50 Prozent) kommt bisher aus Friedrichsfeld, ca. 25 Prozent aus Spellen (inklusive Emmelsum und Rheindörfer) und ca. 25 Prozent aus Voerde-Mitte und Möllen“, sagt Lütjann. Auf weitere Sicht aber wird sich nach Angaben der Stadtpressesprecherin ein anderes Bild bieten: „Da die Kita neu ist und bisher noch nicht an ihrem endgültigen Standort betrieben wurde, ist davon auszugehen, dass diese Verteilung sich zukünftig in Richtung des Stadtteils Spellen verschieben wird – wobei als Haupteinzugsbereich neben dem Stadtteil Spellen weiterhin Friedrichsfeld zu sehen sein wird.“
>>Info: Kosten und Förderung
Die Investitionssumme für den Kita-Neubau in Spellen liegt laut Kostenberechnung bei 3,6 Millionen Euro. Angestrebt werde eine Fördersumme – nach Abzug eines zehnprozentigen Eigenanteils der Stadt – von bis zu 2,4 Millionen Euro.