Dinslaken. Nach dem Regen und den Schäden am Deich bleiben beim Infoabend viele Fragen offen. Emschergenossenschaft erklärt: Das sind die nächsten Schritte.
Noch schnell einen Blick von der Brücke Heerstraße auf das abgerutschte Ufer der Emscher werfen. Dann geht es weiter zur Feuerwehr. Im Gerätehaus des Löschzuges Eppinghoven will die Emschergenossenschaft informieren, will Fragen der Anwohner beantworten. Viele sind gekommen, rund 120 Teilnehmer nehmen Platz in der Halle. Es geht um die Frage, wie es passieren konnte, dass nach dem starken Regen der Deich derart beschädigt wurde. Was passiert mit der abgesackten Eisenbahnbrücke? Wie sieht es künftig mit der Sicherheit des Deiches aus? Den Fragen der Anwohner stellen sich Prof. Dr. Ulrich Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, Projektleiter Jörg Müller und Bürgermeisterin Michaela Eislöffel.
Auf einen Rückblick auf die Umgestaltung der Emschermündung verzichten die Anwohner, das könne man überspringen, heißt es, als der Projektleiter anfangen will. Sie wollen zu den Ereignissen der vergangenen Woche kommen. Ist etwas falsch gelaufen, wurden Fehler bei der Neugestaltung der Emschermündung gemacht? Mit diesen Fragen sind sie zu dieser Veranstaltung gekommen. Und es wird an ein Hochwasser im Jahre 1996 erinnert.
Viel Wasser habe die Emscher schon häufiger geführt, einen solchen Schaden am Deich habe es aber nicht gegeben. Deshalb fragen einige Teilnehmer nach der Fließgeschwindigkeit. Einer sagt, die Flutung der neuen Mündung sei zu früh geschehen. Die Emscher hätte nicht im November umgeschwenkt werden dürfen.
Suche nach der Ursache dauert noch an
Durch die Baumaßnahmen habe sich die Fließgeschwindigkeit erhöht. Das habe zu den Schäden geführt, vermuten Anwohner. Die Schuld an den Schäden am Deich und der Brücke trage deshalb die Emschergenossenschaft. Paetzel verwies auf die Planung, auf Berechnungen. Die Suche nach der Ursache laufe noch, es werde auch noch etwas dauern, bis Ergebnisse präsentiert werden können, teilt die Pressestelle der Emschergenossenschaft am Donnerstag auf Anfrage mit.
Wie der Chef der Emschergenossenschaft Mittwochabend betont, habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Leib und Leben oder für Hab und Gut bestanden. Der Auslöser für die Ereignisse am Freitagmorgen sei der Starkregen gewesen, der zu einem Anstieg des Pegels geführt habe. „Einen Böschungsbruch haben wir gehabt, keinen Deichbruch“, so Paetzel. Die Siedlung am Stapp sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Den Bewohnern müsse aber klar sein, dass sie wegen der Lage am Deich einer besonderen Gefährdungslage ausgesetzt seien.
Auf die Eisenbahnbrücke könne man nicht mehrere Jahre verzichten
Einige Anwohner haben eine andere Ansicht. Ein Mann meint, es sei die falsche Reihenfolge der Arbeiten gewesen, die zum Abbruch des Deiches geführt habe. Bei den Planungen hätte die höhere Fließgeschwindigkeit der Emscher berücksichtigt werden müssen, hieß es auch. Paetzel verweist darauf, dass man erst den Schwenk in den neuen Mündungsraum habe machen müssen, um dann die anderen Bauarbeiten durchführen zu können.
Nicht erfreut sind Anwohner, dass sich Arbeiten an der Emscher nun wieder verlängern, dass Baustraßen notwendig sind. Die seien erforderlich, um an die abgesackte Eisenbahnbrücke zu gelangen. Sie werden von der Heerstraße auf beiden Seiten der Emscher hergerichtet. Dafür würden rund zwei Wochen benötigt. Aus Sicht von Dirk Haarmann, Bürgermeister der Stadt Voerde, müsse es schnell gehen. Man könne wegen Anbindung an den Hafen Emmelsum nicht mehrere Jahre auf diese Brücke verzichten.
Diese Schritte unternimmt die Emschergenossenschaft
Und was will die Emschergenossenschaft unternehmen, um solche Beschädigung künftig auszuschließen? „Es werden Flächen geschaffen, damit weniger Wasser in Richtung Dinslaken gegeben wird“, war eine Antwort, die Paetzel dazu gab. Im Holtener Bruch wird eine Aue vorbereitet. Warum diese nicht vergangene Woche geflutet wurde, wollte jemand wissen. Das konnte man nicht, das durfte man nicht, so Paetzel. Im nächsten Jahr werde der Holtener Bruch in Betrieb genommen. Auch im Bereich Wehofen plane man Veränderungen an der Emscher. Und man werde sich die Emscher flussaufwärts bis zur Kläranlage anschauen. Die Emschergenossenschaft nehme die Sicherheit von Menschen sehr erst. Und Paetzel versprach, dass man sich in einem Jahr wiedersehen werde, um zu schauen, wie es gelaufen ist.